Olympische Spiele 2024 in Paris
Olympia-Goldmedaille trotz rechter Hetze
Gold für die taiwanische Boxerin Lin Yu-Tin und die aus Algerien stammende Imane Khelif. Doch sie stehen aktuell im Zentrum eines sexistischen und transfeindlichen Shitstorms. Was ist passiert? „Trans-Schläger“ oder „Kranke Männer“ sind nur ein paar der rechten Diffamierungen, deren die beiden erfolgreichen Boxerinnen in der Feder- und Weltergewichtsklasse in den letzten Wochen bei Olympia in Paris ausgesetzt sind. Ihnen wird vorgeworfen, keine Frauen zu sein, weil sie im letzten Jahr einen dubiosen Geschlechtstest nicht bestanden hätten.
Dieser Test wurde damals durch den von Korruptionsskandalen gebeutelten Internationalen Boxverband (IAB) durchgeführt und war äußerst umstritten, sodass das Internationale Olympische Komitee die beiden Sportlerinnen zum Wettkampf zulassen musste. Prominente Anheizer der rechten Hetze sind unter anderem der Milliardär Elon Musk oder die faschistische Ministerpräsidentin Italiens, Giorgia Meloni.
Fakt ist: Khelif und Yu-Tin sind intergeschlechtliche Menschn, die sich ihr ganzes Leben als Frauen identifizieren, aber deren körperliche Merkmale weder ausschließlich typisch „männlich noch weiblich“ sind. Angeblich wurden X- und Y-Chromosomen bei ihnen festgestellt, was sie aber nicht automatisch zu einem Mann macht. Solche Varianten der Geschlechtsentwicklung sind biologisch möglich, nur passen sie eben nicht so recht in das enge Weltbild faschistischer Pseudobiologen.
Fernsehbilder zeigen, in Algerien wird der erste weibliche algerische Olympia-Sieg von einem Großteil der Bevölkerung frenetisch gefeiert. Khelif wurde als Mädchen in Algerien geboren, ist als Mädchen in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hat sich das Boxtraining mit dem Verkauf von Metall selbst finanziert und war auf ihrem langen und steinigen Weg nach Olympia unzähligen Anfeindungen und sexistischer Unterdrückung ausgesetzt. Lin Yu-Tin erging es ähnlich. Sie wuchs ebenfalls als Mädchen in Taiwan auf und wählte nach eigener Aussage in ihrer Jugend den Boxsport, um ihre Mutter unter anderem vor häuslicher Gewalt schützen zu können.
Man reibt sich ungläubig die Augen, wenn sich einschlägige Faschisten, wie Ex-US-Präsident Donald Trump, urplötzlich aufschwingen, um die Frauen vor diesen „männlichen Frauenschlägern“ zu schützen. Oder AfD-Politiker, die sich ganz rührend um die angeblich körperliche Unterlegenheit der Boxerinnen sorgen.
Fazit: Wem sich bei so viel geheuchelter Sanftmut und Hingabe nicht schon längst der Magen rumgedreht hat, sollte sich klar gegen jede Form faschistischer, sexistischer und queerfeindlicher Hetze positionieren. Glückwunsch für die definitiv wohlverdienten Goldmedaillen für Lin Yu-Tin und Imane Khelif!