ZDF-Mediathek

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Filmkritik: Dokumentation zum 20. Juli 1944

Am 21. Juli brachte das ZDF eine interessante Geschichtsdokumentation unter dem Titel „Attentat auf Hitler: Stauffenberg und der deutsche Widerstand“.

Von Anna Bartholomé

Sie kann in der Mediathek abgerufen werden.

 

Wohltuend von den heuchlerischen Politikerreden zu diesem Jahrestag unterschied sich die Sendung darin, dass sie den Werdegang des verspäteten militärischen Widerstands nicht unkritisch als Heldenepos übernahm. Auch der Attentäter Stauffenberg selber war zunächst ein Anhänger des Hitlerregimes, war an der Planung des Krieges des faschistischen Deutschlands gegen die Sowjetunion beteiligt und wurde erst spät von etwas weitsichtigeren Aktiven für das Attentat auf Hitler gewonnen. Auch andere Widerstandsgruppen, der Kreisauer Kreis und die so genannte Rote Kapelle werden in dem Film gewürdigt. Da kommt der Film nicht ohne antikommunistische Schlenker aus, wenn Bemühungen von Aktivisten der Roten Kapelle zur Zusammenarbeit mit der Sowjetunion geleugnet werden.

 

Eine bemerkenswerte Seltenheit aber gibt es in dem Film: Ausführlich wird der am 8. November 1939 in München nach akribischer Vorbereitung leider missglückte Bombenanschlag des schwäbischen Tischlers Georg Elser hervorgehoben. Wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den er mit dem Anschlag auf Hitler und dessen engste Kumpane verhindern wollte, wurde er im KZ Dachau ermordet.

 

Hier fälscht der Film, indem Georg Elser als gesellschaftlich isolierter Alleintäter dargestellt wird. Georg Elser war wahrscheinlich kein Mitglied der Kommunistischen Partei. Aber er stand ihr nahe mit der schon damals von ihr verbreiteten Losung: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“. Noch in seinen Verhören bei der Gestapo hat er immer wieder betont, dass er schon lange und immer wieder die KPD gewählt hat. Er nahm an Versammlungen teil, war aktives Mitglied der Naturfreunde, die der KPD nahestanden. Den Bombenanschlag selber hat er allerdings in strikter Geheimhaltung monatelang vorbereitet, wohl um niemanden zu belasten. Hitler jubilierte nach dem durch Zufälle missglückten Attentat, dass er von der „göttlichen Vorsehung gerettet“ wurde (erinnert sich jemand an Trump?).

 

Georg Elser Familie wurde in Sippenhaft genommen, obwohl sie über das Attentat völlig ahnungslos war. Freunde und Bekannte wurden verfolgt, die Bevölkerung seines Heimatdorfes so drangsaliert, dass noch nach dem Krieg die Einschüchterung wirkte und erst sehr spät seine Tat gewürdigt wurde.