Opel Bochum 2012

Opel Bochum 2012

Es war richtig, den Erpresservertrag abzulehnen

Anfang Januar 2012 kündigte das Vorstandsmitglied Peter Thom die Schließung des Opelwerks in Bochum an. Die Kolleginnen und Kollegen wollten sich auf keinen Fall mit der Schließung des Werks abfinden!

Von gp
Es war richtig, den Erpresservertrag abzulehnen
Opel Bochum 2012 (rf-foto)

Es gab zwei Richtungen: Jetzt den Streik von 2004 fortsetzen oder auf Verhandlungen mit der Konzernleitung und der Einigungsstelle vertrauen. Es entfaltet sich eine intensive Auseinandersetzung verbunden mit verschiedenen selbständigen Aktionen, kämpferischen Versammlungen.

 

Als am 10. Dezember 2012 Opel-Chef Thomas Sedran die Werksschließung für 2016 verkündete, legten 200 Kolleginnen und Kollegen der Fertig- und Endmontage für zwei Stunden selbständig die Arbeit nieder. Aus Angst vor einem neuen Streik organisierte der neue Opel-Chef Karl-Thomas Neumann ein übles Spaltungsmanöver mit Unterstützung der IG-Metall-Führung und den Betriebsratsspitzen in Rüsselsheim und Eisenach. Opel vereinbarte einen „Sanierungstarifvertrag“ für alle Opelstandorte, der die Zustimmung zur Schließung des Opelwerks in Bochum beinhaltete.

 

Über den Tarifvertrag wurde an allen Standorten eine Abstimmung durchgeführt. In Rüsselsheim verbreiteten Betriebsräte wahrheitswidrig, dass der Vertrag nichts mit der Schließung Bochums zu tun habe. Und in Eisenach wurde ganz bewusst die Schließung des Werks in Bochum rausgehalten. In Bochum wiederum lehnten 76 Prozent der IG-Metall-Mitglieder den „Erpresservertrag“ ab. Dazu schrieb die Kollegenzeitung „Der Blitz“ am 3. April 2013: „Die Bochumer IG Metall Mitglieder haben bewiesen: ‚Wir sind die Gewerkschaft‘ und wir sind mit eurem Kniefall vor GM nicht einverstanden! Mehr ist  drin, wenn wir jetzt zum Streik übergehen!“

 

Auf der letzten Betriebsversammlung am 8. Dezember 2014 sagte die Offensiv-Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann: „Es war genau richtig, uns nicht erpressen zu lassen, der Fehler war nur, dass wir das damals nicht konsequent durchgezogen haben, was bedeutet hätte, nach der Ablehnung auch den Streik zu organisieren.“

 

Mit ihrem selbständigen Streik 2004 und ihrem Widerstand in den folgenden Jahren hat die Opelbelegschaft zehn Jahre erfolgreich ihre Arbeitsplätze verteidigt. Deshalb stößt die Losung „Kämpfen wie bei Opel“ auch heute noch auf positive Resonanz in vielen Belegschaften. Für den Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, ist dieser Kampf allerdings ein rotes Tuch! Auf einer Vertrauenleutevollversammlung für alle TKSE-Standorte griff er wutentbrannt den Streik der Opel-Belegschaft an. Sinngemäß sagte er: "Ich kann das nicht mehr hören! Die Opelbelegschaft ist selber schuld an der Schließung."

 

Seit wann sind denn bitteschön die Belegschaften schuld daran, wenn Monopole ihre Arbeitsplätze vernichten oder Werke schließen? Giesler weiß genau, dass Verzicht noch nie einen Arbeitsplatz gerettet hat. Giesler sitzt seit neuestem im Aufsichtsrat von TKSE. Mit solchen Parolen qualifiziert man sich wohl für Posten.

 

In einem Interview von 2016 sagte Stefan Engel, damals Parteivorsitzender der MLPD: "Die ganze Zeit hat General Motors versucht, mit Sozialplänen, schleichendem Abbau von Arbeitsplätzen, Outsourcing usw. die Klassenwidersprüche bei den Belegschaften in Deutschland zu dämpfen. Mit der offenen Ankündigung, 2016 das Opel-Werk in Bochum zu schließen, hat sich das geändert. Insbesondere die arrogante und provokative Art und Weise, wie das getan wurde, zeigt deutlich die Veränderung zu einer härteren Gangart bei der Abwälzung der Krisenlasten auf die Automobilarbeiter. Hinzu kommt, dass man sich offensichtlich gezwungen sieht, eine der kampfstärksten Belegschaften in Deutschland – die Opel-Arbeiter in Bochum – offen herauszufordern. ... Die kämpferische Opel-Belegschaft in Bochum gehört zur Seele der klassenkämpferischen Richtung der Arbeiterbewegung in Deutschland. ... Der Angriff auf die Opel-Arbeiter weckt auch die besten Gefühle der Solidarität in den breiten Massen – im Ruhrgebiet, aber auch in ganz Deutschland und sogar unter klassenbewussten Arbeitern in anderen Ländern."

 

Die Opelbelegschaft war die erste Belegschaft, die mit 76 Prozent einen Verzichtsvertrag abgelehnt hat. Sie haben gelernt und ein Zeichen gesetzt: „Verzicht rettet keine Arbeitsplätze!“ Im Kampf zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze können die Arbeiterinnen und Arbeiter nur im selbständigen Kampf Erfolge erzielen. Wobei die Erfolge im Kapitalismus immer nur vorübergehend sind.

 

Der eigentliche Erfolg liegt neben dem erzielten Ergebnis vor allem in der positiven Verarbeitungen der Erfahrungen und die Steigerung der Organisiertheit. Dazu bietet das Fest am 5. Oktober zu 20-Jahre Opelstreik in Bochum um 14 Uhr am Rathausplatz eine hervorragende Gelegenheit!

 

Siehe auch: Wenn die Arbeiter das Heft in die Hand nehmen