Saarbrücken

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Geburtstagsaktion ‚20 Jahre Montagsdemo Saarbrücken‘ vom 05.08.2024 - und zu deren Nachspiel

Am vergangenen Montag gab es ein Jubiläum in Saarbrücken zu feiern, „welches so viel interessanter ist als etwa ‚60 Jahre Stadtautobahn Saarbrücken‘“, wie es der Kabarettist ‚Tommy le rouge‘ mitten auf der Bahnhofstraße treffend formulierte. Die Montagsdemo Saarbrücken gegen die Hartz-Gesetze feierte ihr 20-jähriges Bestehen. 2004 als bundesweite Massenbewegung gegen die Gesetzgebung der damaligen Schröder-Fischer-Regierung entstanden, entwickelte sich daraus ein harter Kern demokratischer und widerständiger Demonstrationskultur mit dem ‚offenen Mikro‘ als Markenzeichen – offen für den gesellschaftlichen Diskurs des breiten Publikums auf der Bahnhofstraße, zugleich klar antifaschistisch ausgerichtet.

Pressemitteilung der Montagsdemo Saarbrücken
Geburtstagsaktion ‚20 Jahre Montagsdemo Saarbrücken‘ vom 05.08.2024 - und zu deren Nachspiel
Kinder malten mit Kreide während der Aktion - zum späteren Ärger der Stadt. (Bilder: Montagsdemo Saarbrücken)

Das ‚offene Mikro‘ wird gern angenommen in der Bevölkerung und so ist das Spektrum an Themen im Lauf der Jahre analog zu den gesellschaftlichen Krisen breiter geworden und die Debatte tiefer – und die Montagsdemo eine demokratische und fortschrittliche Institution nicht nur in Saarbrücken. Am 17. August ist eine bundesweite Demo der Bewegung in Eisenach.

 

Nun also wurde Geburtstag gefeiert, kulturvoll mit ‚Simon der Geiger‘, mit Liedern der Montagsdemo-Bewegung, mit feinem Kuchen, Kabarett und selbstverständlich auch mit offenem Mikro zum Fest-Motto „Montagsdemo Saarbrücken - unbeugsam und antifaschistisch - Zeigt Haltung gegen Spaltung!“ Beste Stimmung und auch Stolz auf den Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung und den gemeinsamen Kampf als das ‚soziale Gewissen der Stadt‘ über all die Jahre.

 

Nachdem der Oberbürgermeister Uwe Conradt und auch die Staatskanzlei im Vorfeld die Bitte der Montagsdemo um ein paar Biertischgarnituren als Anerkennung ihres langen Atems und ehrenamtlichen Engagements abgelehnt hatten, brachten Leute ihre Klappstühle, Bänke und Tische selbstorganisiert mit. „Wir würden gerne. Wir haben aber selbst gar nicht die Möglichkeit, solche Garnituren zu beschaffen, wir haben auch keine“, hatte es von Seiten der Obrigkeit geheißen. Kabarettistischer Kommentar: „Echt jetzt. Da muss man sich ja wirklich Sorgen machen...“

Stadt stört sich an Kinderkreide

Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern, darunter Geflüchtete aus der Ukraine, malten derweil mit Kreide ihren Herzenswunsch nach Frieden auf die Bahnhofstraße und leisteten so ihren ganz eigenen Beitrag zum Jubiläum. Und nun das Nachspiel: Am heutigen Mittwoch teilte die Stadt über das Ordnungsamt mit, dass die Straßenmalerei abgeschrubbt werden müsse. Sie kreidet der Montagsdemo sage und schreibe im wahrsten Sinn des Wortes die berechtigten Wünsche der teilnehmenden Kinder an.

 

Das muss man sich mal vorstellen: Kein Krümel war nach dem Fest auf der Bahnhofstraße bei Thalia zurückgeblieben, alles sauber aufgeräumt. Da bringt eine Regierung keine armutsfeste Kindergrundsicherung zustande – und die Stadtregierung findet zugleich, es störe die öffentliche Ordnung, wenn Kinder ihrem Wunsch nach Frieden Ausdruck verleihen? Bahnt sich da eine weitere peinliche saarländische Posse an?

 

Die Montagsdemo beugt sich hier selbstverständlich nicht und wird die Öffentlichkeit mit einer Protestaktion am kommenden Wochenende informieren.