Wahlkampf in Thüringen
Kahla – ein Nazidorf?
Ein sonniger Freitag, zwei Tage vor den Landtagswahlen in Thüringen im beschaulichen Kahla nahe der Stadt Jena.
Die Internationalistische Liste/MLPD ist in das 7000-Einwohner-Dorf gekommen, um einen Straßenumzug im Wohngebiet unter der Losung „Wer AfD wählt, wählt Faschismus!“ durchzuführen. Das ist nicht selbstverständlich, Kahla gilt in der Region als „Nazi-Dorf“. Doch wir sind entschlossen, genau dorthin zu gehen, wo die Polarisierung besonders ausgeprägt ist.
Mit Kurzreden der Kandidaten zur Landtagswahl, Tassilo Timm und Anatole Braungart, Arbeiterliedern und mehreren Trupps, die mit den Menschen direkt sprechen, ziehen wir zwischen die Plattenbauten. Wir treffen sowohl auf große Aufgeschlossenheit, berechtigte Wut auf die Regierung als auch auf aggressiv faschistische Hetze. Im selben Hinterhof sitzt auf dem einen Balkon ein Ehepaar, das erfreut zuhört, von nebenan werden wir beschimpft und mit Nazimusik beschallt.
Vier Leute tragen sich ein, um in Kontakt zu bleiben; Programme, Zeitungen und Flyer wechseln den Besitzer. Im letzten Hof treffen wir auf ca. 15 faschistisch verhetzte Jugendliche, die sich als „linke Hip-Hop Zecken“ bezeichnen, aber Hitlergruß zeigen und Landser-Musik abspielen. Konsequent treten wir ihnen entgegen, eine Anzeige bei der Polizei wegen des Hitlergrußes folgt.
Wir treffen Menschen, die die faschistische Gefahr im eigenen Dorf verunsichert, aber auch solche, die souverän dagegen auftreten. „Hört nicht auf die Spinner!“. Zum Parkplatz begleitet uns eine Truppe Kinder. „Was macht ihr da?“ fragen sie. „Wir kämpfen gegen die Nazis und die Umweltzerstörer, damit die Kinder ein bessere Zukunft haben!“ Das finden sie gut und laufen vergnügt mit.
Kahla als Nazidorf abzustempel geht über all diejenigen hinweg, die in Sorge sind über diese Entwicklung, die bereit sind, dagegen aktiv zu werden, die täglich den Rücken straffen und sich nicht unterkriegen lassen.