Wichtige Merkmale

Wichtige Merkmale

Der kämpferische Geist unter den Industriearbeitern ist erwacht!

Seit Jahresbeginn protestierten bei konzernweiten Aktionstagen und Protestversammlungen insgesamt über 120 000 Kolleginnen und Kollegen. Gegen geplante Arbeitsplatzvernichtung waren dies 25 000 bei Bosch am 20. März, beim IG-Metall-Aktionstag in Schweinfurt am 18. April ca. 4.000, 25 000 am 2. Juli bei Mercedes gegen die Ausgliederung der Niederlassungen, am 10. September 20 000 bei ZF und 3000 anlässlich der ersten (vorgezogenen) Haustarif-Verhandlungsrunde bei VW am 25. September.

Von gp
Der kämpferische Geist unter den Industriearbeitern ist erwacht!
Mahnwache am 24.8.2024 vor TKS in Duisburg. Foto: RF

Allein in der Stahlindustrie protestierten 13 000 Kolleginnen und Kollegen aus allen Standorten, unterstützt von Delegationen aus dem Konzern und anderen Stahlkonzernen an drei Protestaktionen (30.4., 23.5., 17.9.). Dazu kommen Tausende Kollegen, die sich in Duisburg an vier, in Dortmund an zwei selbständigen Warnstreiks beteiligt haben. An den kämpferischen Belegschaftsversammlungen bei VW an den Standorten nahmen mindestens 30 000 Kolleginnen und Kollegen teil. Am 16. September beteiligten sich Delegationen aus deutschen Autokonzernen an der Demonstration mit 10 000 Arbeitern und Unterstützern gegen die Schließung des Audi-Werks in Brüssel.

 

In diesen Kämpfen stehen sich zwei Richtungen gegenüber: Einmal, dass die Belegschaften konzernweit die Vorstandspläne offensiv angreifen und einen selbständigen Streik führen bis die Pläne vom Tisch sind – zum anderen, die Richtung der Reformisten, die auf „faire Verhandlungen“ orientiert und „sozialverträgliche, gemeinsame“ Lösungen anstreben mit der Sackgasse des „Sozialtarifvertrags“.

 

Der kämpferische Geist unter den Industriearbeitern ist erwacht. Stefan Engel traf auf dem Fest „20 Jahre Opelstreik – wenn Arbeiter das Heft in die Hand nehmen“, die Aussage, dass die augenblickliche politische Lage mit selbständigen Streiks schwanger geht. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die reformistische Taktik des Co-Managements gescheitert ist, wie jetzt bei ThyssenKrupp und VW.

 

Zumeist sind es im Moment noch Kämpfe, zu denen offizielle Gewerkschaftsvertreter aufrufen. Dabei stehen noch keine größeren Tarifrunden im Vordergrund, sondern es geht vor allem gegen Ausgliederungen, angekündigte Massenentlassungen, Werksschließungen und andere Angriffe. Bemerkenswert dabei ist, wie Arbeiter diese Aktivitäten zum Teil mit selbständigen Aktivitäten verbinden. So haben bei VW in Zwickau Tausende Kolleginnen und Kollegen eine Stunde vor der Belegschaftsversammlung selbständig gestreikt: „Wir gehen jetzt raus, wir bestimmen den Takt.“ Die selbständigen Warnstreiks der Stahlarbeiter, vier in Duisburg und zwei in Dortmund, hatten wichtige neue Merkmale:

 

  • Den kämpferischen und klassenkämpferischen Kräften im Betrieb war es gelungen, eine zuvor abwägend-skeptische Haltung bei Kollegen umzuwandeln in „klar, streiken wir heute!“
  • Es war ein richtiger Streik in Duisburg und auch Dortmund, da ein Großteil der Anlagen stand.
  • Der Streik war selbständig, weil es nicht um Tarifforderungen ging, sondern gegen die Kahlschlagspläne von Lopez und Russwurm.
  • Ein Großteil der Streikenden versammelte sich an den Toren und übernahm Verantwortung: Streikzeit war Arbeitszeit.
  • In Duisburg und Dortmund haben die Stahlarbeiter die Werkstore blockiert und keinen LKW mehr rein oder rausgelassen. In Duisburg wurde dies sogar gegen die Polizei durchgesetzt.
  • An verschiedenen Toren kam das offene Mikrofon zum Einsatz und auch Abstimmungen unter den Kollegen wurden durchgeführt.
  • In Dortmund führten die Kollegen eine eigenständige Demonstration durch mit einer zeitweiligen Straßenblockade.
  • Das Auftreten der MLPD wurde überwiegend bei den Kolleginnen und Kollegen begrüßt, selbst bei einem Großteil der hauptberuflichen IG-Metall Funktionären. Vereinzelte antikommunistische Attacken gegen Vertreter der MLPD setzten sich nicht durch.

 

Diese Elemente höherzuentwickeln, dazu eine Überzeugungsarbeit und ein Bewusstsein unter den Kollegen zu schaffen, sind Voraussetzungen für unbefristete, konzernweite selbständige Streiks bei ThyssenKrupp, VW und anderswo. Lernen vom Weg der Opel-Kolleginnen und -Kollegen und ihrem selbständigen Streik bedeutet hier vor allem auch, von der jahrelangen Kleinarbeit und Organisationsarbeit zu lernen, ohne die dieser Streik nicht zustandegekommen wäre.

 

In den letzten Monaten kam es auch andernorts zu vereinzelten zeitlich befristeten selbständigen Streiks. So streikten am 26.9. 600 Kollegen der Montagehalle bei Mercedes-Benz in Bremen für eine Stunde. Sie forderten die Rücknahme der Entlassung von 166 Leiharbeitern. Der kämpferische Einsatz und Zusammenhalt zwischen Kollegen der Stammbelegschaft und Leiharbeitern ist ein wichtiges Moment der Überwindung der Spaltung der Arbeiter. Am 7.10. legten  etwa 200-250 Kolleginnen und Kollegen der B Schicht bei Mercedes in Düsseldorf zeitweilig die Arbeit nieder, um  gegen die Pläne von Mercedes zu protestieren. So plant Mercedes die Arbeitszeit bis auf 10 Stunden auszudehnen, eine Samstag-Spätschicht einzuführen, den Krankenstand um 5% zu senken und die Bandgeschwindigkeit um etliche Prozente zu steigern.

 

Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD, stellte in der Presseerklärung des ZK der MLPD vom 2.10. völlig zu Recht fest: „Es ist kein Zufall, dass solche Aktionen besonders dort stattfinden, wo auch die MLPD ihre stärksten Bastionen hat. Hier hilft sie mit ihren Betriebsgruppen den Belegschaften, konsequent für ihre Interessen zu kämpfen und zu streiken."

 

Was bleibt ...

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Der erwachende kämpferische Geist der Industriearbeiter kommt auch in einer Politisierung der Belegschaften zum Ausdruck.

 

  • „Köln stellt sich quer“, unterstützt vom örtlichen DGB, rief nach den großen, millionenfachen antifaschistischen Demonstrationen dazu auf, am 21.3. viertel vor Zwölf die Arbeit niederzulegen. Einzelne DGB-Bezirke riefen sogar dazu auf, auf die Straße zu gehen. Auch wenn es außer Köln zu keinen größeren öffentlichen Aktionen kam, fanden viele kleine und größere betriebliche antifaschistische Aktionen statt. Ein ermutigender erster Schritt. Denn es ist Aufgabe der Arbeiter, volle Verantwortung für den antifaschistischen Kampf zu übernehmen.
  • Dazu Gabi Fechtner: „In Verbindung mit solchen Kämpfen kann man auch den Einfluss der faschistischen AfD besser zurückdrängen. Zwar hat sie auch unter Arbeitern mit niedrigem Klassenbewusstsein bedenklichen Einfluss erreicht. ... Eine aktuelle Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ‚Klassenbewusstsein und Wahlentscheidung' kam allerdings zu einem interessanten Ergebnis. Sie stellt fest, dass bei Arbeitern, die ein Bewusstsein für ‚antagonistische Klasseninteressen' haben, ‚weder die rechte Mitte noch die Rechtsradikalen' punkten können. In solchen Kämpfen wächst auch die Arbeiterklasse mehr zusammen, die heute wie noch nie in Deutschland international zusammengesetzt ist. Die MLPD leistet eine intensive Arbeit in der Arbeiterklasse gegen den faschistischen Einfluss, für den Zusammenhang zur Umweltfrage, für internationale Solidarität und die Verbreitung der sozialistischen Alternative."

 

Die umweltpolitische Strategiekonferenz am 20./21. in Potsdam, zu der unter anderen die Umweltgewerkschaft eingeladen hatte, wurde zu einer gemeinsamen Konferenz der Umwelt- und Arbeiterbewegung. Ein wichtiger Erkenntnisprozess war, dass die Umweltbewegung nur zusammen mit der Arbeiterbewegung als stärkste und führende Kraft erfolgreich den Kampf gegen die begonnene globale Umweltkatastrophe führen und gewinnen kann.

 

Für den morgigen 12. Oktober rufen GEW und Ver.di in München breit zu einer Demonstration gegen Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten und Rechtsentwicklung auf. Auch im Kampf gegen die wachsende Weltkriegsgefahr ist die Arbeiterklasse gefordert, sich an die Spitze zu stellen.

 

Die zahlreichen Arbeiterdelegationen aus den verschiedenen Opel-, Stahl-, VW- und Mercedesstandorten unter den 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Veranstaltung „20 Jahre Streik der Opelaner in Bochum“ nahmen die Verpflichtung mit, den „Weg der Opelaner, den Weg des selbständigen Streiks“ zu gehen.