Extremwetter

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Regionale Umweltkatastrophen: Medienberichterstattung tut so, als sei das inzwischen normal!

Die Serie ausgedehnter und dramatischer regionaler Umweltkatastrophen reißt nicht ab. Was ist neu an diesen Ereignissen, welche Lehren müssen gezogen werden?

Von Dr. med. Günther Bittel
Regionale Umweltkatastrophen: Medienberichterstattung tut so, als sei das inzwischen normal!
Hochwasser im Slumviertel Mathare in Nairobi im Mai 2024 (Foto: privat)

Toskana, Marken, Ligurien, Emilia Romagna, Sizilien - Wasser, überall Wasser und Schlamm. Am Wochenende überzogen heftige Unwetter mit Starkregen mehrere italienische Regionen. Die Folgen: Überflutungen, Erdrutsche, Muren. Besonders betroffen ist Sizilien. Menschen verließen ihre Häuser oder kletterten auf die Dächer von Gebäuden und Fahrzeugen. In der Stadt Caltanissetta wurde das Krankenhaus teilweise überschwemmt. In Catania verwandelten sich die Straßen in Sturzbäche. Das Wasser stürzt die Hänge des Ätna herunter. Dieses Extremwetterereignis ist nur ein einzelner Ausschnitt aus dem weltweiten Umweltgeschehen. Die Serie regionaler Umweltkatastrophen ist Ausdruck, dass die globale Klima-, die globale Umweltkatastrophe begonnen hat und sich weiter entwickelt!

Millionen Menschen betroffen

Am letzten September-Wochenende traf der Hurrikan Helene in den USA auf Land und richtete in fünf Bundesstaaten Verwüstungen und gigantische Überschwemmungen an. In einigen Ortschaften stand das Wasser meterhoch, Millionen von Menschen wurden von Strom und Verkehrsverbindungen abgeschnitten. Gleichzeitig gab es in Nepal nach massiven Regenfällen verheerende Überschwemmungen, die besonders die Hauptstadt Kathmandu trafen. Hunderte von Menschen verloren ihr Leben.

 

Vorausgegangen waren große Überschwemmungen nicht nur in Ost- und Mitteleuropa, sondern auch in weiten Teilen Westafrikas. Im Süden Afrikas sorgt dagegen lang anhaltende Dürre für Missernten und Hungersnot. Infolge von Hitze und Dürre brannten große Wald- und Buschflächen in Portugal, Griechenland und Kalifornien. In China und Vietnam richtete der Supertaifun Yagi verheerende Schäden an, brachte Schiffe zum Sinken und Brücken zum Einsturz – Experten bezeichneten ihn als den „heftigsten Tropensturm seit Jahrzehnten.“ Sogenannte „Jahrhundertfluten“ kommen inzwischen in Abständen von wenigen Jahren!

 

Die Berichterstattung der großen Medien unterschlägt das Drama in Afrika, weil es die gegenwärtige Hetzkampagne gegen Migranten und Rechtfertigungen für die betriebene Aushöhlung des Rechts auf Asyl stören würde! In einer Videobotschaft an die Bundesdelegiertenversammlung der Umweltgewerkschaft berichtete eine Umweltaktivistin aus Malawi, dass infolge von anhaltender Dürre und dann plötzlich einsetzendem Starkregen in ihrem Land 18 Millionen Menschen an Hunger oder Unterernährung leiden, darunter viereinhalb Millionen Kinder – bei einer Bevölkerung von insgesamt 20 Millionen Einwohnern! Die Zahl der Länder, die bei Hitzerekorden die 50-Grad-Marke übersteigen, nimmt von Indien bis Nordafrika zu. Auch in den europäischen Mittelmeerstaaten wie Griechenland wurde in diesem Sommer die 45-Grad-Marke überschritten, viele Anbauflächen wurden zerstört. Das bedeutet, dass die Zahl der Regionen, in den Menschen nicht mehr leben können, weltweit zunimmt. Sie müssen fliehen oder sterben!

Die Kämpfe gegen die reaktionäre Umwelt- und Flüchtlingspolitik gehören zusammen!

Im Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen – was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur“ behandelt das Kapitel „Die globale Umweltkatastrophe erzwingt riesige Fluchtbewegungen“ (S. 420) diesen Zusammenhang:

 

„Riesige Menschenströme werden sich zunächst in den noch bewohnbaren Gegenden des jeweiligen Landes ballen; gegenwärtig sind mindestens 58 Prozent der Flüchtlinge Binnenflüchtlinge. Doch Millionen Menschen werden sich ihr Recht auf Flucht auch in imperialistische Kernländer nicht nehmen lassen. Sie werden letztlich weder durch reaktionäre Asylgesetze, faschistische Pogrome noch durch Zäune, reaktio­näre Küstenwachen, staatlich legitimierte faschistische »Pushbacks« oder paramilitärische Einrichtungen wie »Frontex« aufzuhalten sein. Die Fluchtbewegung ist nicht nur Ergebnis, sondern verschärft auch die Umweltkatastrophe.“ (S. 421)

 

Es ist menschenverachtend, wenn vor diesem umweltkatastrophalen Hintergrund die deutsche Bundesregierung und die Mehrheit der bürgerlichen Parteien, allen voran die CDU, mit Begriffen wie "illegale Migration" gegen Flüchtlinge hetzt. Wenn sie mit ultrareaktionären und faschistoiden Plänen und Maßnahmen das Recht auf Asyl de facto abschafft und konsequente Umweltschutzmaßnahmen im Interesse der führenden Monopole verhindert. für die Politik faschistischer und reaktionärer Parteien und Regierungen ist, dass sie notwendige Klima- und Umweltschutzmaßnahmen genauso fanatisch bekämpfen wie Migranten. Dabei ist es höchste Zeit für die Menschheit, umfassende Schutzmaßnahmen vor den Folgen der globalen Umweltkatastrophe einzuleiten, wozu auch gut geplante und freiwillige Umsiedelungsprogramme für Vertriebene der Umweltkatastrophe gehören. Und es muss natürlich alles unternommen werden, um noch reversible Faktoren der Umweltkatastrophe zu stoppen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wo dies noch möglich ist. Renaturierung von Mooren und Wälder gehören in diese Kategorie.

 

Wer die Existenzgrundlagen der Menschheit retten will, muss auch die faschistische Gefahr, sowie die gesamte Rechtsentwicklung bekämpfen. Um hier im Wettlauf mit der Zeit erfolgreich zu sein, müssen revolutionäre Parteien und Jugendverbände wie in Deutschland die MLPD und der REBELL gestärkt werden. Denn der Erfolg im Wettlauf mit der Zeit erfordert die revolutionäre Überwindung des kapitalistischen Gesellschaftssystems und den Aufbau sozialistischer Staaten der Welt, in denen die Einheit von Mensch und Natur gesellschaftliche Leilinie ist! Es braucht weltweit überparteiliche und kämpferische Umweltorganisationen als Massenorganisationen und den internationalen Zusammenschluss im gesellschaftsverändernden Umweltkampf. Ein wichtiger Schritt dahin wird die Vorbereitung eines internationalen Umweltratschlags sein, der 2026 stattfinden soll. Auf dem Webinar der United Front (Internationale antiimperialistische Front gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung) am 13. Oktober war unter anderem die weltweite Vorbereitung des diesjährigen Internationalen Umweltkampftages am 16. November ein wichtiges Thema.

 

Zum Internationalen Umweltkampftag wird in den nächsten Tagen und Wochen auf Rote Fahne News und im Rote Fahne Magazin weiter berichtet.