Jahrestag der Ermordung von Mouhamed Lamine Dramé

Jahrestag der Ermordung von Mouhamed Lamine Dramé

"You’ll never walk alone" - Würdiges, kulturvolles Gedenken und Protest in Dortmund

Am 8. August 2022 wurde Mouhamed Lamine Dramé im Alter von 16 Jahren von der Polizei erschossen, obwohl eindeutig war, dass er sich in einer psychischen Notlage befand¹. In der Dortmunder Nordstadt prägen weiterhin Anteilnahme für Mouhamed und seine Familie das Bild. Breit wird die Forderung „Gerechtigkeit für Mouhamed, die Verantwortlichen müssen bestraft werden“ erhoben.

Von der Landesleitung Nordrhein-Westfalen der MLPD
"You’ll never walk alone" - Würdiges, kulturvolles Gedenken und Protest in Dortmund
Aktivistinnen und Aktivisten des Freundeskreises Mouhamed legten heute Morgen an der Gedenktafel am Tatort Blumen nieder (foto: Freundeskreis Mouhamed)

Für Innenminister Herbert Reul (CDU) stand eigentlich sofort fest: Die Polizisten hätten alles richtig gemacht. Nur der breite öffentliche Protest erreichte, dass der Prozess gegen beteiligte Polizisten überhaupt geführt wird. Der in den Protesten entstandene Freundeskreis Mouhamed stellt seit Monaten dazu Prozessbegleiter und organisiert die Information vor dem Gericht. Außerdem macht er Öffentlichkeitsarbeit zu diesem Fall, organisiert Demonstrationen und hat bereits zwei Gedenk-Fußballturniere für Mouhamed in der Nordstadt durchgeführt.

 

Auch am Prozesstag direkt vor Mouhameds zweitem Todestag fanden Protestkundgebungen statt - morgens vor dem Gericht und nachmittags am Kurt-Piehl-Platz. Heute früh hat der Freundeskreis Mouhamed an der Gedenktafel am Tatort Blumen niedergelegt.

 

Die gestrige Kundgebung am Kurt-Piehl-Platz wurde von Reza, Sprecher des Freundeskreises Mouhamed, moderiert. Es kamen die vielfältigen Träger der Proteste zu Wort - zusammen mit kulturellen Beiträgen und nach einer Schweigeminute für Mouhamed.

 

Zunächst sprach Alassa Mfouapon vom Freundeskreis Flüchtlingssolidarität. Von Anfang an unterstützte dieser den Protest und es ist ein Erfolg, dass die Polizisten vor Gericht stehen. Er verurteilte die rassistische Polizeigewalt und zog den Zusammenhang zum notwendigen Kampf gegen die Rechtsentwicklung der Regierung und die faschistische Gefahr. Er berichtete von der Polizeigewalt bei den Anti-AfD-Protesten gegen deren Parteitag in Essen, während die AfD-Delegierten von der Polizei geschützt wurden.

 

Die Kundgebung erreichten auch Grüße eines Sprechers des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in Solidarität International aus der Region Süd. Er forderte: Die Polizei soll Flüchtlinge beschützen, nicht erschießen. Der Verlauf der Flucht, die Attacken gegen Flüchtlinge und die Perspektivlosigkeit hier in Deutschland, das mache depressiv, so wie Mouhamed es war. Dagegen müssen wir international zusammenhalten.

 

Durch die Beiträge von Franz Stockert für die Prozessbeobachter und Rechtsanwalt Peter Klusmann wurde deutlich: Es wird nun zwar ein Prozess geführt, es gibt auch eine gute Anklageschrift durch die Staatsanwaltschaft; aber verschiedene Vorgänge in diesem Strafverfahren erfordern höchste Wachsamkeit. Dazu führte Klusmann aus: „Warum wurden nicht sämtliche beteiligten Polizeibeamten angeklagt, sondern einem Teil von ihnen der Status als vermeintlich neutrale ‚Zeugen‘ eingeräumt? Dann die unsägliche These von der 'Notwehr', die auch durch den Vorsitzenden Richter ins Spiel gebracht wurde. … Es ist aus meiner Sicht eine Verhöhnung des Opfers, eine Notwehrlage hier überhaupt zu erörtern. Es ist kaum hinnehmbar, dass belastende Beweisstücke nicht zugelassen und entsprechende Anträge der Nebenkläger mit Zustimmung des Anklagevertreters der Staatsanwaltschaft abgelehnt werden.“

 

Ein Stahlarbeiter von ThyssenKrupp überbrachte solidarische Grüße und erklärte, dass gegen Rechtsentwicklung, Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung eine internationale Einheitsfront gebraucht wird. Bei ihnen im Betrieb beginnen gerade wieder Auszubildende ihre Ausbildung. Gerne hätten sie auch Mouhamed als Azubi bei sich willkommen geheißen.

 

Für die MLPD sprach Helga Dolezyk-Hechler und brachte den Respekt für die überparteilich entstandene Bewegung „Gerechtigkeit für Mouhamed“ zum Ausdruck. Sie belegte, wie die AfD eine faschistische Hetze gegen Mouhamed als angeblichen „Messerangreifer aus dem Senegal“ betreibt und „tagtägliche … Messerattacken migrantischen Ursprungs“ erfindet. Sie berichtete, dass die MLPD dagegen momentan im Wahlkampf in Thüringen ihre Kräfte konzentriert - unter der Losung: „Wer AfD wählt, wählt Faschismus!“

 

Die Grüße von Gloria aus Südafrika zeigen, welche internationale Beachtung der Fall Mouhamed findet. Sie schreibt: „Abanqobi women together verurteilt die brutale Ermordung von Mouhamed durch die reaktionäre und rassistische deutsche Polizei. Wir müssen uns bewusst sein, dass die Imperialisten alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Arbeiterklasse zu spalten. … Wenn wir vereint das imperialistische System, das unsere Existenz bedroht, bekämpfen, werden wir Freiheit und Demokratie erreichen!“ Grußworte überbrachten auch Vertreterinnen der Montagsdemo Dortmund und der Deutsch-Südafrikanischen Freundschaftsgesellschaft Marikana. Der Jugendverband REBELL zündete mit den Kindern gemeinsam Kerzen für Mouhamed an.

 

Eine bewegende Kundgebung der direkten Teilnehmer und der Nachbarschaft, die diese eng verfolgte, klang mit dem Lied „You’ll never walk alone“ aus.