Gedenken an den Warschauer Aufstand

Gedenken an den Warschauer Aufstand

Steinmeier bittet um Vergebung

Aufrichtige Demokraten, die sich des antifaschistischen Erbes verpflichtet fühlen, werden immer der 6 Millionen polnischen Toten des faschistischen deutschen Angriffskrieges und besonders der über 200.000 Toten des Warschauer Aufstandes in Aufrichtigkeit gedenken.

Gastbeitrag von Raimon Brete, Chemnitz

Erst nach 80 Jahren der blutigen Niederschlagung und barbarischen Vernichtung eines Großteils von Warschau bittet der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier recht salbungsvoll um Vergebung.

 

Wortreich und wohl im Bewusstsein, dass die verflossenen Jahre den Mantel des Vergessens über das eigene Versagen einer antifaschistischen Aufarbeitung in Deutschland ausgebreitet haben, hat sein Auftritt etwas zutiefst Heuchlerisches. Dabei verblüfft die zur Schau gestellte Naivität und zeugt in erster Linie von bewusster Geschichtsvergessenheit, milder ausgedrückt von enormem Unwissen.

 

In den drei Westzonen und später in der BRD wurden mehrheitlich die alten Beamten im staatlichen Machtapparat übernommen. Exemplarisch die Weiterbeschäftigung von Globke als Staatssekretär, Filbinger als Ministerpräsident, Gehlen als Chef des neuen Geheimdienstes, Heusinger als Generalinspekteur der Bundeswehr, Buback als Generalbundesanwalt, Schleyer als Arbeitgeberpräsident und, und, und. Kasernen der Bundeswehr und Straßen sowie Plätze tragen oder trugen Namen von nazistischen Parteigängern oder Offizieren bzw. Generälen, z.B. von Manteuffel, Moeller, Freiherr v. Fritsch, Rommel, Lent, Marseille, Lilienthal.

 

Als das Grundgesetz für die Bundesrepublik vorbereitet wurde, erklärte einer seiner Väter, "alle deutschen Gebiete außerhalb der Bundesrepublik ist als Irrendes anzusehen", also als Territorium unter fremder Herrschaft, "deren Heimholung mit allen Mitteln zu betreiben" wäre (Nachzulesen im Protokoll der Sitzung der Unterausschüsse des Verfassungskonvents). Wer sich diesem Diktum nicht unterwerfe, hieß es weiter, sei "als Hochverräter zu behandeln und zu verfolgen".

 

Zu all dem, wie auch zur Tatsache, dass der bekannte Schlächter von Warschau, der deutsche SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei Heinz Reinefahrt von 1951 bis 1964 Bürgermeister von Westerland sein konnte, kein Wort von Steinmeier. Nahezu begeistert loben polnische Politiker und Amtsträger diesen Auftritt des sozialdemokratischen deutschen Bundespräsidenten.