75 Jahre DGB
Tatsächliche Erfolge und alte Illusionen zum Jubiläum
Am 13. Oktober 1949 wurde in München der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB auf einem dreitägigen "Parlament der Arbeit" von 16 Einzelgewerkschaften gegründet.
Der Hitler-Faschismus hatte zuvor die deutsche Gewerkschaftsbewegung zerschlagen und zehntausende Gewerkschafter in Gefängnisse und Konzentrationslager geworfen oder zur Emigration gezwungen. Ausgehend von den negativen Folgen der Zersplitterung der Gewerkschaftsbewegung vor dem Hitler-Faschismus wurden von den politischen Gruppen in der Emigration gemeinsame Pläne zur Schaffung einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung entworfen. Ohne Rücksicht auf parteipolitische oder religiöse Einstellung oder verschiedene Berufe.
"Die wichtigste Lehre aus dem 2. Mai 1933 können die Gewerkschaften erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ziehen. Sie überwinden die weltanschauliche Spaltung der Arbeiterbewegung und schaffen die Einheitsgewerkschaft", führt das metall-Magazin 5/6 2023 aus.¹
In der Sowjetzone wurde dies unter dem Namen Freier Deutscher Gewerkschaftsbund geschaffen. In den westlichen Besatzungszonen dagegen wurde dies von reformistischen Gewerkschaftsführern wie dem Antikommunisten Fritz Tarnow in Zusammenarbeit mit den westlichen Militärverwaltungen und der reaktionären US-amerikanischen Gewerkschaftsspitze torpediert und zerschlagen. Gegründet wurde der DGB als Dachorganisation der seit 1945 aufgebauten einzelnen Industriegewerkschaften. Darin nahm der hauptamtlich tätige Gewerkschaftsapparat immer größeren Umfang an, der sich immer mehr der Kontrolle der Mitglieder entzog und die innergewerkschaftliche Demokratie unterdrückte.
Der Standpunkt der MLPD ist, dass „die Zukunft der Gewerkschaften im Zusammenschluss zu einer wirklichen Einheitsgewerkschaft liegt. Eine solche Einheitsgewerkschaft spiegelt wider, dass der Kampf um die Klasseninteressen der Arbeiterklasse und ihrer Jugend höher steht als die engstirnigen Interessen einzelner Branchen, Berufsgruppen, Fachgruppen oder Regionen.“²
Berechtigt weist die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi auf die seit der Gründung erkämpften Erfolge hin, wie „die 5-Tage-Woche, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, 40-Stunden-Woche und 8-Stunden-Tag, bezahlter Jahresurlaub, Urlaubsgeld, Kündigungsschutz, gesetzlicher Mindestlohn". Dies wurde erreicht, weil die Gewerkschaften von ihren Mitgliedern als Kampforganisationen eingesetzt und ihre volle Kampfkraft entfaltet haben!
Statt die Gewerkschaften auf den begonnenen Taktikwechsel der Monopole im Übergang zu offenen Angriffen auf die Arbeiterklasse einzustellen, bewirbt Fahimi den DGB jedoch als Partner der Wirtschaft für einen "fairen" Kapitalismus: „In den Krisen der letzten Jahre waren es standfeste Gewerkschaften, die dazu beigetragen haben, den Kahn durch stürmische See zu navigieren.“³
Der Kahn Kapitalismus ist aber längst Leck geschlagen. Ihn sicher durch die immer stürmischer werdende See zu manövrieren, ist ein vergebliches Unterfangen. Gegen den Generalangriff der Monopole braucht es die Gewerkschaften als Kampforganisationen und nicht als Co-Krisenmanager. Sowie eine offene, sachliche Diskussion über eine grundsätzliche gesellschaftliche sozialistische Alternative, damit die Menschheit nicht mit dem schrottreifen Kahn Kapitalismus untergeht.