Vorwärts zur Arbeiteroffensive
Proteste gegen Generalangriff von VW und kämpferischer Auftakt der Metall-Tarifrunde
Provokativ hatte VW seinen Generalangriff in den letzten Tagen noch weiter verschärft. Drei Werke sollen geschlossen werden, Zehntausende entlassen und beim Rest der Belegschaft 10 % Lohn und andere Zahlungen gekürzt werden. Wenn VW damit durchkäme, wäre dies ein Dammbruch gegen die gesamte Arbeiterbewegung.
Zehntausende Metallarbeiter protestierten und streikten in den letzten Tagen gegen die VW-Provokation und in der Metalltarifrunde für 7 Prozent mehr Lohn. Ein großer Aktivposten dabei sind Betriebsgruppen der MLPD! Bei Rote Fahne News gingen in den letzten Tagen über 20 vor-Ort-Berichte ein. Herzlichen Dank an alle Korrespondentinnen und Korrespondenten!
VW ist aber nur der Vorreiter von massiven Angriffen auf die Arbeiter. Auch bei BMW oder Audi wird mit Lohnkürzungen gedroht. Audi gab heute offiziell bekannt, dass es in Brüssel ein ganzes Werk mit 3.000 Beschäftigten schließen will.
Bei den VW-Tarifverhandlungen gestern verkündete erstmal auch der VW-Vorstand offiziell Eckpunkte seines Generalangriffs. Auf der VW-Homepage heißt es: "Volkswagen fordert (so im Original!) zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit: Entgeltsenkung von 10 Prozent, Neuausrichtung Bonussystem Tarif Plus, Entfall von Sonderzahlungen, Bedarfsorientierte Anzahl von Auszubildenden".
Die massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen und Werksschließungen werden dreist als "Neuausrichtung der Beschäftigungssicherung" bezeichnet. Jetzt zeigt sich offen, was sich hinter solch wohklingenden Worten verbirgt.
IG-Metall-Bezirksleiter Gröger aus Niedersachsen zeigt sich dennoch hocherfreut, dass "VW sich nun bereit zeige, über eine Zukunft aller Standorte ohne Werksschließungen und Massenentlassungen zu verhandeln". Sicher zeigt die Kampfbereitschaft der VW-Arbeiter Wirkung. Aber diese "Bereitschaft" zu Verhandlungen ist doch eine Beruhigungspille und soll Zugeständnisse erpressen. Wieso wird mit Erpressern überhaupt verhandelt?
Heute ging die dritte Verhandlungsrunde der Metall-Tarifverhandlungen ohne messbare Ergebnisse zu Ende. Hier fordert Gesamtmetall Reallohnkürzungen mit grandiosen Angeboten wie plus 1,7 Prozent beim Lohn - ab Mitte nächsten Jahres. Die Metaller wollen 7 Prozent und viele Kollegen sagen: "Das ist das Mindeste!"
In den Korrespondenzen berichten viele von großer "Nachdenklichkeit der Kollegen", aber auch Applaus, wenn "Eskalation" versprochen wurde, Reserviertheit, wenn auf neue Verhandlungen gesetzt wird.
Die VW-Kollegen in Deutschland sind laut Konzernvorstand "zu teuer". Aber die Argumentation muss man umdrehen: Die Kollegen in den anderen VW Werken in China oder Osteuropa bzw. andere Automobilarbeiter werden viel zu billig abgespeist, weil sie noch schlechter bezahlt werden. Ausgebeutet werden sie alle von VW! Darauf kann die Antwort vom Arbeiterstandpunkt nur lauten: Kampf gegen die Spaltung und für die weltweite Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen! Die Arbeiterbewegung darf sich nicht für die Vernichtungsschlacht der internationalen Monopole einspannen lassen und um die niedrigsten Löhne und schlechtesten Arbeitsbedingungen konkurrieren.
Eine weitere VW-Provokation ist die offen wortbrüchige Ankündigung dem Werk Osnabrück, den ab 2026 zugesagten Bau des Elektro-Porsche zu entziehen, was das Ende für das Werk bedeuten würde. Man sieht, Versprechungen von VW sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.
Aus Hannover wird vom Montag berichtet: „5000 Kolleginnen und Kollegen hatten sich auf dem Werksgelände versammelt, weil die Veranstaltung, anders als im vergangenen Mai, diesmal nicht öffentlich durchgeführt wurde. Mittendrin eine Kollegen-Gruppe mit einem selbst gemalten Transparent „Ihr sucht Streit – wir sind bereit“. Das entspricht einer Richtung in der Belegschaft, die sich in den letzten Wochen deutlich verstärkt. Wir von der MLPD argumentieren am Tor aus „Es ist an der Zeit für selbständigen Streik!“ und verteilen die Broschüre der MLPD „Kapitalismus ist Krise – wir sind der Fortschritt“. Es ist auffällig, dass sich deutlich mehr Kollegen positiv zum Weg des Streiks äußern, teils von sich aus die Überlegung äußern, diesen Schritt zu gehen. In vielen Gesprächen geht es darum, das Selbstbewußtsein dazu zu fördern: wenn die VW-Belegschaft streikt, ist das ein zündendes Signal an alle anderen Belegschaften, Branchen, die Bevölkerung. Das machte manchen nachdenklich.“
In Kassel gab es am Montag vor der Kundgebung eine kämpferische Demonstration aus dem Supermarkt zur Fahrstraße mit ca. 25 Leuten. Ein neues selbständiges Element dabei war eine kleine Zwischenkundgebung und das offene Megaphon, mit dem Kollegen interviewt wurden, vor allem warum sie mit auf die Straße gehen…. Bei den Aussprachen am offenen Megaphon und Gesprächen gab es kämpferische Beiträge: „ich bin hier weil wir nichts abzugeben haben wir geben gar nichts her.“ „Ich bin hier weil wir streiken müssen“. Viele sagten aber auch „in so einer Situation muss der Staat endlich eingreifen“, was aber noch verkennt, dass der Staat ein Dienstleister der Monopole wie VW ist! So hat sich die Bundesregierung doch vor allem im Interesse der deutschen Automobilmonopole gegen EU-Strafzölle gegen Autos aus China ausgesprochen, weil davon auch viele deutsche Hersteller wie VW, die in China produzieren, betroffen wären. Die Trommelgruppe vor und während der Kundgebung in Kassel bestand zum Großteil aus Auszubildenden, die ein wichtiger Aktivposten auch in der Metalltarifrunde wie beim Auftakt in Schweinfurt sind. Der Motor der Arbeiteroffensive ist die Einheit von Jung und Alt. Ein Korrespondent berichtet: "400 hauptsächlich Jugendliche aus den Großbetrieben von SKF, ZF, Bosch und Schaeffler demonstrierten dort zur Kundgebung in die Innenstadt. Die Jugendvertreter der verschiedenen Betriebe zündeten ein Feuerwerk von Argumenten mit Kurzreden ab für die Forderung nach 170.-€ mehr. „170zig sonst wird’s hitzig“.
Aus Kassel wird vom MLPD Einsatz berichtet: „„Streiken wie bei Opel“ machten wir konkret und zeigten die Seite 11 mit den Streikrichtlinien und betonten die Erfolge des Kampfes. Vor allem die Lehre der Ablehnung der Wochenendarbeit stiess auf Nachdenklichkeit. Denn im Werk werden Zusatz -und Wochenendschichten gekloppt wie verrückt. „Wir dürfen jetzt nicht die Lager voll machen und unsere Kampfkraft schwächen“. Das brachte etliche Kollegen zum Nachdenken und stimmten uns zu. Eine alleinerziehende Kollegin meinte, wenn das mit den 10% Lohnkürzung kann ich meine Ratenzahlungen nicht mehr halten. Besonders beeindruckt waren die Kollegen darüber wie die Opel-Kollegen durch so viele Spenden ihren selbständigen Streik finanziert haben.“
Es ist zu begrüßen, dass Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender bei VW Kassel, von „Eskalation“ sprach und ankündigte „wir werden kämpfen kämpfen kämpfen“ und auch von einem „24-Stunden-Powerstreik“ sprach. Gleichzeitig forderte er, dass die Politik und VW endlich tragfähige Konzepte vorlegen sollen. Unser Vorschlag für solch ein Konzept liegt längst auf dem Tisch: Konzernweiter Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Weltweit gemeinsamer Kampf der Automobilarbeiter. Sofortige Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich! Keine Spaltung in Stamm- und Zeitarbeiter! Eine Belegschaft, ein Kampf!
Aus Wolfsburg wird vom 2. Verhandlungstag bei VW über die zersetzend Rolle der bürgerlichen Massenmedien berichtet: „Stündlich darf die ganze Bevölkerung über das Radio Anteil nehmen an der „Not von VW“ und wird auf den notwendigen Verzicht eingestimmt. „Ich bin Werker in der Entgeldgruppe 7. Da bleiben knapp 2500,- € übrig, wie denken die sich das?“ so eine Kollege, als wir mit der MLPD Veröffentlichung 1 zur Tarifrunde am Tor standen. Endlich Argumente gegen die Lügen, wir würden unsere Privilegien verteidigen oder der Umweltschutz wäre „übertrieben!“
Viele erhalten auch höhere Löhne. Aber überall viele Sorgen vor dem Kommenden.
Ob er die MLPD kenne und was er davon halten würde sich in einer Arbeiterpartei zu organisieren? „Ja, mal ansehen was du da hast!“ Andere waren überzeugt, das gekämpft werden muss – aber wie sollen wir das hinkriegen? Klar müssen wir streiken, aber die haben alle schiss, das klappt nie!“ An machen Standorten wie Dresden und Zwickau versuchte der Werkschutz die Verteilung des Tarifaktuell 1 der MLPD bzw. der Kollegenzeitung Vorwärtsgang zu unterdrücken - allerdings notorisch erfolglos. Aus Zwickau wird dazu berichtet: „Es traten 6 Werkschützerinnen und Werkschützer auf und stellten sich körperlich massiv vor die 2 Verteiler um die Verteilung an die Kollegen zu behindern. Das wiederum gelang nur kurz, denn die meisten Kollegen nahmen weiter freundlich und interessiert das Flugblatt.…. Die Bosse von VW scheinen doch recht nervös zu werden, wenn die MLPD zeigt wie ein Kampf gegen Werkschließung erfolgreich wie bei Opel Bochum geführt werden kann und dabei auch den Ausweg aus dem kapitalistischen Krisenchaos propagiert, den Echten Sozialismus.“