Filmtipp
„In Liebe, eure Hilde“
Am Donnerstag startete der antifaschistische Spielfilm „In Liebe, eure Hilde“ bundesweit in den Kinos. Er fand bereits bei seiner Uraufführung im Februar 2024 im Rahmen der Berlinale große Anerkennung und Beifall. Dass er erst jetzt in die Kinos kommt, hat einen besonderen Grund: Regisseur Andreas Dresen und die Produktionsfirma wollten dem im Februar angelaufenen und Oscar-prämierten Film „The Zone of Interest“, der aus einer ungewohnten Perspektive das Grauen des Holocaust zeigt, wegen des gleichen Genres keine Zuschauer wegnehmen.
Andreas Dresen erzählt in seinem Film von der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“, die sich während des Zweiten Weltkriegs dem Nazi-Regime entgegengestellt hat. Das Schicksal von zwei Personen dieser Gruppe, Hilde und Hans Coppi, steht im Mittelpunkt. Dank einer herausragenden Liv Lisa Fries in der Rolle von Hilde Coppi (1909-1943) und ihres Geliebten und späteren Ehemanns Hans Coppi zeigt Dresen am Beispiel dieser antifaschistischen Widerstandskämpfer den mutigen, aufopferungsvollen Kampf junger Menschen, die sich nicht dem Nazi – Terror beugen. Ohne Effekthascherei und übertriebenem Pathos.
Gleichzeit ist es eine Geschichte über die Liebe in Zeiten des Faschismus und über eine selbstbewusste Frau. In einer Szene dankt Hans seiner Freundin dafür, dass sie für ihn all die Gefahren auf sich nehme. Hilde lässt ihn empört stehen, weil er ihr kein eigenständiges antifaschistisches Denken zutraut. Sehr berührend werden auch ihre letzten Lebensmonate von der Verhaftung 1942 über die Haft im Frauengefängnis Barnimstraße, wo sie ihren Sohn zur Welt bringt, bis zur Hinrichtung durch das Fallbeil in Berlin-Plötzensee erzählt.
In dieser Stärke des Films, die keinen Zuschauer kalt lassen wird, wird gleichzeitig auch eine Schwäche des Films deutlich: Was Hilde und die anderen Beteiligten in den Widerstand führte, ihre Beweggründe, ihre Vorstellungen über ein Deutschland nach dem Faschismus kommen im Film nicht vor. Das Anschauen lohnt sich trotzdem auf alle Fälle. Wann bekommt man schließlich in der heutigen Filmlandschaft einen Film über den antifaschistischen Widerstand zu sehen, der ganz ohne antikommunistische Häme auskommt.
Unter www.filmstarts.de kann man erfahren, in welchen Kinos der Film zu sehen ist.