VW
Was ist von der Vier-Tage-Woche zu halten, die die IG-Metall-Führung vorschlägt?
Angesichts der Ankündigung von Massenentlassungen von 30 000 Beschäftigten verbunden mit Werkschließungen durch den VW Vorstand hat IG-Metall-Chefin Christiane Benner die Vier-Tage-Woche ins Spiel gebracht: „Wir sollten nichts unversucht lassen, um die Beschäftigung zu erhalten.“ [1]
Dazu ist die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung genau richtig - aber nur mit dem vollen Lohnausgleich, auf Kosten der Profite von VW! Dass eine Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze erhält, belegt die Anfang 1994 bei VW eingeführte Vier-Tage-Woche (28,8 Stunden). [2] Damit konnten IG Metall und Belegschaften die vom VW-Vorstand geplante Vernichtung von 30.000 Arbeitsplätzen verhindern. Mit dieser Arbeitsplatzvernichtung wollte der Vorstand die Absatzkrise als Folge der Weltwirtschaftskrise von 1991 bis 1993 auf die Beschäftigten abwälzen.
Allerdings war die Einführung der Vier-Tage-Woche bei VW mit einem Lohnverlust von zehn Prozent für die Beschäftigten verbunden. Die MLPD unterstützte und förderte deshalb die Kritik an der Kapitulation der reformistischen Gewerkschaftsführung vor dem Kampf um den vollen Lohnausgleich.
Die Monopole wollten damit die Herausbildung einer revolutionären Gärung verhindern, die angesichts entfalteter Kämpfe der Arbeiterklasse und anderer werktätiger Schichten möglich war. Monopole und Regierung unternahmen deshalb einen umfassenden Taktikwechsel: durch die Stornierung ihres Krisenprogramms, Aufwertung der SPD als Opposition und des bürgerlichen Parlamentarismus, eine neue Art der Klassenzusammenarbeit mit der rechten Gewerkschaftsführung usw..
Die wirtschaftliche und politische Situation ist heute jedoch eine andere als 1994. Wir haben inzwischen in Deutschland eine offene politische Krise mit einem tiefen Vertrauensverlust in die Regierung, bürgerliche Parteien und das Parlament. Der wirtschaftliche Hintergrund ist die anhaltende Weltwirtschafts- und Finanzkrise und der Rückfall der deutschen Wirtschaft im internationalen Konkurrenzkampf. Vor allem die deutschen Automonopole haben bei der Einführung der E-Mobilität ziemlich an Boden verloren. Letztes Jahr wurden 4,1 Millionen Autos produziert. Ein Zurück zu 5,75 Millionen wie im Jahr 2017 ist heute nicht mehr denkbar. Das führt zu einer dauerhaften Unterauslastung der Produktionskapazitäten und damit zu einem Sinken der Profitrate.
Deshalb haben die Monopole einen Taktikwechsel zu offenen Angriffen auf die Belegschaften eingeleitet. Bei ThyssenKrupp und VW haben sie die jahrzehntelange Klassenzusammenarbeit aufgekündigt.
Es ist deshalb notwendig, dass die Stahl- und VW-Beschäftigten ebenfalls härter kämpfen und in die Offensive gehen. Das heißt, vom Abwehrkampf um jeden Arbeitsplatz zum offensiven Kampf um die 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich als Konzernvereinbarung überzugehen. Auf die MLPD und ihre Betriebsgruppen, mit ihren Erfahrungen aus dem Streiks wie bei Opel können sie sich dabei verlassen.