Islamistisch-faschistischer Terror
Klar zu verurteilen - Reaktionäre bauschen Zahl der Opfer in Deutschland aber gewaltig auf
Faschistische Verbrechen wie in Solingen – sowohl 1993, als auch 2024 – oder in Berlin 2016 sind menschenverachtend, schrecklich und müssen ethisch und juristisch verurteilt werden; das ist fraglos. Die Anschläge mit einem islamistisch-faschistischen Hintergrund werden nun genutzt, um gegen Migrantinnen und Migranten und besondere Geflüchtete zu hetzen. Aber wie real ist die Gefahr islamistisch-faschistischer Terroranschläge in Deutschland tatsächlich?
Nicht mehr als 20 Tote durch islamistisch-faschistische Täter
Der erste erfolgreiche Anschlag mit diesem konkreten faschistischen Hintergrund ereignete sich in 2006. Die ersten Todesopfer gab es 2011 – das waren zwei US-Soldaten. Die ersten zivilen Opfer folgten im Dezember 2016: 12 Menschen verloren das Leben bei dem Anschlag am Breitscheidplatz durch Anis Amri, bei dem der Verfassungsschutz eine höchst unrühmliche Rolle spielte.
Nicht mehr als 20 Menschen sind bei 17 solcher Anschläge insgesamt getötet worden; sofern man getötete Täter mitrechnet. Und bei zumindest zwei Anschlägen und vier Toten, die ich hier aufführe, ist das Motiv noch nicht sicher bewiesen. Solche Verbrechen sind in Deutschland also erstens nicht die Regel, sondern zweitens die absolute Ausnahme.
Das ist alles, während uns von bürgerlichen wie faschistischen Medien und Parteien nun gleichermaßen erzählt wird, dass von potenziell allen Migrantinnen und Migranten Gefahr ausginge. Alleine aus Syrien kamen 923.815 Personen (Stand: 31. Dezember 2023). Es erübrigt sich, hier eine Prozentrechnung aufzumachen.
Mindestens 219 Tote durch deutsch-völkische Faschisten
Jetzt mag man „Whataboutism“ schreien, aber es geht nicht darum, von der Sache abzulenken. Wenn wir die Zahlen erfassen, dann müssen wir sie auch in ein angemessenes Verhältnis setzen. Also: Von 1990 sind bis Dezember 2022 nach Angaben der Amadeu Antonio Stiftung mindestens 219 Menschen durch Anschläge von deutsch-völkischen Faschisten getötet worden. Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.
Zu dieser Dunkelziffer gehören auch durch Polizisten erschossene oder in Abschiebe- und Polizeihaft umgekommene Menschen: Die Initiative „Death in Custody“ dokumentierte 233 unaufgeklärte Todesfälle von Migranten, farbiger Menschen oder Juden in deutschem Polizeigewahrsam ab 1990 bis zum 1. August 2023.
Nüchtern betrachtet erscheint es bei solchen Zahlen jedenfalls sehr fragwürdig, wenn man glaubt, sich von der Polizei vor den Migranten schützen lassen zu müssen.