Straßenumzug in Saalfeld-Gorndorf

Straßenumzug in Saalfeld-Gorndorf

AfD-Einfluss und Menschen mit erhobenen Haupt

Am 16. August haben wir vom Wahlkampfteam aus Duisburg und Krefeld einen Straßenumzug im Stadtteil Gorndorf in Saalfeld gemacht. Der Stadtteil ist geprägt von Arbeiterinnen und Arbeitern, Arbeitslosen, Familien, Migranten aus Syrien und der Ukraine – und Faschisten.

Korrespondenz
AfD-Einfluss und Menschen mit erhobenen Haupt
Beim Straßenumzug in Saalfeld (Foto: RF)

Wir begannen mit einer schwungvollen Begrüßung am Mikro und dem Lied „Bella Ciao“. Die Fenster und Balkone gingen auf, Handys wurden gezückt und neugierig die Redebeiträge und Ansprachen verfolgt. Manche machten daraufhin bewusst nicht die Türe auf, andere begrüßten uns bei der persönlichen Übergabe des Wahlprogramms der MLPD/Internationalistischen Liste freudig an der Tür.

 

Diejenigen, die mit uns in Gespräch kamen berichteten, dass Gorndorf fest in AfD-Hand sei. Wir merkten auch an verschiedenen Reaktionen, dass es diesen Mainstream gibt. Das macht Stimmung, das hinterlässt Spuren. So stellten wir die Losung „Wer AfD wählt, wählt Faschismus!“ und die Perspektive des echten Sozialismus ins Zentrum der Auseinandersetzung. Die Faschisten im Stadtteil wurden nervös. Eine Truppe von drei Männern verfolgte den Straßenumzug wie ein Schatten, sie fotografierten und filmten.

 

Es war sowohl für unser Team als auch für die öffentliche Auseinandersetzung eine Kernfrage, sich nicht einschüchtern zu lassen. Eine jugendliche Teilnehmerin nahmen wir in die Mitte, sangen gemeinsam „Keiner schiebt uns weg!“ und polemisierten gegen die AfD, die sich als Vertreter des „Kleinen Mannes“ aufspielt. In rund 20 persönlichen Gesprächen berichteten die Leute von ihren Sorgen und Nöten. Es kam auch teils eine Resignation heraus, andere stellten sich klar auf unsere Seite, andere wurden auch böse und fühlten sich durch unser Auftreten angegriffen. Gerade Ältere waren der Meinung, die Geschichte darf sich nicht wiederholen.

 

Wir erreichten sicherlich 100 bis 200 Leute in den Häusern, manche hörten sehr lange zu und waren vor allem an der Frage der Perspektive des echten Sozialismus interessiert und warum er in der DDR scheiterte, es heute kein sozialistisches Land mehr gibt. Eine schlug trotzig das Fenster zu und rief vorher: „Ich wähle trotzdem die AfD.“Darauf wir: „Kannst du ja machen, es gibt Wahlfreiheit aber legt dir selbst Rechenschaft ab, wenn du weißt, die AfD ist frauenfeindlich, reaktionär, Vertritt das Kapital und ist faschistisch.“ Auch auf Pöbeleien reagierten wir öffentlich, ohne uns provozieren zu lassen.

 


Bei einer kurzen Zwischenauswertung kam ein junger Einzelhandelskaufmann erhobenen Hauptes aus seinem Haus zu uns rüber und meinte er, beglückwünsche uns zu unserer politischen Standhaftigkeit, er sei zwar noch in der SPD, aber er denke über einen Parteiwechsel nach. Er stimmte zwar zu, dass die AfD in Gorndorf stark vertreten ist, machte aber auch deutlich, dass sich davon auch nicht ins Bockshorn jagen lassen darf. Wir luden ihn zu unserem Stammtisch ein und tauschten Adressen aus. Am Schluss versprachen wir, wir kommen wieder.