Berlin-Marienfelde
Mercedes: Azubis am Drücker
Traditionell fand der erste Warnstreik nach dem Ende der „Friedenspflicht“ in Berlin gestern bei Mercedes in Marienfelde statt. Die Azubis traten dabei am kämpferischsten auf. Applaus gab es für die Redner besonders, wenn die Notwendigkeit der Durchsetzung der berechtigten Forderungen gefordert und das provokative Verhalten der Kapitalisten angeprangert wurden.
Schade allerdings, dass von den Rednern kein Wort zu den Herausforderungen an die VW-Belegschaft und zur Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes gegen die Arbeitsplatzvernichtung in der gesamten Automobil- und Stahlindustrie zu vernehmen war.
Insgesamt beteiligten sich rund 300 bis 350 Kolleginnen und Kollegen an dem Warnstreik. Das war etwas weniger als sonst. Zum einen, weil zahlreiche Beschäftigte in den Herbstferien im Urlaub sind. Die gesamte Produktion ruhte zwar weitgehend, doch einige gingen auch nicht mit vors Tor. Manche überlegen gar, aus der Gewerkschaft auszutreten, weil es immer große Sprüche von oben gibt, die Gewerkschaftsführung in letzter Zeit aber vor einem richtigen Streik immer zurückgewichen ist. Dies zu überwinden, erfordert jedoch gerade, die Gewerkschaften von unten zu Kampforganisationen zu entwickeln und die selbständige Initiative zu fördern.
Der Verkäufer der Roten Fahne berichtete, dass er eine größere Aufgeschlossenheit, aber auch noch eine gewisse Abwartehaltung feststellte. Die meisten Kollegen hatten, wenn überhaupt, nur Kleingeld für Broschüren und Aufkleber für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich dabei. Mein Schild der IAC-Gruppe Berlin-Brandenburg¹ „Ob VW, Mercedes, Tesla, Opel … Keine Entlassungen – Für Aktionstag aller Automobilarbeiter“ fand Beachtung, denn die Kollegen spüren, dass wir uns auf härtere Zeiten einstellen und langfristig auf einen gemeinsamen Streik aller Automobilarbeiter hinarbeiten müssen.