Die Olympischen Spiele in Paris

Die Olympischen Spiele in Paris

Ein faszinierendes Sportfest und wie es von den Herrschenden benutzt wird

Mit der offiziellen Übergabe der Olympischen Spiele von Paris an den nächsten Gastgeber Los Angeles endet heute Abend das weltweit größte internationale Sportfest .

Von hk/cg
Ein faszinierendes Sportfest und wie es von den Herrschenden benutzt wird
(foto: privat)

Seine faszinierende Atmosphäre hat Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt begeistert. Zu der besonderen Faszination dieser 33. Olympischen Spiele trugen die grandiosen Wettkampfstätten bei, die über die ganze Stadt verteilt waren und bekannte Sehenswürdigkeiten von Paris umfassten, wie das Beachvolleyballturnier vor dem Eiffelturm. Darüber hinaus sorgte das sportbegeisterte, faire internationale Publikum für einen bunten und würdigen Rahmen. 

 

Erstmals als olympische Sportart dabei waren die Disziplinen Kitesurfen im Segeln, die Marathon-Staffel im Gehen und das Breaking (besser bekannt als Breakdance). Die jungen Athletinnen und Athleten überzeugten mit ihren geradezu artistischen Leistungen nicht nur die jugendlichen Zuschauer.

 

Geschickt nutzten die Herrschenden diese Spiele aber auch für ihre Rechtsentwicklung aus. So wurde, wie schon bei der Fußball-EM der Männer in Deutschland, ein pathetisches "Wir"-Gefühl erzeugt. Ganz Deutschland sollte "vereint" hinter "seinen Sportlern" stehen. Der aktuell von den Herrschenden so stark geförderte Patriotismus und Nationalismus wurde befeuert. Das wurde auch von den bürgerlichen Massenmedien vor Ort gesteuert. So mussten sich diverse Athletinnen und Athleten, die die hochgesteckten Ziele nicht erreicht hatten, wie die Angeklagten im Gerichtssaal von den Reportern verhören lassen, warum sie für das Land und die Menschen nicht ihr Bestes gegeben hätten. Die unsäglichen "deutschen Tugenden" eines Gerd Rubenbauer lassen grüßen … .

 


Auch die Kosten sind ein Thema. Für die Hälfte des Gesamtbudgets von 8,8 Milliarden Euro, das vermutlich noch um zwei Milliarden überschritten werden wird, kommt der französische Staat auf. Kurz gesagt: Die eh schon stark belasteten Massen in Frankreich. Was ist in diesen Kosten unter anderem enthalten? 300 Millionen Euro an Prämien - unter anderem für die Polizei und ein Jahressalär von 270 000 Euro für den Cheforganisator, den Kanu-Olympiasieger Tony Estanguet. Viele Menschen konnten sich die Eintrittspreise für die Olympischen Wettkämpfe nicht leisten und zahlen jetzt für die Bürgerkriegsübung und den Chef.

 

Sportlich waren es allerdings schöne und auch faire Spiele. Auffallend betonten die Sieger immer wieder ausdrücklich, dass der Erfolg nicht allein ihr Verdienst war, sondern die Medaille im Grunde allen daran Beteiligten gehört, wie den Trainern, Betreuern, Masseuren, Partnern und Familienangehörigen, die über so manche Rückschläge hinweg geholfen hatten. Das stellte auch bescheiden die junge deutsche Überraschungssiegerin beim Kugelstoßen Yemesi Ogunleye heraus. Sie überraschte auf der Pressekonferenz nach der errungenen Goldmedaille die anwesenden Journalisten mit einem Gospelsong.

 

Bei den Spielen von Paris zeichneten auch besonders die internationale Vielfalt und die Spitzenleistungen von bisher „kleinen“ Sportnationen aus. So brillierte der philippinische Turner Carlos Yulo am Boden und am Sprung und wurde damit zum ersten männlichen Olympiasieger seines Landes. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Wettbewerben und im olympischen Dorf solidarisch untereinander, wenn wie beim Kugelstoßen oder Stabhochsprung sich die Athleten nach hartem Wettkampf gegenseitig umarmten und beglückwünschten.

 

Bei aller großartigen Werbung dafür, wie gewinnbringend sportliche Betätigung auch ohne Medaille ist, konnten die Spiele nicht verdecken, wie unter imperialistischen Bedingungen Wesenselemente des Sports missbraucht und pervertiert werden. Das olympische Feuer war noch nicht erloschen, da zettelte der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Frank Ullrich von der SPD, eine Diskussion über das Abschneiden des deutschen Teams an. Heftig kritisierte er, der Deutsche Olympische Sportbund habe nur „Minimalziele“ gesetzt: „Medaillen sind die einzig wahre Währung im Sport“¹, es reiche nicht aus, nur dabei sein zu wollen. Die Hauptauseinandersetzung geht jetzt darum, wie gezielter noch mehr Geld in den Spitzensport gepumpt werden und eine noch stärkere Professionalisierung durchgesetzt werden kann - während gleichzeitig der Breitensport immer mehr zusammengestrichen wird. Nach der glänzenden Darbietung in Paris geradezu pervers.