VW in Chemnitz
Nachdenklich und gesprächsbereit - Kollegen vor dem Tor VW Chemnitz
Direkt vor einem langen Wochenende sollte die Stimmung eigentlich bestens sein. Das war sie nicht - und das lag nicht am trüben Wetter. Ich sprach die Kollegen an: „Gegen die Kahlschlagpläne des Vorstands - In die Offensive gehen! In anderen Werken wird über die Vorbereitung eines Streiks diskutiert. Was meint ihr?“ Vereinzelt kam als Antwort: „Erst mal abwarten“. Aber die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen nahm gerne das Flugblatt der MLPD „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil“.
Ein Kollege äußerte sich zornig und verbittert über die Situation in Deutschland: „Alles zu spät hier, das ist nur noch Rotz, da kannst du gar nichts mehr machen“. Aber woran liegt das Ganze? Ich sagte ihm: „Die bürgerlichen Parteien, von der CDU über die SPD bis zu den Grünen, die machen alle nur Politik für das Kapital. Und die AfD sind die allerschlimmsten. Die wollen alle auch keine Umweltpolitik machen, die haben nur Angst, dass China so viel E-Autos auf den Weltmarkt schmeißt, wo sie nicht mithalten können. Dass sie dann so zurückfallen wie damals Nokia. Das liegt am Kapitalismus.“
Die notwendige Diskussion um eine gesellschaftliche Perspektive und Lösung war damit aufgeworfen. „Was willst du denn sonst machen?“, so der Kollege. Ich habe mich dann für den echten Sozialismus ausgesprochen. Das alleine überzeugte ihn jedoch noch nicht und braucht es auch noch mehr kurze vertiefende Argumente.
Mit anderen Kolleginnen und Kollegen hatte ich Diskussionen um das heute morgen erschienene Interview mit Christiane Benner als IG Metall-Vorstand. "Darin klang sie schon wieder so wie: Wir kommen uns entgegen. Und dann wird auf tausende Arbeitsplätze verzichtet.“ Dazu nickten die Kollegen meistens, das Spiel kennen sie.
„Darum gib uns deinen Namen und deine Telefonnummer. Damit wir in Kontakt treten und Informationen austauschen können. Das Flugblatt wird heute an allen VW-Werken verteilt, in Zwickau, in Braunschweig und Wolfsburg, überall. Einen Streik vorbereiten können nur die Kollegen selbst, das wird der IG Metall-Vorstand nicht machen.“ Einer sagte: „Dann kommst du aber schnell ins Blickfeld der Personalabteilung.“ Und diese Sorge beschäftigt offensichtlich auch andere. Ernsthaft sagten sie aber: "Ich nehme das jetzt mal mit. Darüber muss man erst mal nachdenken."