Fernseh-Tipp

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"UNITED - Die roten Rebellen aus Manchester"

"UNITED - Die roten Rebellen aus Manchester" - so der Titel einer sehenswerten Dokumentation für alle Fans nichtkommerziellen Fußballs. Sie wurde am 2. Juli 2024 von Phoenix ausgestrahlt und ist in der ZDF-Mediathek noch bis 23. September 2024 zu sehen.

Korrespondenz aus Wuppertal

In der Ankündigung hieß es: "Sie erzählt von Menschen, die sich gegen die totale Kommerzialisierung und den Ausverkauf ihrer großen Liebe wehren. Als 2005 der englische Rekord-Fußballmeister Manchester United trotz heftiger Proteste an einen US-amerikanischen Milliardär verkauft wird, gründen Fans in Manchester ihren eigenen Fußballverein, den FC United of Manchester.“

 

In einem beispielhaften Zusammenhalt und großer Initiative wird, getragen von einer Arbeitertradition und der Bevölkerung des Stadtteils, der Verein aufgebaut, es werden Spenden gesammelt und es wird ein eigenes Stadion gebaut bei Beachtung ökologischer und sozialer Gesichtspunkte. Ein Arbeiteraktivist: “Wir bringen der Arbeiterklasse ihren Fußball zurück“. Zehn Jahre lang finden die Vereinsspiele noch auf gemieteten Plätzen statt. Dann und vier Aufstiege später wird das eigene Stadion eingeweiht mit dem Eröffnungsspiel gegen einen der größten Fußballclubs der Welt: Benfica Lissabon.

 

Der Film dokumentiert die zehn Jahre des Vereins. Aber er bedeutet weit mehr: Es ist ein Musterbeispiel, wozu die Massen in der Lage sind, wenn sie mit Skeptizismus fertig werden; wenn die Ziele, klare demokratische Grundsätze- und Führung festgelegt sind und wenn jeder weiß, wo er anpacken und was er beitragen kann, entsprechend seinen Möglichkeiten. Er macht jedoch auch deutlich, dass es im Kapitalismus eine Illusion ist, dauerhaft und in größerem Rahmen Freiräume und Nischen einzurichten, wie das irreführend Anarchisten und Trotzkisten behaupten.

 

Und so entwickelt sich auch bei den Roten Rebellen des FC United of Manchester ein heftiger Kampf um die Denkweise: Soll an den Prinzipien des Vereins festgehalten werden oder setzt sich durch, über die Köpfe der Mitglieder hinweg zu entscheiden und dass doch wieder eine kommerziellere Richtung eingeschlagen wird. Ende offen!

 

Der interessante Hintergrund dieser großen Leistung begründet sich u.a. in einer tiefverwurzelten Arbeitermentalität und der Tradition vieler sozialer und politischer Aktivistinnen und Aktivisten. Manchester ist eine der ersten Industriestädte, eine Stadt mit großer Arbeitertradition und wichtigen Arbeiterkämpfen. Hier wurden die ersten Gewerkschaften gegründet, die erste Fußballspielergewerkschaft und die Frauenbewegung der Suffragetten.

 

Nicht zuletzt lebte und arbeitete hier 20 Jahre lang Friedrich Engels und beschäftigte sich intensiv mit der sozialen Lage der Arbeiter, was die Dokumentation allerdings leider ausblendet. Wo kämen wir auch hin, wenn sich Fans des Breitensports mit ihm befassten und seiner stürmerischen Position für den Kampf um den Sozialismus: “Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift.“

 

Die roten Rebellen aus Manchester in der ZDF-Mediathek