Dokumentiert: Solidarwerkstatt in Österreich.

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Zehn Holocaust-Überlebende verurteilen Israels Gaza-Genozid

Eine Gruppe von Holocaust-Überlebenden sagt, dass es ein absoluter Affront gegen das Gedenken an den Holocaust ist, wenn der Holocaust missbraucht wird, um den Genozid in Gaza und die Repression gegen Studentenproteste auf Universitäts-Arealen zu rechtfertigen.

Zehn Holocaust-Überlebende verurteilen Israels Gaza-Genozid
Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen in London beim Protest gegen den Gaza Genozid, Mai 2024

Zehn Holocaust Überlebende haben einen gemeinsamen Brief unterzeichnet, der den Genozid in Gaza und den Missbrauch von Antisemitismus-Vorwürfen durch Politiker verurteilt.

 

In dem Brief heißt es: "Der Mit-Begründer von Human Rights Watch, Aryeh Neier, hat kürzlich gesagt, dass Israel in Gaza einen Genozid vollführt. Er sagte weiter, dass die Verwendung von Antisemitismus-Beschuldigungen, um Kritiker des Staates Israel anzugreifen, 'das gesamte Prinzip von Antisemitismus seines Fundaments beraubt.' Als Holocaust-Überlebende teilen wir in diesem Schreiben mit, dass wir von ganzem Herzen mit Professor Neier übereinstimmen - er, der selber nur deshalb dem Holocaust entkam, weil er schon als Kind im Jahr 1939 aus Nazi-Deutschland entkam.

 

Bei einer Holocaust Gedenkfeier vor kurzem hat Netanjahu erklärt: 'Wir werden unsere Völkermord-Feinde abwehren. Niemals wieder ist genau jetzt!' Bei einer anderen Gedenkfeier wiederum hat US-Präsident Biden vor einem 'wilden Anstieg von Antisemitismus' an Universitäts-Arealen gewarnt.

 

Unserer Meinung nach ist es ein kompletter Affront gegen das Andenken an den Holocaust, wenn eben dieses Gedenken dafür missbraucht wird, um entweder den Genozid in Gaza oder die Repression auf Universitäts-Arealen zu rechtfertigen. Die Entmenschlichung von Palästinensern, ihre Beschreibung als „menschliche Tiere“, das Töten von Zehntausenden von Zivilisten, wahlloses Bombardieren, die Zerstörung von Universitäten und Spitälern und der Einsatz der Methode der Massen-Aushungerung - das sind ganz klare Strategien von ethnischer Säuberung und Genozid.

 

Diese sind genauso wenig entschuldbar wie die Lieferungen von Waffen, mit denen dieser Genozid durchgeführt wird, genauso wenig entschuldbar wie die Weigerung, der UNRWA (Hilfswerk der UNO für Palästina-Flüchtlinge) Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Wenn es keine anderen Argumente mehr gibt, greifen unsere Politiker auf das Holocaust-Gedenken zurück und behaupten gleichzeitig, dass jeglicher Protest gegen den von Israel durchgeführten Genozid in irgendeiner Weise antisemitisch sei.

 

Als Holocaust Überlebende haben wir keine besonders spezielle Fachkompetenz zum Mittleren Osten, aber mit Antisemitismus kennen wir uns gut aus. Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, dass es antisemitisch sei, den von Israel vollführten Genozid abzulehnen. Es ist auch falsch zu behaupten, dass der Ruf nach gleichen Rechten für Juden und Araber, also die Formulierung „From the River To The Sea“ („Vom Fluss bis zum Meer“), antisemitisch sei. (Siehe auch Gerichtsurteil: "From the river to the sea ..." ist nicht strafbar). 

 

Als Holocaust Überlebende sind wir nur mehr relativ wenige Menschen, aber wir wollen unsere Stimmen einbringen in die wachsende globale Bewegung, die einen dauerhaften Waffenstillstand fordert, einen israelischen Abzug aus Gaza, und die vom Westen fordert, Israels Bewaffnung und die Unterstützung des Genozids zu stoppen."

 

Hier der Brief der Holocaust-Überlebenden