Spekulation

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Inflation "im Griff"?

So soll man wohl die Meldungen der letzten Wochen verstehen. Offiziell lag sie im August im Euroraum bei 2,2 Prozent, in Deutschland nach nationaler Berechnungsweise 1,9 Prozent [1]. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

Von mas/ba
Inflation "im Griff"?
Lebensmittel werden nicht billiger (shutterstock)

Lebensmittelpreise stiegen im August 2024 gegenüber dem Vorjahr offiziell um 1,5 Prozent. Hinter diesem Durchschnitt stecken aber massive Steigerungen bei einer Reihe wichtiger Lebensmittel: Spitzenreiter sind Sonnenblumenöl, Rapsöl und ähnliche Produkte mit 63 Prozent [2]. Aber auch Säfte schlagen mit über 20 Prozent zu Buche; Kartoffeln, Kakaopulver, Schokoladen und Gurken mit über 10 Prozent [3]. »Butter bekommst du nicht mehr unter 2,29 Euro«, stellte eine Gelsenkirchenerin fest und fügte empört hinzu, dass sich ihre Brikett- Rechnung von 7,50 auf 14 Euro fast verdoppelt hatte. Von der Inflation sind die Menschen mit niedrigem Einkommen besonders betroffen.

 

Die aktuellen »Schönwettermeldungen« mit Jahresvergleich Sommer 2024 zu Sommer 2023 spekulieren auf unser schwaches Gedächtnis. Lebensmittel verteuerten sich im Durchschnitt von 2020 bis 2023 um 30,3 Prozent [4] – wobei der Sprung schon 2021, d.h. vor dem Ukrainekrieg einsetzte.

 

Treiber bei der gegenwärtigen Inflation ist laut der großbürgerlichen Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine »geheimnisvolle Dienstleistungs-Inflation«. So stiegen die Kfz-Versicherungen in diesem Jahr um 28 Prozent, Versicherungen allgemein um 12,6 Prozent. Als Ursache wird dann ein ganzer Strauß von Gründen angeboten: gestiegener Energiekosten, schwierige internationale politische Lage, auch Auswirkungen der eingetretenen globalen Umweltkatastrophe.

 

Ein Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, weiß genau: »Vielmehr steigen die Dienstleistungspreise seit Monaten auf breiter Front – vor allem wegen der stark steigenden Löhne«. Auf diese Begründung haben wir nur gewartet. Etwas näher an der Wahrheit war der NDR mit der Zwischenüberschrift »Gute Zeiten für Spekulanten« [5]. Denn der Index der Spekulationspreise an den Börsen für Grundstoffe der Nahrungs- und Genussmittel stieg im letzten Halbjahr von 153 bis heute steil auf über 220 an. Ende 2020 lag er noch bei 100! [1] Die Inflation ist nicht lohn-, sondern spekulationsgetrieben.

 

Durchgängig lenken alle bürgerlichen Kommentatoren von der Tatsache ab, dass alle gesellschaftlichen Bereiche – und Lebensmittel oder Versicherungen – von weltmarktbeherrschenden Monopolen beherrscht werden, die nur mit Maximalprofit im Konkurrenzkampf bestehen können. Das ist mitsamt mit der grassierenden Spekulation das »Geheimnis« der Inflation im heutigen Kapitalismus.

 

Die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen sind gut beraten, neben dem Kampf um höhere Löhne, Renten usw. dieses ganze volksfeindliche Profitsystem ins Visier zu nehmen. In Zeiten des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion wie in China war die Inflation tatsächlich überwunden worden.