VW-Belegschaftsversammlung

VW-Belegschaftsversammlung

Protest, Unmut, Wut, Nachdenklichkeit

Zehntausende VW-Arbeiterinnen und -Arbeiter protestierten heute bei großen Belegschaftsversammlungen gegen die Vorstandspläne.

Korrespondenz aus Hannover

An der Betriebsversammlung haben mehr Kollegen teilgenommen als sonst; es gab auch mehr Redebeiträge. Die allermeisten Kollegen blieben bis zum Schluss, obwohl noch nicht mal genug Sitzplätze da waren. Die beiden Saalmikrofone waren sofort mit einer Schlange belegt.


VW-Nutzfahrzeuge-Chef Intra stellte klar, alles, was für den Gesamtkonzern angedroht wurde, trifft gleichermaßen auf das Werk in Stöcken zu. Es wird keine Ausnahme geben. Weiter forderte er im Werk Hannover in der nächsten Zeit 300 Millionen „zu erwirtschaften“, als Voraussetzung dafür, dass Space-Familie (Nachfolgemodell T7) überhaupt nach Hannover kommt. Die Stimmung unter den Kollegen war dreigeteilt: Ein Teil will sofort und gleich kämpfen - mit der IG Metall. Teils gab es Orientierung auf einen Master-Plan bis 2035. Aber auch Resignation und Unterschätzung bei einem geringeren Teil. Bei den Redebeiträgen zeigte sich der Unmut und die Wut, z.B. zu den Vorstandsgehältern, aber auch kämpferische Redebeiträge, die forderten, dass die Pläne vom Tisch müssen, dafür ein gemeinsamer europaweiter Streik notwendig wird.

 

Der Betriebsratsvorsitzende Stravros Christidis sprach von einer Kriegserklärung an die Belegschaft, die aus Managerfehlern resultiert. Mehrarbeit am Wochenende will er zukünftig ablehnen. Die Geschäftsleitung solle den Dialog mit dem Betriebsrat wieder aufnehmen. Als ob VW durch sanfte Appelle wieder zur Klassenzusammenarbeitspolitik übergehen würde. Morgens wurden vor drei Toren die Sonderausgabe der Kollegenzeitung Vorwärtsgang verteilt. Die Dimension der Angriffe wird zum Teil noch unterschätzt, was sich in Äußerungen zeigt, wie: "Warten wir mal ab, was noch kommt" oder: "Die machen uns erst mal Angst". Viele Kollegen sagen: "Wir müssen kämpfen; wir müssen alles dichtmachen", aber wie und mit wem ist nicht klar. Es gibt auch Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Vorwärtsgang.