Konzern Evonik

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Chemiepark Marl: „Es wird sehr viel diskutiert ...“

Der Chemiepark Marl ist einer der größten Chemiestandorte in Deutschland. Er wird vom Chemiekonzern Evonik betrieben, der dort seinen größten Produktionsstandort mit einer Reihe von Tochterunternehmen und Beteiligungen hat.

Korrespondenz

Außerdem sind weitere 17 Unternehmen dort ansässig. Insgesamt sind rund 10 000 Kolleginnen und Kollegen dort beschäftigt. Dazu kommen rund 3000 Beschäftigte von „Fremdfirmen“ bzw. als Leiharbeiter.

 

Ein MLPD-Genosse berichtet über die Diskussionen unter den Beschäftigten: „Wie erwartet schlägt die Weltwirtschafts- und Finanzkrise jetzt voll auf den Chemiepark durch: massive Rückgänge der Chemieproduktion um ca. ein Viertel gegenüber dem Vorkrisenstand, vor allem als Wechselwirkung zum Rückgang im Autobereich (Kunststoffe) und den sich dort entwickelnden Strukturkrisen. Das hat das Bild, es gäbe doch gar keine Wirtschaftskrise, zumindest nicht im Chemiepark, bei vielen Kollegen platzen lassen.

 

Das nährt ihre Unzufriedenheit mit der herrschenden Politik und belebt enorm die Auseinandersetzung um eine grundlegende Perspektive. Es wird sehr viel, oft auch kollektiv im Pausenraum, diskutiert. Auch sehr viel über grundlegende Fragen, z.B. ob wir in einer Diktatur des internationalen Finanzkapitals leben oder in einer Demokratie, wie der echte Sozialismus funktionieren kann und über die begonnene Umweltkatastrophe, die allerdings meist noch gewaltig unterschätzt wird.

 

Inzwischen wird von nicht wenigen Kollegen ein Dritter Weltkrieg für möglich gehalten. Die AfD kann zwar einen bestimmten Einfluss mit ihrer Demagogie und Hetze im Internet verbuchen und teilweise festigen, ihr Einfluss wächst aber nur noch langsam an oder geht sogar zurück. Die meisten von ihr beeinflussten Kollegen sind, trotz manchmal üblen Tiraden, doch bereit, darüber zu sprechen und lassen sich punktuell überzeugen. Die Forderung nach einem Verbot der AfD hat deutlich an Boden gewonnen und es wird viel darüber gesprochen, was Faschismus eigentlich ist, woran man den faschistischen Charakter festmachen und wie erfolgreich gegen die AfD gekämpft werden kann.

 

Die Diskussionen drehen sich auch darum, was die faschistische Gefahr mit Umweltkatastrophe, Kriegsgefahr und der Vorbereitung einer neuen Revolution für den Aufbau des echten Sozialismus zu tun hat. Allerdings gelingt es noch nicht, den Sprung von der Diskussion zur Entscheidung für eine organisierte Arbeit zu erreichen. Die Kollegen, die nach wie vor an einer Studiengruppe der MLPD teilnehmen wollen, sagen immer wieder kurzfristig aufgrund persönlicher Gründe ab. Vom Kampf um die Denkweise bringt es eine Kollegin auf den Punkt: „Ich weiß, dass ich dann nicht mehr so weitermachen kann wie bisher – das will ich aber zur Zeit nicht.“

 

Organisiert zu kämpfen, egal auf welcher Stufe, ist immer verbunden mit einer Selbstveränderung. Denn sie bringt notwendigerweise Veränderungen im bisherigen Leben mit sich. Was heißt es für meine Familie, meine Hobbys, oder aber auch, wie überwinde ich eine Gewöhnung an einen gewissen Trott usw. Dabei gilt es den Kolleginnen und Kollegen zu helfen.“