Zwickau
Gazas Kinder sollen leben
Unter dem Motto „Gazas Kinder sollen leben“ fand am Sonntag, dem 13. Oktober 2024, eine Gedenk- und Protestaktion auf dem Hauptmarkt in Zwickau statt.
Vor etwa vier Wochen hatte eine Gruppe begonnen, mit künstlerischen Mitteln die Situation in Gaza deutlich zu machen. Ein völlig zerstörtes Haus (Puppenhaus), eine kaputte Schule, Puppenwagen, Puppen und anderes Spielzeug mit Blutspuren, Leichensäcke von Kindern. Eine Palästinafahne aus 5000 Puzzleteilen stand symbolisch für jedes getötete Kind, sie müsste dann nur dreimal so groß sein. Dazu jeweils Infotafeln mit aktuellen Fakten und zur Geschichte. Teile der Installation möchten wir auch auf dem Frauenpolitischen Ratschlag zeigen.
Das Ziel war darüber mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, an Infopunkten Fragen zu beantworten und Vorbehalte abzubauen. In der Vorbereitung setzen wir uns mit verschiedenen unberechtigten Angriffen auseinander und schafften die Zusammenarbeit zu stärken. Wir verwahrten uns dagegen den Protest am Völkermord in Gaza als Antisemitismus zu verunglimpfen. Wir fühlen uns mit den Friedensbewegung in Israel verbunden, sprechen Israel das Existenzrecht nicht ab und trauern auch um die getöteten Jugendlichen beim Nova-Festival. Einige Migranten äußerten allerdings Angst vor Abschiebung, wenn sie sich beteiligen. Trotzdem wurden es immer mehr und vielfältigere Unterstützer.
Gekommen waren am Sonntag mindesten 100 Menschen, die meisten aus Zwickau, aber auch aus Leipzig, Chemnitz, Dresden. Darunter eine ganze Reihe Migranten aus Palästina, Syrien und Libanon. Alle nahmen auf verschiedene Art an der etwa zweistündigen Aktion teil und eine ganze Reihe Passanten hörten zu.
Vorgetragen wurde das Schicksal mehrerer Kinder - manchmal mit erstickender Stimme der Sprechenden, was das Grauen dieses Krieges deutlich machte. Zur Sprache kam die Verantwortung der Bundesregierung für diesen Krieg mit der Forderung nach sofortiger Einstellung aller Waffen- und Kriegslieferungen. Aufgezeigt wurden die Hintergründe der bereits seit 76 Jahren dauernden Vertreibung der Palästinenser. Die Groß-Israel-Pläne von Netanjahu mit dem Ziel, große Teile des Nahen Ostens diesem Groß-Israel einzuverleiben.
Berichte direkt aus Gaza wurden auf arabisch oder englisch abgespielt und auf deutsch übersetzt. Ein Palästinenser bedankte sich ausdrücklich für diese Aktion und erklärte, wie wichtig unser Protest und unser Mitgefühl ist und dass es wiederum nach Gaza weiter geleitet wird. Es gab Information zur Unterdrückung der Palästina-Solidarität an deutschen Hochschulen und der Solidarität von 300 Professoren in Deutschland. Aufgedeckt und protestiert wurde gegen die geplante Anbindung deutscher Hochschulen an die Bundeswehr und an die Kriegsvorbereitung.
Umrahmt wurden die Beiträge von Musik und immer wieder von Sprechchören wie „Stop, stop the genocide, free, free Palästine, free, free Libanon“. Ein Höhepunkt war eine Gedenkminute. Es wurden Blumen niedergelegt und anschließend unsere Wünsche für die Kinder gerufen:
Von Zwickau bis nach Palestine, Kinder wollen glücklich sein
Von Zwickau bis nach Libanon, Kinder träumen doch davon
Von Zwickau bis nach Syrien, Kinder lieben Ferien
Von Zwickau bis nach Yemen, Kindern Ängste nehmen
Von Zwickau bis nach Palestine, Kinder wollen frei sein
Als würdiger Abschluss ließen Kinder Seifenblasen in die Luft steigen zusammen mit ihren Träumen und Wünschen für eine Welt ohne Krieg. Zum Schluss waren sich alle einig, dass es eine sehr gelungene Aktion mit vielen Informationen und kulturellen Elementen war. Eine ganze Reihe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern erklärten sich bereit, in der nächsten Zeit weiter zusammenzuarbeiten.
Auch die Freie Presse berichtete halbwegs sachlich über die Aktion: https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/zwickauer-hauptmarkt-gespalten-gaza-demo-vorm-rathaus-am-schumanndenkmal-israel-flaggen-artikel13559744 (leider kostenpflichtig)
Zeitgleich hat eine Pro-Israel-Aktion von etwa 20 Personen stattgefunden. Allerdings gab es in dieser Gruppe auch Überlegungen, ob sie sich an der Aktion „Gazas Kinder sollen leben“ beteiligen. Am nächsten Tag stellten sie an der vor dem Rathaus hinterlassenen Gedenktafel mit Blumen und Kerzen auch ihre Kerzen nieder. Ein Schritt gemeinsame Forderungen nach Beendigung des Krieges zu festigen, Vorbehalte abzubauen und den Zusammenschluss zu fördern. In der gegenwärtig eskalierenden Kriegssituation ein bedeutsames Zeichen.