Belegschaftsversammlung bei Salzgitter Flachstahl
Viele Fragen, keine Antworten
Bei der letzten Belegschaftsversammlung der Salzgitter Flachstahl (SZFG) mussten wir uns wieder mal das Gejammer der Geschäftsführung über „unangenehme Zeiten“, „fehlenden konjunkturellen Rückenwind“ anhören. Es sehe „wirtschaftlich schlecht“ aus und „einiges stehe auf dem Prüfstand“. Das könne durchaus zu Kurzarbeit nach den Ferien führen. Damit sollten wohl die Kolleginnen und Kollegen eingeschüchtert werden. Doch die Kollegen sahen sich dadurch herausgefordert und es meldeten sich eine ganze Reihe zu Wort.
Dabei deckten sie auf, wer für die angeblichen Miesen verantwortlich ist. Die 50 Mio. Miese in Ilsenburg entpuppen sich als Fehler bei der Bauplanung. Und das kurzfristige Anblasen von Hochofen C hat die SZFG 80 Mio. Euro gekostet. Ein Höhepunkt war der Einmarsch von etwa 25 Kolleginnen und Kollegen vom Hochofen und der Kokerei, teils in Hitzeschutzanzügen. Sie verlasen einen eineinhalb Seiten langen Beitrag. Dabei wiesen sie darauf hin, dass viele Kollegen vor dem kurzfristigen Anblasen des Hochofens gewarnt hätten. Außerdem haben alle Kollegen keine Erfahrung mit der Arbeit am Hochofen C. Das hat zu schweren Unfällen mit mehreren Verletzten geführt. Kollegen haben teilweise Angst, zur Arbeit zu gehen, weil sie Tätigkeiten ausführen müssen, für die sie gar nicht richtig angelernt werden konnten. „Die Führungsebene mit ihren hohen Gehältern und ohne Ahnung von den Anlagen brauchen wir eigentlich nicht. Wenn die zu Hause bleiben, wissen wir Kollegen trotzdem, was zu machen ist und es kommt Stahl raus. Wenn wir aber zu Hause bleiben, steht alles.“
Auch die Ausbildung spielte eine Rolle. Statt alle fertig Ausgebildeten unbefristet zu übernehmen, übernimmt die Personalabteilung nur Ausgebildete, die mit 80 Prozent und besser ihre Prüfung abgeschlossen haben. Die anderen müssen sich mit einer Befristung auf zwölf Monate zufriedengeben, ungewiss, ob sie anschließend wirklich entfristet eingestellt werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden, weil es angeblich „keine geeigneten Bewerber“ gebe. So viel zum angeblichen Facharbeitermangel.
Die Geschäftsführung ging auf keine der vielen angesprochenen Punkte richtig ein, bzw. drückte sich vor konkreten Antworten. Die Stimmung unter den Kollegen war während und nach der Versammlung ziemlich aufgebracht.
Leider spielte die brisante Situation bei TKSE auf der Versammlung keine Rolle. Das muss sich ändern, denn wir Stahlarbeiter müssen zusammenhalten.