Paralympics 2024

Paralympics 2024

Begeisternde Spiele, aber Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen im Kapitalismus bleibt

Mit einer berührenden Abschlussfeier sind bei strömendem Regen gestern die Paralympics 2024 in Paris zu Ende gegangen. Mitreißende sportliche Wettkämpfe und Spitzenleistungen trafen wie schon wenige Wochen zuvor auf ein begeistertes Publikum.

Von hk
Begeisternde Spiele, aber Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen im Kapitalismus bleibt
Sportlerin im Rollstuhl beim Badminton

Mitreißende sportliche Wettkämpfe und Spitzenleistungen trafen wie schon wenige Wochen zuvor auf ein begeistertes Publikum. Fast 80.000 Zuschauende im Stade de France, enthusiastische Stimmung auch an der Triathlon-Strecke am Pont Alexandre III, die malerische Kulisse beim Reiten im Garten von Versailles, die Fecht-Wettkämpfe unter der mächtigen Kuppel des Grand Palais oder Blindenfußball im Stadion am Fuße des Eiffelturms. Die vollen Zuschauerränge bei fast allen 549 Entscheidungen sorgten für Gänsehautstimmung - auch bei den Akteuren.

 

Diese Paralympics 2024 haben deutlich unterstrichen: Die Weltspitze ist in vielen Disziplinen bei aller Dominanz von China und den USA noch breiter und besser geworden. Die sonst so erfolgsverwöhnten deutschen Leichtathleten machten diese für sie bittere Erfahrung: Nur Prothesen-Weitspringer Markus Rehm konnte sich noch behaupten und sensationell seinen vierten Paralympics-Sieg in Folge feiern. Dagegen mussten die schon als sichere Gold-Kandidaten gezählten Athleten wie Johannes Floors, Leon Schäfer oder Felix Streng anderen den Vortritt aufs oberste Treppchen lassen.

 

Die Para-Athleten aus Deutschland haben jedoch insgesamt nach dem historisch schlechten Abschneiden von Tokio mit 43 Medaillen in Paris den Abwärtstrend gestoppt. Sie haben in elf unterschiedlichen Sportarten Edelmetall geholt, mehr als einige vor ihnen platziert Nationen. Noch vergangenen Samstagabend und Sonntag kamen mit Rollstuhl-Basketball und Para-Kanu noch die zwölfte und 13. Sportart hinzu.

 

Für die Bedeutung und Entwicklung des Para-Sports – und zwar nicht nur in Deutschland - ist der Weltrekord von Taliso Engel über 100 Meter Brust für Schwimmer mit Sehbehinderung von großer Bedeutung. Denn damit hat er gezeigt, dass er Dimensionen nicht behinderter Athleten bei olympischen Spielen erreicht hat. Mit seinem jetzigen Weltrekord hätten ihm bei den  Spielen in Paris vor wenigen Wochen nur 1,84 Sekunden zu einer Qualifikation fürs Halbfinale gefehlt. Insgesamt verfestigt sich der Eindruck, dass der deutsche Spitzensport auch bei den Paralympics weterhin um Anschluss an die Weltspitze kämpft.

 

Wohl um den wachsenden Kritiken an der schleppenden Inklusion entgegenzutreten und heftigeren Protesten den Wind aus den Segeln zu nehmen, setzte der Präsident Andrew Parsons vom Internationalen Paralympischen Komitee schon bei der Eröffnungsfeier die Hoffnung auf eine „Revolution in der Inklusion“ in die Welt. Aber was für eine Revolution soll das denn sein, die bereits an den Toren der Wettkampfstätten und des olympischen Dorfes und den Anfahrtsmöglichkeiten dorthin endet?!

 

Riesenprobleme für Behinderte, für alte Menschen mit Rollatoren und junge Familien mit Kinderwägen bereits in der Metro. Die wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, und da war von Barrierefreiheit noch keine Rede. Und für teuren Umbau fehlt der Wille und Kapital – nicht nur in Paris. Im Grundgesetz steht, dass „niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ darf. Aber die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung ist ein Wesensmerkmal der kapitalistischen Klassengesellschaft. Viele Menschen engagieren sich dafür, dass diese Diskriminierung überwunden wird. Auch die Paralympics sind dafür ein Beitrag. Eine umfassende Inklusion kann im echten Sozialismus Wirklichkeit werden.

 

Völlig zu Recht kam der "Comedian" Luke Mockridge ins Kreuzfeuer der Kritik für diese Worte in einem angeblich witzigen Podcast: "Es gibt Menschen ohne Arme und Beine, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat gewonnen". Sein TV-Comeback am 12. September findet nicht statt, der Sender Sat.1 zog die Reißleine. Der "Witz" des Luke Mockridge offenbart eine extreme Menschenverachtung, eine faschistische Weltanschauung.