Pressemitteilung von Offensiv

Pressemitteilung von Offensiv

„Dieser Streik hat mir meine Würde als Arbeiter zurückgegeben!“

OFFENSIV, Initiative für eine kämpferische gewerkschaftliche Betriebsratsarbeit, hat unter der Überschrift "Jahrestag des Streiks der Bochum Opelaner: 'Dieser Streik hat mit meine Würde als Arbeiter zurückgegeben!'" am heutigen 12. Oktober eine aktuelle Pressemitteilung veröffentlicht. Rote Fahne News dokumentiert sie.

„Dieser Streik hat mir meine Würde als Arbeiter zurückgegeben!“
Großdemonstration in Bochum am 19. Oktober 2004 (rf-foto)

Im Begletbrief zur Pressemitteilung schreibt Steffen Reichelt, Betriebsratsmitglied der Opel Group Warehousing GmbH: "Sehr geehrte Damen und Herren, mit unserer beiliegenden Pressemitteilung möchten wir Sie an den Jahrestag des großen Streiks der Bochumer Opelaner von 2004 erinnern, der am kommenden Montag vor zwanzig Jahren begonnen hatte. Wir möchten Sie außerdem informieren über das Fest vom vergangenen Samstag, das mit 1.000 Teilnehmern zu diesem Anlass in Bochum stattgefunden hat. Dieser Jahrestag erhält in der heutigen Situation höchste Aktualität angesichts der harten Auseinandersetzungen und bevorstehenden Kämpfe in vielen Konzernen der Stahl- und Automobilindustrie. Gerne möchten wir Ihnen neben unserer Pressemitteilung das einmalige Angebot machen, für Ihre Berichterstattung aktive und ehemalige Opel-Arbeiter und Aktivisten des Streiks zu befragen, die ausführliche Rede von OFFENSIV mit Schilderungen und Schlussfolgerungen aus unserem Streik zu zitieren oder auch Ton- und Bildaufnahmen von unserem Fest zu erhalten. Für weitergehende Informationen über den Streik und die darauf folgenden zehn Jahre des Kampfs gegen die Werkschließung weise ich außerdem hin auf das Buch „Was bleibt... 10 erkämpfte Jahre Opel Bochum 2004 bis 2014" (Gärtner-Leymann, Reichelt, ISBN 978-3-88021-437-8).

Was bleibt ...

144 Seiten

17,50 €

 

Anbei außerdem einige Web-Links zu Filmen und Nachrichtensendungen von 2004, die die Dimension der damaligen Auseinandersetzung anschaulich machen:

 

https://www.youtube.com/watch?v=gM71YnXs3F4

https://youtu.be/h2Fc2ik8CW8?si=-TL8S1oFPRYmGHyG

https://youtu.be/xSMN8aw8M5U?si=Y8z4BFlcH313Mnnf

https://youtu.be/_VXvcKRT32s?si=8g-yRwZbu8dtyKwi

https://youtu.be/RW03Mqh5LI4?si=Y7j0adqjoxR98oQ2

Pressemitteilung von OFFENSIV zum Jahrestag des Streikbeginns

Ein Ereignis, über das berichtet werden muss: Am 14. Oktober vor 20 Jahren traten wir Bochumer Opel-Arbeiter in einen Kampf, der in die Geschichte einging und zu einem festen Bestandteil der Arbeiterbewegung wurde. Mit unserem siebentägigen selbständigen Streik, der Werksbesetzung und den Torblockaden hat unsere Belegschaft nicht nur die Schließung der Fahrzeugproduktion für zehn Jahre verhindert, sondern Maßstäbe gesetzt! Auf dem Höhepunkt unseres Kampfs demonstrierten am 19. Oktober 2004 über 35.000 Menschen durch Bochum. Arbeiter aus 15 Werken in ganz Europa und Brasilien schlossen sich an: Vom Kampf der Bochumer Opelaner ging ein Signal der Arbeiteroffensive und der internationalen Arbeitereinheit aus. „Kämpfen wie bei Opel!“ wurde zu einer Losung der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, die gerade in der heutigen Zeit brennend aktuell ist:

 

Zehntausende unserer Kollegen bei ThyssenKrupp, Volkswagen und in unzähligen weiteren Konzernen stehen heute, so wie wir damals, vor der Entscheidung: Statt vor dem Generalangriff scheinbar übermächtiger Konzerne auf die Existenzgrundlage unserer Familien zu kapitulieren entscheiden wir uns, wie die Bochumer Opelaner kompromisslos den Weg des Kampfs zu gehen und sich das bis heute fehlende Recht auf Streik zu nehmen! Dieser Weg wurde bereits 2004 aufs Schärfste attackiert und kriminalisiert von Konzernvorständen und der damaligen Bundesregierung mit Schröder und Clement. Attackiert wurde er auch von manchen Vertretern unserer eigenen IG Metall und des Betriebsrats. Aber dieser Weg hat sich damals als der einzig richtige erwiesen, und er ist auch heute der einzige, der für uns Arbeiter in die Zukunft führt!

 

Das haben wir anlässlich des Jubiläums erneut praktisch unter Beweis gestellt mit einem überwältigenden Fest am 5. Oktober mitten in der Bochumer Innenstadt, wie es die Stadt so noch nicht erlebt hat! Unter dem Motto „20 Jahre Streik der Opelaner in Bochum – Wenn die Arbeiter das Heft in die Hand nehmen!“ kamen 1.000 Menschen aus dem ganzen Ruhrgebiet, Deutschland und darüber hinaus. Aktive und ehemalige Opelaner – allesamt aktive Gewerkschafter – aus Bochum, Rüsselsheim und Eisenach zogen in der Rede von OFFENSIV und in vielen bewegenden Zeitzeugenberichten die Schlussfolgerungen für heute. Ein Bochumer Opelaner brachte es auf den Punkt: „Wir hatten durch unseren Streik innerhalb von sieben Tagen die gesamte Opel-Produktion in Europa lahmgelegt. Das war aus meiner Sicht die einzig richtige Antwort. Mir persönlich hat der Streik meine Würde als Arbeiter wieder zurückgegeben. Ich würde jederzeit das gleiche wieder tun!“ Unser Fest war zugleich auch ein Fest der Zukunft der Jugend: „Kinder des Streiks“ berichteten über bleibende Eindrücke aus 2004 und darüber, was sie daraus gelernt haben.

 

Arbeiterdelegationen aus der Stahl- und Automobilindustrie von Stuttgart bis Berlin, aus dem Bergbau, den Gewerkschaften, Vertreter der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands, der Montagsdemonstrationsbewegung, von Frauenorganisationen und viele mehr waren nicht nur Gäste, sondern eine unverzichtbare Unterstützung, ohne die weder der Streik 2004, noch unser Fest möglich gewesen wären. Und so wie auch ein tagelanger Streik nur siegen kann, wenn Kampfmoral und Verpflegung stimmen, war auch bei unserem Fest mit Live-Musik, Bierstand, Grill und Hüpfburg für alles gesorgt. Liebevoll war alles von aktiven und ehemaligen Opel-Kollegen bis ins Detail vorbereitet worden. Bis in den späten Abend wurde getanzt und gefeiert.

 

Unzählige Grußworte aus Betrieben, von VfL-Fanclubs, der GdL und vielen anderen stärkten den Zusammenhalt. Angesichts der unweigerlich bevorstehenden Kämpfe hieß es in einem von ihnen treffend: „Die Zeit für selbständige Streiks ist gekommen. Dazu gilt es mit Selbstzweifeln fertig zu werden, das Selbstbewusstsein zu stärken, klare Signale zu setzen.“

 

Wir sind stolz darauf, mit unserem Streik und unserem Fest einen Beitrag dafür geleistet zu haben, dass Arbeiterinnen und Arbeiter sich für diesen Weg des Kampfs entscheiden.

 

Steffen Reichelt (Betriebsratsmitglied Opel Group Warehousing GmbH Bochum)
Oliver Wähnert (Vertrauensmann der IG Metall)
Marco Gehrmann (Vertrauensmann der IG Metall)

 

Die Pressemitteilung im pdf-Format