Kampfansage an die Beschäftigten

Kampfansage an die Beschäftigten

Mercedes - ein neuer Sanierungsfall, der auf Kosten der Belegschaft "gerettet" werden muss?

Den Rückgang beim Gewinn vor Zins und Steuern (EBIT) um 63,8 Prozent im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum nimmt der Vorstand zum Anlass, „härtere Sparmaßnahmen“ anzukündigen.

Von wb

„'Wir werden das ganze Gerüst (Framework) überarbeiten, weil wir noch mehr sparen müssen', kündigte der Finanzvorstand Harald Wilhelm an. Obwohl im Vergleich zu 2019 bereits große Fortschritte erzielt worden seien, wolle man nun noch einen Schritt weiter gehen. Alles werde überprüft. Das betreffe alle variablen als auch fixen Kosten, wie zum Beispiel das Personal.“ [1]

 

Eine Kampfansage an die Beschäftigten, die nicht hingenommen werden darf. Deshalb ist es zunächst mal wichtig, sich mit der Rechtfertigung des Vorstandes und den realen wirtschaftlichen Hintergründen auseinanderzusetzen.

 

Insgesamt verkaufte die Mercedes-Benz AG im dritten Quartal 2024 (Juli bis September) 1,4 Prozent weniger PKW als im Vorjahreszeitraum. Klingt wenig dramatisch. Den Vorstand und die Großaktionäre beunruhigt aber, dass der Profit und die für die Großaktionäre so wichtige Kapitalverwertung eingebrochen ist: So schrumpfte die Umsatzrendite auf 4,7 Prozent gegenüber 12,4 Prozent. Im ersten Halbjahr 2024 lag sie noch bei etwa 10 Prozent.

 

Der Finanzvorstand erklärt diese Entwicklung mit zwei wesentlichen Faktoren: dem schwächelnden China-Geschäft und einem 'weniger günstigen Produktmix.1 Mercedes habe bisher kein „Gegenangebot für den chinesischen Markt“, um mit BYD, Nio oder MG konkurrieren zu können. Diese produzieren und verkaufen immer höherwertigere E-Autos auf höchstem technischem Stand zu wesentlich niedrigeren Preisen. Der Gewinneinbruch rührt zum anderen auch daraus, dass Mercedes im Luxus-Segment im letzten Quartal 12 Prozent weniger verkauft hat.

 

Damit bestätigt sich auch bei Mercedes die Einschätzung der MLPD, dass „die besondere Aggressivität (der Monopole) einen ökonomischen Hintergrund im verschärften Rückfall Deutschlands im internationalen Konkurrenzkampf“ [2] hat. Der Vorstand von Mercedes kann sich auf bürgerliche Autoexperten wie Ferdinand Dudenhöfer stützen, der sagt: Damit „ist Mercedes auf dem Niveau der Sanierungsmarke VW angekommen“. Wie bitte? Mercedes ein Sanierfall, der im letzten Jahr einen Gewinn (EBIT) von 14,5 Milliarden Euro auswies und der jetzt vielleicht einige Milliarden drunter liegt?

 

Auch die sich verstärkende Diskussion um die Fehleinschätzung von Källenius, dass sich Luxusautos als Goldesel für Rekordprofite immer verkaufen, soll von den gesetzmäßigen Krisen des Kapitalismus ablenken. Denn auch VW mit seinen Modellen für die Massen hat Probleme bei der Verwirklichung der angestrebten „Zielrendite“.

 

Die MLPD und ihre Betriebsgruppen bei Mercedes schlagen deshalb den Kolleginnen und Kollegen vor: nicht zu warten, bis raus ist, wie die „Sparpläne“ im Detail aussehen werden! Jetzt gilt es in den Abteilungen und  gewerkschaftlichen Gremien zu beraten und Festlegungen zu treffen, um den selbständigen Kampf um jeden Arbeitsplatz und für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich vorzubereiten und zu organisieren. Das gehört auch zum Thema im aktuell stattfindenden Tarifkampf gemacht.