Atomkraft
Die skandalöse Geschichte: Vom Katastrophen-Kraftwerk „Three Mile Island“ zu Microsofts KI-Zentren
Die Three Mile Island Nuclear Generating Station (TMI) nahe Harrisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania ist der Ort des schwerwiegendsten und bekanntesten Atomunfalls in den USA. Jetzt will Microsoft den Reaktor wieder in Betrieb nehmen lassen, um seine KI-Rechenzentren mit Strom zu versorgen. Trotz der Vorgeschichte der Anlage scheuen sich weder die Monopolisten aus der Computer-, noch der Energiebranche, von einem wichtigen Schritt im Sinne der natürlichen Umwelt zu sprechen.
Am 28. März 1979 kam es im Reaktorblock 2 zu einer sogenannten „partiellen Kernschmelze“. Etwa die Hälfte des Kerns schmolz in Folge eines Fehlers in der pneumatischen Steuerung der Hauptspeisepumpen, der zu einer Schnellabschaltung führte. Der Kern durchbrach jedoch nicht die Versiegelung. Im Kern entstand danach gefährlicher Überdruck, der letztlich nur durch Ablassen radioaktiver Gase in die Atmosphäre unter Kontrolle gebracht werden konnte. Zehntausende flohen damals aus der Region.
Der Block musste dauerhaft abgeschaltet werden. Die Beseitigung der unmittelbaren Schäden kostete damals 2,4 Milliarden US-Dollar; ohne allerdings den Kern jemals zu bergen. Block 2 bleibt ein ungelöstes Problem. Dennoch wurde die Anlage als Ganzes weiter betrieben – Reaktorblock 1 lief noch bis 2019 und erlebte in der Zwischenzeit zwei eigene Unfälle: 2009 entwich während Wartungsarbeiten Radioaktivität und verstrahlte mehrere Arbeiter. 2015 kam es zum Feuer in der Anlage, nachdem ein Kühlpumpenmotor überhitzte. Insgesamt ereigneten sich in den USA seit den 1950er Jahren 62 Störfälle in Atomanlagen, die bekannt wurden.
Abgeschaltet wurde Three Mile Island erst 2019, und zwar, weil der Reaktor keine Profite erwirtschaftete und der Betreiber, Exelon Generation, keinen „Bailout“, also die Übernahme der Kosten durch den Staat und damit die US-amerikanischen Massen, durchsetzen konnte. Auch damals schon war Atomkraft nur dann für die Erwirtschaftung von Maximalprofiten geeignet, wenn die immensen Kosten sozialisiert werden. Ein Drittel der US-Reaktoren war nicht mehr rentabel – in dieser Zeit traten die großen Energiemonopole in den USA die Demagogie der Atomkraft als Lösung der Klimakatastrophe los. Bryan Hanson, Senior Vice President von Exelon Generation, warnte damals, dass wenn Three Mile Island geschlossen würde, es nie wieder in Betrieb genommen werden kann.
Der Plan zur Wiedereröffnung
Am 20. September dieses Jahres wurden dann Pläne bekannt gegeben, den Betrieb wieder aufzunehmen. 2028 soll die Anlage unter dem neuen Namen „Christopher M. Crane Clean Energy Center“ wieder ans Netz gehen. Microsoft will den Reaktor – und zwar exklusiv für die nächsten 20 Jahre. Dabei macht sich Microsoft – das sich um die Natur ansonsten so wenig schert, wie jedes andere Übermonopol – die Demagogie von der vermeintlich ökologischen Kernkraft zu Nutze.
In Wirklichkeit geht es dem Computer-Technologie-Monopol nur um die Befriedigung des ungeheuren Energiebedarfs, speziell der KI. Für den jetzigen Besitzer von TMI, Constellation Energy Cooperation, geht es um die Investition und die Planbarkeit. Dafür ist der US-Energiemonopolist bereit, 1,6 Milliarden in die Sanierung des Reaktors zu investieren. Der Reaktor soll dann ca. 800 Megawatt generieren. Das ist tatsächlich nur ein Drittel der Energie, die Microsofts Rechenzentren benötigen. Das waren nur im Jahr 2023 schon 24 Terrawatt.
Dieser Deal wird von beiden Seiten als Meilenstein auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Energiewende vermarktet. Tatsächlich ist es ein Bündnis eines der international größten digitalen Monopole mit einem der größten US-Energiemonopole zum gegenseitigen Nutzen – und das heißt Maximalprofit. Die Kosten dieser Politik also, da können wir jetzt schon sicher sein, werden beide am Ende aber nicht selbst tragen wollen.