Mahner gegen Faschismus und Krieg
Heute vor 50 Jahren ist Erich Kästner gestorben
Erich Kästner hat immer wieder betont, seine berühmten Kinderbücher - "Das doppelte Lottchen", "Emil und die Detektive", "Pünktchen und Anton" ... - seien auch Erwachsenenbücher.
Denn er hat dort auch Botschaften an die Erwachsenen untergebracht, z.B. dass sie Kinder ernst nehmen sollen, ihnen keine falschen Versprechungen machen und sie vor allem nicht unterschätzen dürfen. Und nicht zuletzt sind diese Bücher einfach auch für Erwachsene vergnüglich zu lesen.
Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren und ist dort in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Mit 17 wird er eingezogen und er- und überlebt den Ersten Weltkrieg an der Front. Wie viele aus seiner Generation prägt ihn das. Zeitlebens sind ihm Nationalismus, Kriegstreiberei und Militarismus verhasst. 1928 beschreibt er in seinem Gedicht "Kennst du das Land, in dem die Kanonen blühn? ... Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen" die faschistische Gefahr und die Kriegsvorbereitung in Deutschland. Bei der faschistischen Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 sind auch seine Bücher unter den Opfern. Goebbels persönlich erwähnt Kästner in seiner Rede am Feuer als dritten Autoren. Kästner erlebt das gemeine Spektakel am Opernplatz in Berlin selbst mit.
Er erhält Publikationsverbot in Deutschland, publiziert u.a. in der Schweiz, geht aber nicht ins Exil. Über seine Motive gibt es viele verschiedene Erzählungen. Manche Kollegen warfen ihm vor, er habe sich opportunistisch durchgeschlängelt. Er selbst nannte als Grund, warum er in Deutschland blieb, dass er Augenzeuge bleiben und Zeugnis darüber ablegen wollte, was unter der faschistischen Hitlerdiktatur passierte. Dafür führte er ein detailliertes Tagebuch, er war ein scharfer Beobachter und genauer Zuhörer. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte Kästner sich gegen Wiederbewaffnung und Atomkriegsgefahr, später gegen den Vietnamkrieg.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Erich Kästner in München. Mit nachlassender literarischer Produktivität entwickelte er auch zunehmend eine skeptische Weltanschauung. Übers Ganze gesehen aber ist Erich Kästner ein bedeutender fortschrittlicher deutscher Schriftsteller gewesen. Gerade heute angesichts wachsender faschistischer Gefahr und dem Kriegskurs der Regierung ist sein Vermächtnis bedeutsam.
Unser Freund und Kollege Joachim Gärtner, Kulturredakteur bei der Roten Fahne, hatte schon Anfang des Jahres geplant, zum heutigen 50. Todestag von Erich Kästner einen Artikel zu schreiben. Er konnte diesen Plan nicht mehr verwirklichen. Am 21. Februar 2024 ist er in Kassel verstorben. Wir bewahren ihm ein ehrendes Andenken.