Kampf um jeden Arbeitsplatz

Kampf um jeden Arbeitsplatz

„Alternativlose“ Arbeitsplatzvernichtung bei den Automobilzulieferern?

Die zehn größten Automobilzulieferer in Deutschland planen alle die Vernichtung von Arbeitsplätzen oder haben in jüngster Vergangenheit Arbeitsplätze vernichtet.

Von gp
„Alternativlose“ Arbeitsplatzvernichtung bei den Automobilzulieferern?
Protestaktion bei Bosch in Stuttgart-Feuerbach am 13. März 2019 – Die MLPD fordert die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich (rf-foto)

Die Entlassungswelle hält seit langem an. Zwischen 2018 und 2022 ist die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Autozulieferindustrie von 311.000 auf 274.000 gesunken, ein Verlust von 37.000 Arbeitsplätzen. Hintergrund ist zum einen der gesunkene Absatz der Autoindustrie als Ausdruck der anhaltenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Zum anderen ist sie eine Folge der beiden durch die Umstellung der Antriebstechnologie (E-Mobilität) und Digitalisierung ausgelösten Strukturkrisen. Zur Herstellung eines E-Autos werden wesentlich weniger Teile gebraucht. Deshalb gibt es Prognosen, die die Vernichtung eines Drittels der rund 780.000 Arbeitsplätze in der Auto- und ihrer Zulieferindustrie vorhersagen.¹ Wesentlich mehr als neue Arbeitsplätze entstehen, wenn weiter so produziert wird wie bisher. Dabei könnten mit der Neuaufteilung der Arbeit viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Instrument dazu ist die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Profite. Diese Forderung ist die wichtigste ökonomische Forderung im Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz und gegen die Massenarbeitslosigkeit.

 

Dass die Kolleginnen und Kollegen bereit sind, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen, belegen verschiedene gewerkschaftliche Aktionen wie die konzernweiten Aktionstage bei Bosch oder ZF. Über die Frage, wie die Arbeitsplätze zu verteidigen sind, gibt es eine entfaltete Auseinandersetzung unter den Kollegen und in der Gewerkschaft. „E-Mobilität kostet generell Beschäftigung“², behaupten die Konzernvorstände. Deshalb stellen sie ihre Pläne zur Arbeitsplatzvernichtung als „alternativlos“ dar. Das Höchste, was die Arbeiter noch zu erwarten hätten, wären Sozialpläne oder Transfergesellschaften. Alternativlos ist dies nur vom Standpunkt der kapitalistischen Profitlogik der Konzerne. Dabei gibt es in der sozialistischen Produktionsweise eine grundsätzliche Alternative. Dort ist die Ausbeutung von Mensch und Natur abgeschafft, die Produktivitätssteigerung kommt der Gesellschaft und den Arbeitern zugute. Indem zum Beispiel Arbeiterinnen und Arbeiter auf gesellschaftlich notwendige Arbeiterplätze versetzt werden. Oder die Zeit für soziale, kulturelle und politische Aktivitäten genutzt werden kann.

 

Aber es gibt auch jetzt schon Möglichkeiten, die die Lage zeitweilig lindern können. Zum Beispiel  - wie bereits oben erwähnt - die Verkürzung der Arbeitszeit auf eine 30-Stunde-Woche bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Profite. Dadurch könnten in der Auto- und ihrer Zulieferindustrie rein rechnerisch über 91000 Arbeitsplätze erhalten werden. Frei werdende Kapazitäten und Arbeitsplätze könnten zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit fossilfreien Antrieben genutzt werden. Auch zum Umbau des gesamten Verkehrssystems durch Verlagerung der Transporte auf Schiffe und Züge und einer intelligenten Anbindung der ländlichen Regionen würden viele Arbeitsplätze gebraucht. Das bekommen die Arbeiter aber nicht geschenkt, sondern das muss auf Kosten der Profite erkämpft werden.

 

Eine Alternative zur Vernichtung von Arbeitsplätzen mithilfe eines Sozialplans zeigte auch der selbständige Streik der Belegschaft von Opel Bochum 2004. Die Kolleginnen und Kollegen haben nach der Ankündigung der Vernichtung von Arbeitsplätzen durch den Vorstand sofort die Initiative ergriffen. Sie haben auf ihre eigene Kraft vertraut und haben selbständig gestreikt. Dieser unbeugsame Geist der Opel-Belegschaft, gestärkt durch kämpferische und klassenkämpferische Gewerkschafter, die Betriebsratsliste Offensiv, die Betriebsgruppe der MLPD und eine breite Solidarität der Familien, anderer Betriebe usw. hat dazu geführt, dass das Werk zehn Jahre länger erhalten wurde. Es war ein harter und zäher Kampf, der die Solidarität der Menschen in Bochum, des Ruhrgebiets und schließlich der ganzen Republik bekommen hatte. Die Erfahrungen sind in der von Opel-Beschäftigten geschriebenen Dokumentation „Was bleibt ... 10 erkämpfte Jahre Opel Bochum 2004 bis 2014 – eine Dokumentation“ festgehalten. Sie ist eine hervorragende Anleitung für alle Belegschaften, die vor der Notwendigkeit stehen, den Kampf zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze zu führen.

 

Die AfD macht „die grüne Mobilitätspolitik“ verantwortlich für die Vernichtung der Arbeitsplätze in den Auto- und Zuliefererbetrieben. Zunächst mal sind von der Ampel beschlossene "Umweltschutzmaßnahmen", wie die CO2-Bepreisung, Umverteilungsinstrumente im Sinne der Monopole, die kräftige finanzielle Spritzen bekommen, die die Massen bezahlen. Außerdem dient die CO2-Bepreisung der Legitimierung des weiteren CO2-Ausstoßes. 

 

Um das Ausreifen der globalen Umweltkatastrophe zu dämpfen bzw. teilweise zu stoppen, sind dringende Sofortmaßnahmen notwendig. Dazu gehört u.a. auch der Ausstieg aus der fossilen Antriebstechnologie. Mit ihrem Festhalten am Verbrennermotor leugnet die faschistische AfD die globale Umweltkatastrophe und nimmt die Automobil- und Zulieferermonopole aus der Schusslinie. Damit spaltet sie auch den nötigen Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die Konzernpläne.

 

Aus Anlass des zwanzigsten Jahrestages des Opel-Streiks ruft die Betriebsratsliste Offensiv von Opel in Bochum zusammen mit der Koordinierungsgruppe der Bundesweiten Montagsdemobewegung am 5. Oktober in Bochum auf dem Willy-Brandt-Platz zu einer Kundgebung mit anschließendem Familienfest ein. Dazu Oliver Wähnert, Vertrauensmann der IG Metall bei Opel in Bochum: „Aus diesem Grund haben sich aktive und ehemalige Opelaner, Teilnehmer des Streiks, Familien, Freunde und Aktivisten der breiten Solidaritätsbewegung von 2004 entschlossen, diesen bedeutenden Jahrestag zu begehen: Nicht als Blick zurück, sondern als Beitrag für alle Arbeiter, Belegschaften und insbesondere die Jugend, die im Kampf um ihre Zukunftsinteressen stehen“.


Hier kann die Dokumentation „Was bleibt ... 10 erkämpfte Jahre Opel Bochum 2004 bis 2014 – eine Dokumentation“ über den Opels-Streik 2002 gekauft werden.