Shell-Studie 2024

Shell-Studie 2024

Jugend: Ihre größte Sorge ist Krieg – und sie ist eher links

In der letzten Shell-Studie von 2019 wurde die Jugend mit dem Markenzeichen „Generation Greta“ versehen. Das Engagement in der FFF-Bewegung war dominierend. Jetzt haben die Themen Krieg, Faschismus und Wirtschaftskrise einen größeren Stellenwert unter der Jugend bekommen.

Von gos
Jugend: Ihre größte Sorge ist Krieg – und sie ist eher links
Antifaschistisch eingestellte Jugendliche: wachsendes Bedürfnis nach Zusammenarbeit und tiefgehender Diskussion (Essen, Juni 2024). Foto: Rote Fahne

Im Gegensatz zu manch anderen Studien bemüht sich die Shell-Studie um eine repräsentative Erfassung aller Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren. Sie unterscheidet jedoch nicht nach Klassenherkunft und -zugehörigkeit, sondern bildet einen Durchschnitt durch alle Klassen und Schichten.

Größte Sorge: Krieg

Die Angst vor der Eskalation eines Kriegés, ob in der Ukraine/Europa oder im Nahen Osten, hat sich fast verdoppelt von 46 auf 81 Prozent. Interessant ist aber, dass viele Jugendliche eine von der Bundesregierung und den Massenmedien abweichende selbständige Meinung haben: Nur die Hälfte befürwortet.z.B. die Forderung, Deutschland sollte die Ukraine militärisch unterstützen. Und nur knapp ein Drittel findet es gut, dass sich Deutschland im Gaza-Krieg so eindeutig auf die Seite Israels gestellt hat. Genauso viele lehnen dies ab. 50 Prozent fordern, das Leid der palästinensischen Bevölkerung mehr zu beachten.

Politisches Interesse wächst

- vor allem bei Mädchen: Zum ersten Mal überhaupt zeigen sie so viel politisches Interesse wie Jungen. Insgesamt 51 Prozent informieren sich aktiv über die politischen Entwicklungen, deutlich mehr als 2019 mit erst 36 Prozent. Die Ängste von Jugendlichen sind aber nicht mit Resignation verbunden: Langfristig wächst die Bereitschaft zum politischen Engagement und liegt bei 37 Prozent gegenüber 20 Prozent 2006. Allerdings bezieht sich dieses Engagement nicht auf „die politischen Parteien“, mit denen sie „unzufrieden“ seien, wie die Studienmacher etwas nebulös formulieren. Charakteristisch bleibt der Optimismus: Sie vertrauen darauf, dass es eine lebenswerte Zukunft für sie gibt.alle gemeinsam eine lebenswerte Zukunft schaffen können.

Eher links als rechts

Die Politisierung steht auch in Zusammenhang mit der Polarisierung in der Gesellschaft. Bei den männlichen Jugendlichen sind sowohl das rechte als auch das linke Lager gewachsen, bei den weiblichen nur das linke. Insgesamt bezeichnen sich als ausgesprochen links, 14 Prozent und weitere  32 Prozent als „eher links“. Ausgesprochen rechts nennen sich 4 Prozent, als „eher rechts“ weitere 14 Prozent. Insgesamt sehen sich 25 Prozent der jungen Männer rechts oder eher rechts. Bei den Frauen sind es elf Prozent. Das Verhältnis von Links zu Rechts ist also 46 zu 18 – ein Ergebnis, mit dem andere Studien z.B. von Hurrelmann nicht gerechnet haben. Was allerdings auch niemand beruhigen kann: 18 Prozent sind viel zu viel und 7 Prozent mehr als 2019.

Umweltbewusstsein

Der sogenannte Klimawandel folgt als Problem mit 63 Prozent mit einem geringfügig geringeren Wert als 2019. Das insgesamt in der ganzen Gesellschaft und besonders unter der Jugend gewachsene Umweltbewusstsein ist in jüngerer Zeit von anderen Themen etwas überlagert worden und etwas zurückgegangen.

Kritik an sozialen Medien – und Kirche

Zwar nützen immer mehr Jugendliche die digitalen Medien. 90 Prozent fordern, dass etwa das Erkennen von Fake News in der Schule unbedingt unterrichtet werden müsste! Wie diese Medien hat auch die Religion stark an Vertrauen der Jugend eingebüßt. Nur noch die Hälfte ist Mitglied einer der beiden christlichen Kirchen. 49 Prozent beten laut eigener Aussage nie; 2002 waren das nur 29 %.

Weitere Ängste

Mit Abstand nach der Angst vor Krieg (81 Prozent) rangiert im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise die Sorge vor wachsender Armut mit 67 Prozent. Rasant gestiegen ist die Angst vor einer „wachsenden Feindseligkeit zwischen den Menschen“ (64 Prozent) und dabei auch vor Ausländerfeindlichkeit (58 Prozent). Bei einem Teil der Jugendlichen verfängt die reaktionäre Hetze von bürgerlichen Politikern und bürgerlichen Medien, wenn 34 Prozent Sorge vor "weiterer Zuwanderung" haben. 58 Prozent haben mit steigender Tendenz die Befürchtung, dass  rassistische Gewalt eine Bedrohung ist. 57 Prozent sind für die Aufnahme von Flüchtlingen, also weitaus mehr als die Bundestagsparteien. Neu in der Untersuchung ist die Frage nach der „sozialen Ungerechtigkeit“: 63 Prozent sind der Meinung, dass in der Gesellschaft, in der wir leben, soziale Ungerechtigkeit herrscht.

 

Nach dieser ersten Analyse werden wir in der nächsten Zeit die Studie insgesamt noch gründlicher auswerten und weitere Ergebnisse veröffentlichen.

 

Jugend braucht Perspektive!

 

Siehe dazu:

 

Warum brauchen wir eine sozialistische Jugendbewegung und was sind ihre weltanschaulichen Grundlagen?

 

Unsere Zukunft: Echter Sozialismus! Organisier dich im REBELL!