Internationaler Hafenarbeiter Erfahrungsaustausch

Internationaler Hafenarbeiter Erfahrungsaustausch

Solidarität mit dem Hafenarbeiter-Streik an der Ostküste der USA

Die Redaktion erhielt vom Internationalen Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch eine Solidaritätserklärung an die Hafenarbeiter in den USA. Sie befanden sich bis gestern im Streik um ihre Arbeitsplätze und höhere Löhne und Gehälter.

Dokumentiert von Internationaler Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch
Solidarität mit dem Hafenarbeiter-Streik an der Ostküste der USA
Bild vom Hafenarbeiterprotest in Hamburg 2022 (rf-foto)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

herzliche Grüße aus Europa für euren mutigen dreitägigen Streik ab dem 1. Oktober 2024 um deutlich höhere Löhne und gegen negative Folgen auf eure Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen durch Automation und Digitalisierung. Euer Streik von 45.000 Hafen Beschäftigten in 36 bestreikten Häfen hat sofort den Reedern und Hafenkapitalisten großen Schrecken eingeflößt. Dieser Schrecken ging bis nach Europa, wenn sich Hafenkapitalisten in Hamburg und Rotterdam gleich zu Beginn eures Streiks Sorgen gemacht haben um unterbrochene Lieferketten, Staus vor den Hafenanlagen usw. Kurz gesagt: um ihre Profite!

 

Unsere Solidarität gilt auch der Führung eurer Gewerkschaft, dem ILA Präsidenten Harols J. Dagert der mit Morddrohungen und Schikanen konfrontiert wurde; ebenso wie andere ILA Gewerkschaftsführer. Diese Bedrohung ist Ausdruck einer gefährlichen Rechtsentwicklung und nimmt auch faschistische Züge an, wenn die kämpfende Arbeiterbewegung eingeschüchtert und kriminalisiert werden soll.

 

Wir haben erfahren dass euer Streik nach drei Tagen zunächst beendet wurde mit der Verlängerung der Laufzeit des aktuellen Vertrages bis zum 15. Januar. Und einem Angebot einer Einkommenserhöhung von 61,5 % über die sechsjährige Laufzeit. Sowie der Zusage in den kommenden Monaten weiter zu verhandeln, um eine Vernichtung von Arbeitsplätzen zu verhindern. Eurer Forderung nach 80 % Lohnerhöhung über diese Laufzeit bleibt nach wie vor auf der Tagesordnung und ist vollständig berechtigt. Während die Hafenbetriebe und Reedereien Milliarden Gewinne verzeichnen soll die Arbeiterklasse sich mit Almosen begnügen. Und das für schwerste Arbeit! Euer erster Streik nach fast 50 Jahren hat gezeigt, wenn wir Hafenarbeiter uns einig sind, berechtigte Forderungen aufstellen und uns organisieren – dann sind wir eine unübersehbare Macht gegen die Allianz der Hafenbetriebe, Reeder und Kapitalistenklasse insgesamt.

 

Euer Streik hat auch deswegen Bedeutung, weil er im unmittelbaren Vorfeld der Präsidentschaftswahlen stattfindet. Zum einen hat dies sicher die Biden- Regierung bewogen die Rekordgewinne der Kapitalisten und Reeder anzuprangern und euren Streik zu einem gerechten Kampf zu erklären. Allerdings war dies durch das US Arbeitsministerium sofort damit verbunden, dass eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden wird. Und ein besonderes Lob galt der Tatsache dass euer Streik ausdrücklich Militärtransporte der US-Streitkräfte von dem Ausstand ausgenommen hat. Hier brauchen wir auch nach dem vorläufigen Ende des Streiks eine Diskussion darüber, dass Arbeiter – egal in welchem Hafen dieser Welt – keinerlei Interesse an Militärtransporten und der direkten wie indirekten Unterstützung von räuberischen Kriegen wie in der Ukraine, gegen das palästinensische Volk, Kriege in Afrika usw. haben können. Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter – diese Losung muss sich Bahn brechen.

 

Der internationale Hafenarbeiter Erfahrungsaustausch ist ein Zusammenschluss von Hafenarbeiter verschiedenen Ländern / Häfen in den Niederlande, Deutschland, Italien und Griechenland. Wir regen an, dass wir über den Atlantik solidarische Bande knüpfen, damit die Hafenarbeiter Europas, USA, Afrika, Asien, Lateinamerika zueinander finden.

 

Mit solidarischen Grüßen

Jeroen Toussaint, Rotterdam, Joachim Griesbaum, Hamburg

Koordinierungsgruppe des internationalen Hafenarbeiter Erfahrungsaustauschs

 

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