Fridays-for-Future-Aktionstag
75.000 in 100 Städten auf der Straße gegen Umweltzerstörung
In mehr als 100 Städten haben zehntausende Menschen bundesweit gegen die fortgesetzte Umweltzerstörung demonstriert. Die Jugendumweltbewegung Fridays for Future hatte im Rahmen des sogenannten globalen Klimastreiks zu Kundgebungen und Protesten aufgerufen. Nach Angaben der Bewegung demonstrierten deutschlandweit mehr als 75.000 Menschen.
In vielen deutschen Städten gingen Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf die Straßen, so in Berlin, München, Hamburg und Hannover. Insgesamt waren die Demonstrationen und Kundgebungen kleiner als letztes Jahr.
Wenn jetzt die bürgerlichen Medien ein Lamento anstimmen, dass die Fridays-for-Future-Bewegung schrumpfe, ist das doch reine Heuchelei. Wer spielt denn mit aller Kraft den Ernst der Lage, die Dramatik der Entwicklung herunter und nimmt die Hauptverursacher aus der Schusslinie? Wer sorgt denn mit der Rechtsentwicklung und der Flüchtlingshetze dafür, dass dieses Thema andere Fragen, wie die Umweltkatastrophe überlagert? Wer unterdrückt systematisch das Buch "Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?" Wobei sich die Aktivisten von MLPD und REBELL natürlich nicht davon abhalten lassen, es in hunderten Gesprächen anzubieten und zu verkaufen. Dabei sind die Leute aufgeschlossen für den Kern, dass ein gesellschaftsverändernder Umweltkampf herausgefordert ist.
Ein Korrespondent aus Berlin berichtet: "Ich hatte eine Reihe von tiefgehenden Diskussionen. Im Zentrum stand die Haltung und Meinung zur AfD und zu Klimaleugnern. Die Losung 'Wer AfD wählt, wählt Faschismus,' wurde von den angesprochenen Menschen - auch den Jugendlichen - befürwortet. Auch wenn es noch Unklarheiten gab, was das Wesen des neuen Faschismus ist. Gegen diese Rechtsentwicklung zu kämpfen war Konsens."
Wichtige und zum Teil neue Elemente waren, dass sich die Demonstrationen Konzernzentralen vorknöpften, dass Arbeiterdelegationen dabei waren und dass sich durchsetzt, dass der Kampf um jeden Arbeitsplatz und gegen die Umweltzerstörung zusammengehören. Außerdem ist das unsägliche antikommunistische Fahnenverbot weitgehend in der Versenkung verschwunden.
Auseinandersetzung um Perspektive der Umweltbewegung
In Duisburg war das offizielle Motto der Aktion die Forderung nach einer autofreien Innenstadt. Etliche Teilnehmer kritisierten das: "Der Masse der Teilnehmer war aber auf jeden Fall klar, dass die Lage angesichts der begonnenen globalen Umweltkatastrophe und der Rechtsentwicklung und faschistischen Gefahr bitter ernst ist und dass die Entwicklung der Umweltbewegung mit den jetzigen Anforderungen überhaupt nicht Schritt gehalten hat. Die Abschlusserklärung der Potsdamer Umweltstrategiekonferenz mit dem Aufruf zu einem internationalen Umweltratschlag 2026 wurde breit verteilt und stieß auf großes Interesse - nur eine internationale Widerstandsfront kann im gesellschaftsverändernden Umweltkampf noch die Lebensgrundlagen der Menschheit retten." Ein klarer Mangel war, dass der Kampf der Stahlarbeiter in den Reden keine Rolle spielte und auch niemand aus den Duisburger Stahlbetrieben als Sprecher eingeladen worden war. Viele Teilnehmer erkannten jedoch in zahlreichen ernsthaften Gesprächen die unbedingte Notwendigkeit, dass Arbeiter- und Umweltbewegung gemeinsam kämpfen müssen.
Eine große Stärke der Demonstration in Wolfsburg war die breite Zusammensetzung. Es nahmen Vertreterinnen und Vertreter von BUND, VCD, Umweltgewerkschaft, den Falken, der Linken, attac, MLPD und viele Einzelaktivisten teil. „In der VW-Stadt ist der Protest gegen die Klimakatastrophe ein Muss“, meinte eine Beschäftigte von VW. Die Sprecherin der MLPD betonte: Der Kampf um jeden Arbeitsplatz und der Kampf gegen die Umweltkatastrophe sind zwei Seiten einer Medaille.
Aus Hamburg berichtet ein Korrespondent: "Auch wenn die Teilnehmerzahl mit 9.000 eher am unteren Level in Hamburg lag, war die Stimmung der Demonstrantinnen und Demonstranten kämpferisch, aber auch nachdenklich. Mit Rufparolen gegen RWE wurde eine antimonopolistische Richtung angestimmt, allerdings nicht das gesamte System angegriffen. Auch die AfD bekam ihr Fett weg und nicht so üblich gab es die Rufparole 'Alle zusammen gegen den Faschismus!' Insofern war diese Demo bei schönstem Wetter ein Verarbeitungsprozess, dass bei System change das gesamte kapitalistische System angegriffen werden muss. Die Stadtzeitung der MLPD Klarer Kurs wurde gut genommen und dafür gespendet, was gerade sonst nicht so üblich ist und für eine wachsende Suche auch nach grundsätzlichen Lösungen steht. Ein jüngerer Teilnehmer, dessen älterer Bruder bei der Grünen Jugend ist, meinte wie aus der Pistole geschossen: 'MLPD finde ich gut!' Beide wurden eingeladen, das Gespräch fortzuführen."
Hauptverursacher am Pranger
In Bochum führte die Demonstration mit 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Hauptverwaltung von BP an der Wittener Straße. Die Demonstranten prangerten an, dass BP gemeinsam mit 56 anderen Unternehmen seit 2016 mit 80 Prozent der ausgestoßenen Treibhausgase in Verbindung steht.Seit Juli würde Fridays For Future die Demonstration planen, so ein Schüler. Unter den Demonstranten waren am Freitag viele Schülerinnen und Schüler, genauso wie Familien mit kleineren Kindern oder die „Omas gegen Rechts.“ Auch in Gelsenkirchen wandten sich die FFF-Demonstranten gegen BP: "Thematisiert wurden die weltweit sich häufenden Umwelt- und Klimakatastrophen und der Kampf gegen BP. Das Mineralölmonopol unterhält in Gelsenkirchen zwei Raffinerien, sorgt dafür, dass die Luft mit eine der schlechtesten in ganz Nordrhein-Westfalen ist, hat in der Vergangenheit Sondermüll im nahen Kohlekraftwerk verbrannt etc. Aktivistinnen des Bürgerbündnisses gegen die BP-Norderweiterungen griffen die geplante sogenannte Recyclinganlage im Landschaftsschutzgebiet an, die BP bauen will und mit der das Monopol reinrassiges Greenwashing betreibt."
Vielen Dank für die bisher eingegangenen Berichte und Korrespondenzen. Wir werden sie alle auch einzeln veröffentlichen.