Altersarmut in Deutschland

Altersarmut in Deutschland

"Mehr als 1,3 Millionen Rentner arbeiten zusätzlich"

Mehr als 1,3 Millionen der 18,6 Millionen Altersrentnerinnen und -rentner in Deutschland arbeiten trotz Rentenalters, um ihre Lage zu verbessern. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor (Statistik der Deutschen Rentenversicherung). Demnach arbeitete zum Stichtag 31. Dezember 2022 ein Großteil (eine Million) derjenigen, die zur Altersrente noch etwas hinzuverdienten, in einem Minijob. Gut 300.000 Altersrentner waren mehr als geringfügig beschäftigt.

Von hm / ffz
"Mehr als 1,3 Millionen Rentner arbeiten zusätzlich"
(foto: Lisa S. | shutterstock 329845973)

Nach mindestens 35 Versicherungsjahren bekamen Altersrentnerinnen und -rentner in Deutschland 2022 laut Deutscher Rentenversicherung im Schnitt knapp 1.400 Euro Rente überwiesen. Doch Vorsicht: in dieser Durchschnittsrente ist ex-VW-Vorstandschef Martin Winterkorn genauso verrechnet wie der ehemalige Bandarbeiter, der im Alter weiter schuften muss, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbands vom Mai dieses Jahres gilt jeder Fünfte über 65 Jahre in Deutschland bereits jetzt als arm. (www.der-paritaetische.de, 29.05.2024)

 

469.000 Rentner sind für ihren Lebensunterhalt auf Grundsicherung angewiesen, weil sie die Versicherungsjahre aus unterschiedlichen Gründen nicht zusammenbekommen oder zu einem Billiglohn arbeiten mussten.

 

Dazu erreichten die Redaktion die folgenden Statements: "Ich war eigentlich wegen der langen Betriebszugehörigkeit unkündbar und bekam von meiner Firma auf einmal die fristlose Kündigung. Einen Arbeitskampf konnte ich mir nicht leisten. Deshalb musste ich mit einer Abfindung in Rente gehen, die deutlich weniger war, als mir zugestanden hätte. Ich muss arbeiten bis zum Schluss“.

 

„Ich habe mich nach der Geburt des zweiten Kindes leider darauf verlassen, dass mein Mann gut verdient und bin aus dem Berufsleben ausgeschieden, um mich den Kindern und dem Haushalt zu widmen. Heute stehe ich mit einer Rente da, die zu wenig zum Leben und zum Sterben zu viel ist. Ich bin finanziell immer auf meinen Mann angewiesen und muss trotzdem weiter arbeiten gehen, weil es für uns beide sonst nicht reicht.“ Das sind Beispiele für Altersarmut in Deutschland. Solche Zustände in einem der produktivsten und reichsten Länder Europas – der Kapitalismus beweist einmal mehr seine Unfähigkeit, Probleme wirklich zu lösen.

 

Aber egal aus welchen Gründen auch immer es jemand nicht zu einer perspektivischen Traumrente eines Finanzministers Christian Lindner (FDP) geschafft hat, ob es alleinerziehende Mütter oder Väter sind, Menschen, die geringe Löhne bekommen haben oder chronisch Erkrankte: Die Menschen haben ihr Leben lang trotz widriger Bedingungen zum gesellschaftlichen Reichtum beigetragen.

 

Insofern war es erfrischend, dass im April dieses Jahres in Stockelsdorf / Schleswig-Holstein 800 Rentner für einen Inflationsausgleich demonstrierten. Sie gingen eher langsam mit den Rollatoren durch die Stadt – dafür aber umso entschiedener und lautstark: „Wir wollen mehr Rente!". Sozialverbände, Seniorenverbände, Gewerkschaften wie die IG Metall und Ver.di hatten zur Demonstration aufgerufen. „Das Geld, das man mühsam erspart hat, ist mittlerweile aufgebraucht“, betont einer der Rentner. Die Rentenerhöhungen liegen seit 2021 unter der Inflationsrate.

 

Es geht auch gar nicht darum, nach dem Renteneintritt nichts mehr zu tun. Viele alte Menschen wollen auch nach dem Arbeitsleben aktiv sein; viele engagieren sich auch gerne für die Gesellschaft und sind bereit ihr Wissen und ihre Kräfte einzubringen.

 

In der sozialistischen Sowjetunion und im China Mao Zedongs war das sozialistische Bewusstsein vieler Rentner hoch. Sie nahmen den Ausspruch Mao Zedongs: „Dem Volke dienen!“ wörtlich und ihre Arbeit für die Massen erfüllte sie auch im hohen Alter noch mit Befriedigung. Das hat mit der steigenden Zahl von Rentnern, die jetzt im Kapitalismus arbeiten müssen, weil sonst der Kühlschrank am Monatsende leer bleiben muss, nichts zu tun. Hier zwingt ein abgewirtschaftetes System zugunsten einer kleinen Zahl von maximalprofitorientierten Monopolen die Alten zur Arbeit. 

Da machen wir nicht mit!

Deshalb treten wir auch bei der kommenden Bundesweiten Montagsdemonstration am Samstag, dem 17. August, in Eisenach für die Herabsetzung des Rentenalters und die Erhöhung der Renten in Ost und West ein. Bringt entsprechende Schilder mit!

 

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