Hamburg

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Kämpferische Lohntarifrunde der Hafenarbeiter geht in die nächste Runde

In einer Mitgliederbefragung hat die Mehrheit der Hafenarbeiter das Unternehmerangebot abgelehnt. Die zuständige Ver.di-Tarifkommission hat sich diesem Votum angeschlossen, die Tarifrunde läuft weiter.

Von jg

Das Mindeste ist die Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderung: Verdi hat eine Erhöhung der Stundenlöhne um drei Euro zum 1. Juni 2024 gefordert. Und eine entsprechende Anhebung der Schichtzuschläge, inklusive dass die ausgebliebene Erhöhung der Schichtzulagen im Tarifabschluss 2022 nachgeholt wird. Und das Ganze bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dafür sind die Hafenarbeiter in mehreren ganztägigen Streiks, Demonstrationen und Versammlungen im Juni und Juli auf die Straße gegangen.

Provokatives Unternehmerangebot

Der Kapitalistenverband (Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, ZDS) erdreistete sich, den Hafenarbeitern und ihren Familien eine Erhöhung der Stundenlöhne um gigantische 0,95 € sowie einen Inflationsausgleich (einmalig) von 1000 € anzubieten. Das jährliche Urlaubsgeld sollte um 480 € steigen. In einer zweiten Variante bei einer Laufzeit von 16 Monaten sollte der Inflationsausgleich auf 1400 €, die Erhöhung der Stundenlöhne auf 1,15 € steigen. Egal in welcher Variante bedeutete dieses »Angebot« Reallohnverlust. Und insbesondere die unteren Lohngruppen sollen weiter auf Abstand gehalten werden.

Wie weiter?

Die Verdi-Tarifkommission hat nach der Mitglieder-Befragung den Unternehmerverband zur Fortführung der Tarifverhandlung aufgefordert. Es ist allerdings unverständlich, warum dies »Nachverhandlungen« sein sollen. Jede Lehre aus dem bisherigen Verlauf der Tarifrunde war: Die Hafenkapitalisten verstehen einzig und alleine die Sprache der Streiks. Es muss doch darum gehen, dass nach der Ablehnung des provokativen Angebots durch die Hafenarbeiter jetzt unmittelbar die Urabstimmung über die Einleitung des gewerkschaftlichen Vollstreiks organisiert wird. Nur so ist es möglich, die volle Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderung zu erreichen. Dafür sind auch weiter die selbständigen Initiativen der Vertrauensleute und Hafenkollegen gefragt.

Viele Rechnungen offen

Dieses Vorgehen schafft auch eine wichtige Basis für anstehende Kämpfe: bei HALA und Gesamthafenbetrieb sind durch weitere Automation unmittelbar mehr als 200 Arbeitsplätze bedroht. Durch weitere Veränderungen im Hafen und die Privatisierungspläne mit MSC stehen weitere Arbeitsplätze auf der Kippe! Der Ruf nach einem hafenweiten Streik wird stärker. Dieser Kampf um jeden Ausbildungs- und Arbeitsplatz, gegen Flexibilisierung der Arbeitszeiten und steigende Arbeitsbelastungen muss selbstständig vorbereitet und geführt werden. Dafür bilden die Lehren aus dem selbstständigen Streik am Burchhardkai über vier Schichten im November 2023 eine wichtige Grundlage. Und es ist nicht vergessen: nach wie vor kriminalisieren über 100 Abmahnungen aus diesem Streik die Kolleginnen und Kollegen.

 

All dies ist Gegenstand und Thema auf der großen Hafenarbeiter-Demonstration am heutigen Samstag, dem 31. August, in Hamburg – ab 14 Uhr Landungsbrücken. Die MLPD unterstützt aktiv diese Demonstration wie auch alle Auseinandersetzungen, betriebliche Initiativen mit ihren Erfahrungen aus vielen Arbeiterkämpfen. Und setzt sich für die Verbindung und Solidarität mit den selbständigen Streiks der Stahlarbeiter ein.