Interview mit Niaz aus Solingen

Interview mit Niaz aus Solingen

"Ich bin stolz auf die schnelle, mutige und kulturvolle Protestaktion der MLPD"

Niaz ist gebürtiger Iraner und lebt seit langem in Solingen. In einem Interviw mit Rote Fahne News nimmt er Stellung zu dem islamistisch verbrämten faschistischen Anschlag in Solingen, zur besonderen Aggressivität neuimperialistischer Staaten wie dem Iran und zur mutigen Arbeit der MLPD.

"Ich bin stolz auf die schnelle, mutige und kulturvolle Protestaktion der MLPD"
Niaz Ghaedi (rf-foto)

Rote Fahne: Niaz, du kommst aus dem Iran und lebst seit langem in Solingen. Wie beurteilst du das Motiv dieses islamistisch- faschistischen Mordanschlages?

 

Niaz: Für die islamistisch verbrämte faschistische Ideologie dieser Leute gibt es keine Klassen. Zur Verschleierung des Klassengegensatzes gibt es stattdessen angeblich nur Moslems oder Ungläubige. Alle müssen Moslems sein. Wer austritt, gilt als Abtrünniger und verdient die Todesstrafe. Nach dieser islamistisch-faschistischen Logik hat jeder Gläubige das Recht, Ungläubige abzuschlachten. Das entspricht dem faschistischen Prinzip "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns." Das ist ihre faschistische Rechtfertigung der offen terroristischen Diktatur über alle Andersdenkenden - insbesondere gegenüber Kommunisten. In sechs Jahren Gefängnis unter dem iranischen Mullah-Regime habe ich am eigenen Leib erlebt, zu welch ungeheurer Brutalität diese Faschisten im Gewand des Islamismus fähig sind.

 

Rote Fahne: Welchen gesellschaftlichen Kräften nützt dieser Anschlag?

 

Niaz: Die neuimperialistischen Mächte wie Iran, Katar oder die Arabischen Emirate sind in der Aufteilung der Welt zu kurz gekommen. Sie sind daher besonders aggressiv! Dazu bauen sie faschistische Kräfte im Gewand des Islamismus auf oder ermutigen sie zumindest. Mit solchen Anschlägen bestätigen sie sich selbst und der Welt: "Wir sind in der Lage, wann und wo wir wollen auch im Herzen des Gegners zuzuschlagen."

 

Rote Fahne: Wie siehst du den Zusammenhang zwischen dem islamistischen Faschismus und dem deutschen Faschismus, der auch in Solingen offenkundig wurde?

 

Niaz: Das sind zwei Seiten einer Medaille. Sie verstärken sich gegenseitig. Die alten imperialistischen Staaten unterstützen die neuen Imperialisten wie Katar mit Waffenlieferungen und Wirtschaftsverträgen. Gestützt darauf baut Katar dann Kräfte wie Hamas oder den IS auf oder stärkt sie. Diese destabilisieren mit faschistischen Terroranschlägen die alten imperialistischen Staaten. Damit provozieren sie die deutschen Faschisten mit ihrem Rassismus. Beides ist für die alten imperialistischen Staaten der willkommene Vorwand, ihre demokratischen Rechte gegen die Massen und die Geflüchteten weiter einzuschränken.

 

Rote Fahne: Manche Leute schließen daraus, dass dieser Anschlag von den Geheimdiensten des Staatsapparats zumindest wissentlich geduldet wurde.

 

Niaz: Alle iranischen Freunde, mit denen ich darüber sprach, sehen das so. Es gibt in der Geschichte des iranischen und auch des deutschen Faschismus genügend Beispiele dafür. Im Fall von Solingen bin ich mit solchen Spekulationen aber vorsichtig.

 

Rote Fahne: Du warst aktiv beteiligt an der antifaschistischen Aktion in Solingen nicht einmal 48 Stunden nach dem faschistischen Mordanschlag. Wie beurteilst du das?

 

Niaz: Ich bin stolz auf die schnelle, mutige und kulturvolle Protestaktion der MLPD. Die MLPD hatte als erste dazu aufgerufen und das organisiert. Das hat viel gebracht. Denn es hat zweifellos zumindest Teile der deutschen Faschisten davon abgeschreckt, den Mordanschlag für rassistische Hetze zu missbrauchen. Auch die zeitgleiche Demonstration der kleinbürgerlichen Kräfte hatte das richtige Motto "Pogrome verhindern, bevor sie entstehen". Aber deren ultimative Forderung nach einem weitgehenden Verbot des eigenständigen Auftretens gegenüber der MLPD ist absurd. Das hat die von der MLPD angestrebte Aktionseinheit gespalten. Für den gemeinsamen antifaschistischen Kampf war das sehr schädlich. Das darf nicht wieder vorkommen.

 

Rote Fahne: Vielen Dank für das Interview!