„Proletarier aller Länder vereinigt euch!“

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Die hiesigen Arbeitsplatzkiller tummeln sich in Indien

Fast unbemerkt hat sich Indien unter dem Radar des Konkurrenzkampfes der Global Player zum schnellst wachsenden neuimperialistischen Land entwickelt.

Von kw
Die hiesigen Arbeitsplatzkiller tummeln sich in Indien
ZF im indischen Hyderabad

Dort tummeln sich mit Millioneninvestitionen die hiesigen Arbeitsplatzvernichter der Automobilindustrie mitsamt ihren Zulieferern im Schlepptau. In der Folge ist Indien 2023 nicht nur zum zweitgrößten Stahlproduzenten mit 140 Mio. Tonnen aufgestiegen. Es hat auch mit 4,8 Mio. produzierten PKW Deutschland (4,1 Mio) von Platz 3 verdrängt (China 26,1 Mio., Japan 7,8 Mio.). Während die PKW-Produktion in Europa immer noch um 19% und in den USA um 37,5% unter dem Vorkrisenstand von 2017 lag, ist sie in China nur um 5,3%, aber in Indien um 25,8% gestiegen!

 

Christian Cahn Von Seelen (Skoda), Marketing- und Vertriebschef für die VW-Gruppe in Indien, sorgt sich, den Anschluss zu verpassen: „Indien ist der neue Place to be“. Er macht Indien als „Gravitationszentrum für die gesamte Gruppe“ [1] aus. Warum selbst der  vietnamesische Autokonzern VinFast in Indien investiert, begründet Shin Yoon-chul, Analyst bei Kiwoom Securities: “Die durchschnittlichen Arbeitskosten in Indien betragen schätzungsweise ein Viertel der Arbeitskosten in China und die riesigen Lithiumminen des Landes würden Autoherstellern, die die Herstellung von E-Fahrzeugen im Land planen, helfen, die benötigten Batteriematerialien besser zu beschaffen.” Bedingt durch die moderne Just-in-Time-Produktion [2] wird der Stahl vor Ort gefertigt. Die Karawane der Zulieferer aus Deutschland folgt auf der Reise ins gelobte Land.

 

ZF, das in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze vernichtet und ganze Werke schließt, eröffnet in dem Produktionszentrum Oragadam (Chennai) sein 19. Werk in Indien. In Oragadam sind 22 der 500 größten Konzerne, darunter sechs große Autohersteller, ebenso wie Bosch, Siemens und DHL angesiedelt. Neben Bremsen und Fahrwerkkomponenten produziert ZF auch elektrische Komponenten wie Luftkompressoren für leichte und mittelschwere Nutzfahrzeuge. Natürlich direkt für den lokalen Markt mit Daimler und Renault, und zugleich für den globalen Export: „Mit unserem Werk in Oragadam erweitern wir unser globales Produktionsnetzwerk“ (Presseerklärung zf.com 14.2.24)

 

Die derartige Steigerung der bereits bestehenden globalen Überproduktion ist die gesetzmäßige Folge des Konkurrenzkampfes. Das wird am Türgriffproduzenten Huf (7.500 Beshcäftigte) deutlich: Er folgt den Autokonzernen wie Mercedes, VW, GM FIAT nach Pune in Indien. Huf India produziert Schließgarnituren, Türgriffe und Lagerbügel für alle Automonopole. Um vor Ort den diktierten Preis zu erzielen, muss er zwangsläufig eine den lokalen Bedarf und Markt übersteigende Massenfertigung installieren. Mit einer hochmodernen Lackiererei werden in zahlreichen Fertigungslinien pro Monat mehrere Hunderttausend Schließgarnituren und Zehntausende Türgriffe produziert.(huf-group 4.6.23)

 

Zum Ausbau der Infrastruktur erhielt Siemens den größten Auftrag in der Unternehmensgeschichte über 1.300 E-Loks im Wert von drei Mrd Euro [3]. In Wechselwirkung entwickeln sich als neue Konkurrenten indische Monopole wie Arcelor Mittal (zweitgrößter Stahlproduzent der Welt) oder Essar Steel, bildet Tesla mit Tata ein Joint Venture. Der indische Autozulieferer Samvardhana Motherson International (Nr. 33 der 100 größten) ist wiederum weltweit mit 140.000 Beschäftigten tätig. 2024 hat er den Zulieferer DR. Schneider (2.000 Beschäftigte in Deutschland) gekauft. Es sollen 200 Arbeitsplätze im fränkischen Neuses und 200 im thüringischen Judenbach vernichtet werden (BR 6.5.2024).

 

Statt sich mit Standortdenken in Konkurrenz um die billigste Produktion schwächen zu lassen, wird das internationale - auf gleichem Niveau produzierende - Industrieproletariat vereint dem gemeinsamen Klassengegner überlegen!

 

Die 3. Internationale Automobilarbeiterkonferenz findet vom 20. bis 24. November 2025 in Pune in Indien statt. Wir freuen uns auf eure tatkräftige Unterstützung, weltweite Mobilisierung und die Teilnahme von Delegationen aus aller Welt.