Stuttgart-Untertürkheim

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E-Campus im Mercedes-Werk eröffnet

Im Beisein von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und anderen Prominenten eröffnete Mercedes-Chef Ola Källenius am 8. Juli den neuen E-Campus im Motorenwerk Stuttgart-Untertürkheim.

Von wb

Dieser steht für das „Kompetenzzentrum für die Erforschung, Entwicklung, Fertigung und Erprobung von Batteriezellen sowie für weitere Komponenten des Elektro-Antriebs“.¹ Denn die Leistungsfähigkeit und Kosten der Batterie, die Källenius „in den nächsten Jahren um 30 Prozent senken will“, entscheidet mit über die Konkurrenzfähigkeit bei den Elektroautos.

 

Nur zu dumm, dass die Verkaufszahlen bei den vollelektrischen Fahrzeugen nicht mitspielen wollten. Sie sind bei allen deutschen Autokonzernen regelrecht eingebrochen. So hat Mercedes im ersten Halbjahr 16,4 Prozent weniger von seinen hochpreisigen E-Limousinen verkauft als im Vorjahreszeitraum. Deshalb war beim feierlichen Akt schon gar nicht mehr über 2030 gesprochen worden. Eigentlich wollte der Vorstand bereits dann nur mehr PKW mit E-Antrieb auf den wichtigsten Märkten ausliefern.

 

Um den E-Markt mithilfe unserer Steuergelder anzukurbeln, hatte Habeck als Gastgeschenk die Ankündigung von „neuen lukrativen Abschreibungsmöglichkeiten für E-Dienstwagen“ dabei. Das kam natürlich bei den anwesenden Topmanagern gut an. Auch dass Habeck sich nicht daran stieß, dass Mercedes trotz begonnener globalen Umweltkatastrophe jetzt den Verbrennermotor noch weit bis in die 2030er-Jahre produzieren will!

 

Bei den meisten Kolleginnen und Kollegen überwiegen die Sorgen gegenüber einem gewissen Stolz darüber, dass in Untertürkheim modernste Entwicklung und zum Teil Produktion Einzug hält. Denn die Lasten des Einbruchs bei den E-Antrieben sollen mit dem chaotischen Herunterfahren von Schichten und Produktion sowie einem Versetzungskarusell auf die Arbeiter abgewälzt werden. Damit die Kollegen den Kampf dagegen offensiv aufnehmen, muss aber geklärt werden, dass der Einbruch beim Verkauf der E-Autos Bestandteil der internationalen Weltwirtschafts- und Finanzkrise ist und woher diese rührt.

 

Und während auf der Eröffnung viel von Zukunft und einem „neuen Kapitel der Unternehmensgeschichte“ die Rede war, fragen sich die Arbeiter, wie viel Produktion und Arbeitsplätze in Zukunft bleiben werden. Heißt es „Campus“, ein Begriff, der gewöhnlich für eine universitäre Einrichtung steht, weil nur eine Kleinserienfertigung und Batterie-Anlauffabrik vorgesehen ist, „um dann auf die Kapazitäten von Auftragsfertigern zuzugreifen“?²  Die MLPD und ihre Betriebsgruppe fördern und organisieren deshalb Diskussionen in den Abteilungen zur Vorbereitung eines konzernweiten Kampfes: um Arbeitsplätze und Produkte, die in die Zukunft weisen und einen Beitrag zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen leisten.