Duisburg

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Antifaschistische Aufklärung ist dringend geboten

Das Internationalistische Bündnis in Duisburg hatte kurzfristig zu einer Bildungsveranstaltung zum Thema „AfD – Wölfe im Schafspelz“ eingeladen. Anlass waren Erfahrungen auf der letzten Duisburger Montagsdemo: Die Masse der Menschen unterschätzt die faschistische Gefahr, wie sie derzeit in Deutschland und weltweit zunimmt. Vor allem Jugendliche haben kaum Ahnung, was Faschismus bedeutet.

Von wr
Antifaschistische Aufklärung ist dringend geboten
Die Millionen Reichsmark aus der Kasse der Großindustrie waren gemeint, wenn Hitler sagte, dass Millionen hinter ihm stünden ...

Die Massenmedien, die Regierung und alle bürgerlichen Parteien fördern die von der AfD verbreitete Demagogie, sie sei eine zwar konservative und rechtsgerichtete, aber „normale“ Partei im bürgerlichen Parteienspektrum. "Demagogie" stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt "Volksverführung". Anders gesagt: Volksbetrug.

 

An dem Abend gelang es, eine Reihe von verbreiteten Legenden und Halbwahrheiten zu entkräften. Neben einem Vortrag und Diskussion wurden wenig bekannte, legendäre antifaschistische Lieder vorgestellt und gemeinsam gesungen. Diese wollen die Anwesenden künftig noch besser für ihr kulturelles Repertoire bei Kundgebungen und Veranstaltungen ähnlicher Art einstudieren. Der Einstieg in den Vortrag überraschte die Teilnehmer mit den ersten Bildern von der sozialistischen Oktoberrevolution bzw. der deutschen Novemberrevolution. Die These des Referenten: Faschismus ist die Reaktion des herrschenden Monopolkapitals auf den Befreiungskampf der Arbeiterklasse zur Verteidigung seiner Ausbeutergesellschaft. Das wurde anhand des Aufstiegs des Hitlerfaschismus nachgewiesen.

 

Die NSDAP gründete sich in erklärter Feindschaft zum Marxismus, Sozialismus und Kommunismus und damit zum Befreiungskampf der Arbeiter und der Massen. Seine weltanschauliche Grundlage ist die völkische und nationalchauvinistische Ideologie. Der Antisemitismus spielte lange Zeit eine untergeordnete Rolle und diente dann als Blitzableiter, von der arbeiterfeindlichen Zielsetzung abzulenken. Später diente die Judenverfolgung der Ausschaltung und Enteignung der jüdischen Konkurrenz und Schaffung billiger Arbeitskräfte in den Konzentrationslagern. Für die Ärmsten unter ihnen, die keinen Profit und Nutzen für die Faschisten brachten, wurde dann ab 1942 als „Endlösung“ die Massenvernichtung eingerichtet. Der Holocaust an 6 Millionen Juden war Ausdruck der besonderen Brutalität des Hitlerfaschismus und seiner Barbarei.

 

Widerlegt wurde die an Schulen und im öffentlichen Bildungswesen verbreitete Behauptung, Hitler sei durch die deutschen Wähler an die Macht gekommen. Der Schlüssel für den Aufstieg der Faschisten war ab 1932 die volle Unterstützung der führenden Kreise aus Industrie und Banken. Hitler bekundete vor 700 führenden Industriellen und Bankiers auf dem Düsseldorfer Industrieclub, dass seine antikapitalistischen Reden nicht ernst zu nehmen seien, vielmehr verteidige er das Privateigentrum und setze sich für die Vernichtung der Sowjetunion ein. Damit war er „ihr Mann“, wie Thyssen, Krupp u.a. erklärten. 

 

Faschismus ist nicht dann errichtet, wenn eine faschistische Partei an die Regierung kommt. Er bedeutet eine gewaltsame Umkrempelung der bislang in der Hauptseite mit Betrug agierenden  Herrschaft, indem demokratische Rechte für die Arbeiterbewegung bis hinein in die bürgerliche Opposition weitgehend ausgeschaltet werden. Das erfolgte beim Hitlerfaschismus dermaßen brutal und vollständig, wie es bisher keine faschistische Herrschaft zuwege gebracht hatte. In den Betrieben wurde eine militärisch-faschistische Verwaltung eingeführt, in der die Belegschaften als sogenannte „Gefolgschaft“ dem Willen der Betriebsführer ausgeliefert waren. Das Verbot der Gewerkschaften  ging einher mit der Einführung der Deutschen Arbeitsfront als Zwangsorganisation. 

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg verhinderte in der BRD über sieben Jahrzehnte eine tiefe antifaschistische Grundhaltung ein stärkeres Aufkommen faschistischer Organisationen. Die Faschisten waren zersplittert. Das hat sich mit der AfD geändert, vor allem als Björn Höcke ihr 2012 beitrat. Zuvor veröffentlichte er unter dem Pseudonym Landolf Ladig im Umfeld der NPD sein zutiefst menschenfeindliches Programm. Höcke wusste die völkische Weltanschauung geschickt an den herrschenden Mainstream anzupassen und in neue Begriffe zu kleiden. So nannte er das nationalsozialistische Deutschland die erste „Antiglobalisierungsbewegung“ der Geschichte. Damit meinte er, die Nazis hätten  eine Weltherrschaft eines angeblichen Weltjudentums und Weltbolschewismus verhindert.

 

Mit dieser antikommunistischen und antisemitischen Hetze rechtfertigte er den Überfall des Hitlerfaschismus auf zahlreiche Völker und den Massenmord. Höcke ist heute der Chefideologe, besser Chefdemagoge, der AfD. Innerhalb der AfD hat er die verschiedenen faschistischen Führer eingebracht, darunter berüchtigte und strafrechtlich verurteilte Schläger aus lokalen Gruppierungen, „Kameradschaften“, „Kampfgruppen“. Ebenso verbotene Parteiansätze wie die „Freiheitliche Arbeiterpartei Deutschlands (FAP).

 

Sein faschistisches Netzwerk unter dem Deckmantel einer sich bürgerlich gebenden Partei hat er ausgebaut. Noch setzen die entscheidenden Kräfte des deutschen Finanzkapitals nicht auf einen Übergang zu einer faschistischen Herrschaftsform. Noch sehen sie die bürgerliche Demokratie als die beste Tarnung für ihre Monopoldiktatur an. Aber wenn die Massenbasis der etablierten bürgerlichen Parteien weiter erodiert, wenn die Massenbewegungen sich verstetigen und wenn der echte Sozialismus insbesondere unter der Jugend an Anziehung gewinnt, werden sie keine Scheu davor haben zu versuchen zu offener Gewaltherrschaft überzugehen. Die modernen Faschisten treten anders auf als die bekannten Formen der Vergangenheit, aber sie sind in ihrem Wesen identisch.

 

Der Abend schloss ab durch die Kreisleitung der MLPD mit einer Vorstellung der Aktivitäten, die die MLPD im Wahlkampf in Thüringen bis zum 1. September plant. Noch am Abend fuhr ein erster Trupp aus Duisburg Richtung Saalfeld, um dort in den kommenden Tagen hunderte Wahlplakate aufzuhängen. Insbesondere das mit der zentralen Losung: „Wer AfD wählt, wählt Faschismus!" Für die Auseinandersetzung mit den Passanten fühlen wir uns besser gerüstet.