Rems-Murr-Kreis

Rems-Murr-Kreis

Rudersberg: Die Klimakatastrophe vor Ort

Schon am Samstag und Sonntag, den 1. und 2. Juni, hatte es im Rems-Murr-Kreis kräftig geregnet. Der Boden war von Feuchtigkeit gesättigt, Flüsse und Bäche schon übervoll. Aber das Schlimmste schien überstanden. Es kam anders … .

Korrespondenz
Rudersberg: Die Klimakatastrophe vor Ort
Rudersberg am Tag danach (foto: privat)

Für Sonntagabend wurde ein neuer Starkregen angekündigt. Wieder schütteten die Wolken Regenmengen von 120 bis zu 200 Liter pro Quadratmeter über dem Landkreis aus. Meterhohe Sturzbäche flossen durch die Straßen, rissen Autos wie Spielzeug mit und stapelten sie aufeinander. Straßen wurden weggespült, Erdrutsche machten Straßenverbindungen unbenutzbar. Zwei Menschen kamen bei dem Versuch, ihren Keller leer zu pumpen, ums Leben. Allein die Schäden an öffentlichen Einrichtungen der Gemeinde Rudersberg werden im Moment auf über 130 Millionen Euro geschätzt.

 

Ein Kollege berichtete: „Ich wollte am späten Sonntagabend mit dem Auto nach Hause. Aber es war kein Durchkommen. Die Straße war weg. Der Versuch, zu Fuß nach Hause zu kommen, erwies sich als ein gefährliches Abenteuer. Ich stand zeitweise bis zur Brust im Hochwasser. Die Strömung der übergelaufenen Wieslauf war so stark, dass ich um mein Leben fürchtete. So blieb ich in einem Ort vor Rudersberg hängen. Ich konnte einem Anwohner beim Aufräumen helfen und durfte dann bei ihm übernachten“.

 

Der Schaden ist riesig. Aber auch die Solidarität. Nachbarschaften helfen sich gegenseitig beim Aufräumen und Putzen. Helfer kamen aus der ganzen Umgebung. Firmen und Landwirte rücken mit schwerem Gerät an, um den Müll wegzuschaffen. Über 8000 Tonnen Müll werden in den nächsten Tagen an den Sammelplätzen abgelegt und müssen entsorgt werden.

 

Es war ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser, doch klar ist: Angesichts der begonnenen globalen Umweltkatastrophe wird es sicher keine hundert Jahre bis zum nächsten Hochwasser dieser Größe mehr dauern.