ICOR-Seminar

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Lenin und nationale Befreiung: Lebendige und kontroverse Diskussion

Nach dem erfolgreichen ersten Tag des ICOR-Seminars in Truckenthal (Thüringen) begann der zweite Tag gleich mit lebendigen und kontroversen Diskussionen zum Thema "Lenin und der Kampf um nationale Befreiung".

Von ffz/ms
Lenin und nationale Befreiung: Lebendige und kontroverse Diskussion
Voll besetzter Zeltsaal während der heutigen Diskussion (Foto: RF)

In der Diskussion sprachen sowohl Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neokolonial abhängigen wie aus imperialistischen Ländern. Emile aus Togo ging vom Podium aus darauf ein, wie die sozialistische Oktoberrevolution unter Führung Lenins auch die Völker in den national unterdrückten Ländern ermutigte, sich gegen den Imperialismus aufzulehnen.

 

Ebenfalls vom Podium sprach eine Teilnehmerin von der OAPCM, der Unterstützungsorganisation der Kommunistischen Partei Mexikos. Ihr war vor allem wichtig, dass der Kampf um politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit in den abhängigen Ländern die Perspektive des Sozialismus braucht, um erfolgreich zu sein. Dazu müsse heute vor allem gelöst werden, dass die revolutionären Parteien in vielen Ländern noch fehlen oder zu schwach sind. Ein Vertreter der Union of Cypriots aus Zypern wendete die Aussage von Karl Marx, dass ein Land, das andere unterdrückt, niemals frei sein kann, auf sein eigenes Land an, das durch die faschistische Türkei teilweise besetzt ist.

 

Unter die Haut ging der Vortrag des schriftlich eingereichten Beitrags eines Sprechers der palästinensischen DFLP, der selbst nicht kommen konnte. Er schrieb: "Während wir an dieser Konferenz teilnehmen, schwimmen die Kinder in Gaza in ihrem Blut. Hier gibt es keinen sicheren Ort mehr, keine Schulen, keine  Krankenhäuser. Der Hunger wird immer schlimmer und der Zustand der ganzen Bevölkerung verschlechtert sich jeden Tag. Wer aber auf die Vernichtung des palästinensisches Volks wettet, liegt falsch. Wir werden die Besetzung unseres Landes durch das faschistische israelische Regime nicht akzeptieren und lassen uns dabei vom marxistisch-leninistischen Denken leiten, wie es in unserer Satzung heißt. In diesem historischen Moment müssen sich die Linken der Welt vereinigen."

 

Reinhard Funk vom Zentralkomitee der MLPD forderte danach, dass der Krieg in Gaza sofort gestoppt werden muss. Es stehe außer Frage, dass der Hauptstoß dabei gegen gegen das zionistische Netanjahu-Regime sowie die mit ihm verbündeten imperialistischen Mächte gerichtet sein muss. Ihr Ziel sei die Schaffung eines Großisrael durch die Vernichtung und Vertreibung der Palästinenser sowie die Neuordnung der Einflussgebiete im Nahen Osten insgesamt. Getreu Lenin muss man aber auch die gesamte Lage untersuchen. Reinhard Funk ging in diesem Zusammenhang auf Widersprüche in der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung zur Einschätzung der faschistischen Hamas ein. Ein harter Befreiungskampf ist zweifellos notwendig. Massaker an Zivilisten wie am 7. Oktober 2023 haben jedoch mit dem berechtigten Befreiungskampf des palästinensischen Volks nichts tun und sind zu verurteilen - auch wenn sie nicht von allen beteiligten Kräften beabsichtigt waren. Zur Beurteilung des 7. Oktober gab es weitere kontroverse Beiträge.

 

Ein Vertreter der Solidaritätspartei aus Afghanistan wurde per Video zugeschaltet, ihm war das Visum verweigert worden. Er berichtete, dass Lenins Lehren in seinem Land tief verwurzelt sind. Die Unterdrückung des sowjetischen Sozialimperialisten und ihres Marionettenregimes richtete sich vor allem gegen Revolutionäre und Marxisten-Leninisten. Auch wenn das Land zerrüttet sei, war er sicher, dass es im Geiste Lenins gelingen werde, Afghanistan aus den Klauen der faschistischen Taliban zu befreien.

 

Der Vertreter der CPI/ML (Mass Line) schilderte eindrücklich, wie es zur Politik seiner Partei gehört, sich für unterdrückte Nationalitäten und Minderheiten einzusetzen. Zum Beispiel auch gegen die Regierungspolitik, die Sprache Hindi als dominierende Sprache durchzusetzen. Die Kritik Lenins am reaktionären, spalterischen Kastensystem in Indien haben sie mit entsprechenden Losungen umgesetzt. In Assam hat die Partei den Bau von 100 Schulen unterstützt, in denen die Kinder in ihrer ethnischen Muttersprache unterrichtet werden.

 

Viele Redebeiträge waren geprägt davon, die Lehren Lenins schöpferisch auf die heutigen Fragen das Kampfs um nationale Befreiung vom Imperialismus anzuwenden. Auch bei Kontroversen wurde stets um eine solidarische Streitkultur gerungen und auf Augenhöhe diskutiert.

 

Noch vor der Mittagspause ging es weiter mit dem Themenblock "Lenin und die Jugend", für den ebenfalls vielfältigste Redebeiträge vorbereitet waren und gehalten wurden. Passend zum Thema des Blocks organisierten mehrere internationale Jugendorganisationen in der Mittagspause gemeinsam eine Kundgebung für den Sozialismus - direkt vor der Leninbüste auf dem Gelände des Freizeit- und Ferienparks.