NRW-Tag

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Patroulliert Bundeswehr jetzt auch auf dem Rhein?

Beim Joggen am Kölner Rheinufer traute ich vorgestern meinen Augen nicht. Fuhr da doch in hohem Tempo ein Schlauchboot der Bundesmarine vorbei - demonstrativ und riskant zwischen einem Frachtschiff und einer kleinen Motoryacht hindurch. Patroulliert die Bundeswehr jetzt zur Kriegsvorbereitung schon auf dem Rhein?

Korrespondenz aus Köln
Patroulliert Bundeswehr jetzt auch auf dem Rhein?
So präsentierte die Bundeswehr Panzer und sonstiges schweres Gerät (Foto: RF)

Wenig später bei einem Fahrradabstecher stellte sich der Grund des Rätsels heraus. Südlich des Rheinauhafens präsentierten sich heute und gestern beim sogenannten NRW-Tag anlässlich der Gründung des Bundeslands am 23. August 1946 zahlreiche Aussteller. Der NRW-Tag wird normalerweise jedes zweite Jahr in einer anderen Stadt organisiert, fiel wegen der Corona-Pandemie 2020 und 2022 jedoch aus.

 

Neben Konzerten, Lesungen und Talkrunden gab es eine "Blaulichtmeile", wo sich Feuerwehr und Polizei mit ihren Fahrzeugen präsentierten. Was als "Bürgerinnen- und Bürgertag mit Ehrenamtstag" deklariert ist, dient vor allem auch als Werbeveranstaltung für die verschiedenen Landesinstitutionen, die Polizei, das Technische Hilfswerk und - diesmal verstärkt - für die Bundeswehr. "Mal in einen echten Panzerwagen klettern, im Cockpit eines Kampfjets sitzen oder in einem Streifenwagen der Polizei, das lockt viele Kinder an", so wdr.de am 17.8.2024.

 

Sämtliche Teilstreitkräfte hatten da ihre Fahrzeuge, Panzer, Fluggeräte und Boote aufgebaut. Werbeoffiziere sprachen vor allem Familien, Jugendliche und Kinder an, um ihnen den Kriegsdienst schmackhaft zu machen. Der Vorführeffekt hatte es in sich. Beim Versuch, am Rheinufer anzulegen, blieb eines der Bundeswehr-Schlauchboote stecken. Selbst die anwesende Feuerwehr bekam es mit ihrem Kran nicht mehr frei. Die Bundeswehr musste eigene Spezialkräfte herbeiordern.

 

Auffällig: In den überall aufgehängten offiziellen Programmen tauchte die Bundeswehr-"Show" nirgendwo auf. Man spekulierte wohl eher darauf, dass das flanierende Publikum nichtsahnend auf den "militärischen Komplex" am Rande des Geländes stoßen würde. Indem die Militaristen unter der Flagge des ehrenamtlichen Engagements vieler Menschen und Initiativen daherkommen, wird dieses in Wirklichkeit missbraucht. Beim nächsten NRW-Tag sollte so etwas nicht ohne antimilitaristischen Protest vonstatten gehen, bei dem auch die positive sozialistische Perspektive der Jugend deutlich wird.