Echte Thüringer und die AfD oder über den Wert der Migration

Dort wartete eine Familie mit einem zehnjährigen Mädchen auf die bestellten Speisen. Freundlich winkte der Familienvater, rückte mit seiner Frau zusammen und lud uns zum Tisch ein. Wir kamen ins Gespräch. Dabei stellte sich dann heraus, dass der Vater ein aktives Mitglied der AfD ist. Die folgende Auseinandersetzung war ein kontroverses, aber insgesamt sachlich gehaltenes Streitgespräch. Wobei wir mehrere Punktsiege errungen hatten und uns die Frau zunehmend zustimmte.

Ein Thema bezog sich auf den „Nationalstolz“. Angesprochen auf das Plakat „Heimat zuerst“, meinte unser Gegenüber, er sei stolz auf Deutschland und insbesondere Thüringen. Er sei ein echter Thüringer. Alle Vorfahren stammten aus Thüringen. Wir fragten ihn, ob er wisse, welche Ahnengalerie die Bevölkerung von Thüringen habe. Er müsste doch wissen, dass sich in Thüringen während der Völkerwanderung Volksgruppen aus Kleinasien und russischen Steppen niedergelassen hatten: Kelten, Westgoten, Vandalen, sogar Hunnen sind durchgezogen und viele geblieben. Später kamen bis in unsere Zeit laufend neue Volksgruppen hinzu. Welche von den thüringischen Genen hätte er denn? Die Frau lachte sich ins Fäustchen. Seine Argumentationsarmut verstärkte sich. Wir setzten eins drauf: „Wenn die thüringischen Ureinwohner unter sich geblieben wären, wären ihnen die Kulturschätze der Araber, Perser, Griechen u.a. versagt geblieben, wie die Schrift, die Mathematik, die Bau- und Braukunst usw …“.

Allerdings, so bemerkten wir dann: Es gibt schon „echte Thüringer“! Nämlich die legendären Thüringer Bratwürste. Aber selbst da streiten bekanntlich die Thüringer untereinander, welche Region die wirklich echten Thüringer produziert … .