Aschauer Volksbühne
„Kreuzwechsel“ – eine Rezension
Mit großem Erfolg spielt die Aschauer Volksbühne im Zillertal das Theaterstück „Kreuzwechsel“. Die Aufführungen im kleinen „Wohnzimmer“ des Schauspielhauses sind seit Wochen ausverkauft. Die beiden Orte der Handlung sind ein Wirtshaus und die Wohnstube des Sägewerkbesitzers Schmidhofer. Sie spielt in der Zeit von 1937/1938.
Das Familien- und Dorfdrama spiegelt den damals stattgefundenen Machtkampf zwischen den rivalisierenden reaktionären Kräften des krisengeschüttelten christlich-faschistoiden Schuschnigg-Regimes und den aufstrebenden Nationalsozialisten wider. Dieser endete bekanntlich am 13. März 1938 mit dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das faschistische Deutsche Reich.
Die Kontrahenten im Schauspiel sind der jüdische Wirtshausbesitzer Simon und der fanatische Nazi-Anhänger Schmidhofer. Dessen Tochter Magdalena entpuppt sich im Verlauf der sich überschlagenden Ereignisse als uneheliches Kind des Wirtshausbesitzers. Unter dem moralischen Druck der patriarchalischen Verhältnisse heiratete die Mutter den Sägewerksbesitzer und gab das Kind als dessen Tochter aus. Während die Hitler-Faschisten immer dreister ihre unverhüllten Drohungen zur Schau stellten, hofften der jüdische Wirtshausbesitzer und seine Tochter auf eine legale Ausreise nach Amerika. Ein Sohn des Sägewerkbesitzers versuchte vergeblich zu beschwichtigen, dass es doch nicht so schlimm kommen würde. Schließlich wurde das Jesus-Kreuz an der Wand durch die Hakenkreuzfahne ausgetauscht. Der Terror entfaltete sich, als der Nazi Schmidhofer Magdalena als Judenhure beschimpfte und umzubringen drohte und sein Sohn Lukas sich dessen Pistole bemächtigt ...
Beeindruckend waren auch die musikalischen Zwischenspiele durch Gitarre und Kontrabass von Paul Haberl und Gerhard Keiler. Unter anderem schon zu Beginn mit der Melodie von dem Lied „Wir sind die Moorsoldaten“. Die Vorführung brillierte durch die engagierten Laien-Schauspielerinnen und -Schauspieler. Denjenigen des Tiroler Dialekts Unkundigen entgingen viele Pointen und Feinheiten. Trotzdem konnte man den roten Faden und die Intention von Martina Keiler gut verfolgen. In einer Zeitungsankündigung heißt es: „Kreuzwechsel ist mehr als ein Stück Geschichte – es ist eine kraftvolle Erinnerung und ein Aufruf zum Nachdenken und zur Wachsamkeit“. Und so war es auch gedacht und das Stück als Beitrag zum Wahljahr 2024 verstanden.
Gespräche mit Besuchern zeigten uns, dass sich viele Menschen im Dorf Sorgen über den drastischen Stimmenzuwachs der FPÖ machten. Auffällig viele charakterisierten uns gegenüber das Schauspiel als „zach“. Übersetzt kann man das mit harter Tobak umschreiben.
Gesamturteil: Prädikat wertvoll!