20. Juli 1944

20. Juli 1944

Das Hitlerattentat vor 80 Jahren und der Kampf um die Geschichte

Am 20. Juli 1944 versuchte Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Adolf Hitler durch ein Bombenattentat zu töten. Durch seine militärische Funktion hatte er Zutritt zum „Führerhauptquartier“ in Ostpreußen. Von dort leitete der Faschistenführer den Krieg gegen die sozialistische Sowjetunion. Der Anschlag misslang, Stauffenberg und seine Mitverschwörer wurden verhaftet und hingerichtet.

Von dk
Das Hitlerattentat vor 80 Jahren und der Kampf um die Geschichte
Die barbarische Fratze des Hitlerfaschismus: Das Konzentrationslager Auschwitz (shutterstock_333292880)

Auf der heutigen Gedenkkundgebung der Bundesregierung wird behauptet: Es sei Stauffenbergs Widerstandskreis „um die „Verteidigung von Werten“ gegangen, um die „Demokratie“, die auch heute verteidigt werden müsse. 1 Doch eben das war nicht der Fall! Welche Bedeutung hatte das Attentat im Klassenkampf? Zur Beantwortung dieser Frage muss der Faschismus als eine Herrschaftsform des imperialistischen Monopolkapitals erkannt werden. Er war kein Unglücksfall der bürgerlichen Gesellschaftsordnung und  keineswegs „ein Fliegenschiss in der  deutschen Geschichte“, wie es der AfD-Führer Gauland vor einiger Zeit behauptete. 

 

In der Einleitung der 1987 erstmals veröffentlichten Ausarbeitungen, die Willi Dickhut während des Zweiten Weltkriegs für den illegalen antifaschistischen Widerstand der KPD verfasst hatte, hieß es: „Wenn die bürgerlichen Massenmedien vom Widerstand gegen den Hitler-Faschismus reden und schreiben, dann verschweigen sie nach Möglichkeit den aktiven antifaschistischen Widerstand der Kommunisten. Dagegen heben sie den bürgerlichen, christlichen und jüdischen Widerstand über alle Maßen hervor. Die Männer des 20.Juli (1944) werden als Helden herausgestellt, und ihr dilettantisch durchgeführter Putsch wird überbewertet. Diese Feststellung berührt nicht den persönlichen Mut einzelner. Aber ihre Aktion war losgelöst von den breiten Massen und mußte scheitern, selbst wenn die Ermordung Hitlers gelungen wäre.“ 2

 

Auf der Grundlage der 1944 von Willi Dickhut erstellten dialektischen Analyse wandte sich die MLPD seither gegen die bürgerlichen Verzerrungen und Geschichtsfälschungen. „Die Aktion am 20. Juli 1944 ist der Ausdruck der Gegensätze im Lager der Bourgeoisie, die ihre Ursache in der rapiden Entwicklung der deutschen Niederlage, in der Aussichtslosigkeit eines erfolgreichen Abschlusses des Kriegs hat.“ 3

 

Die Feststellung, dass die zuvor Hitler verehrenden Männer um Stauffenberg sich erst angesichts des militärischen Niedergangs gegen ihn wandten, führte bei dem Mannheimer Professor Peter Graf Kielmansegg zu einem heftigen Wutausbruch: „Dieses Verdammungsurteil ist in einem kaum erträglichen Maße ignorant und ungerecht“, schrieb er in dem Grundsatzartikel „Ewige Mahnung. Die Deutschen und der 20. Juli 1944“ .4 Gerecht erschien ihm dagegen, die Würdigung des kommunistischen Widerstands zu kritisieren. Der „konservativ-militärische Widerstand“ gegen Hitler müsse hervorgehoben werden, denn „die kleine Schar derer, die den Mut hatten, mit ihrem Leben für ihre Überzeugungen einzustehen, darf nicht einfach aufgehen in der größeren Schar derer, die sich ohne diesen Einsatz auf irgendeine Weise dem System verweigerten.“  5

 

Der Attentäter Stauffenberg hatte jedoch im Gegenteil geradezu verzweifelt auf die Erhaltung des „Systems“ gezielt! Weiterführung des Kriegs gegen die Sowjetunion gemeinsam mit den USA und Großbritannien und Erhalt eines diktatorischen System waren die Ziele. Todesmut hatten dagegen zehntausende von Kommunisten gezeigt, die seit 1933 ihr Leben im antifaschistischen Kampf aufs Spiel setzten.

 

„Hätte hinter der Aktion der Generäle am 20. Juli 1944 das Finanzkapital gestanden, wäre der Erfolg nicht ausgeblieben; der Faschismus wäre liquidiert worden“, erklärte Willi Dickhut. „Hinter dieser Aktion stand jedoch nur ein Teil, eine Schicht der Bourgeosie, die Großagrarier, die keinen maßgebenden Einfluß haben. Sie wurden zu der Aktion getrieben, weil sie sich unmittelbar bedroht fühlten. Durch den überraschenden schnellen Vormarsch der Roten Armee bis an die Grenzen Deutschlands sahen sie nicht nur das endgültig verloren, was Hitler für ihre Gefolgschaft zugesichert hatte, nämlich Güter in Polen, in der Ukraine, in Weißrußland und den Baltenländern, sondern ihren eigenen Besitz bedroht.“ 6

 

Um Verwirrung darüber zu stiften, was Faschismus wirklich bedeutet, versucht die AfD heute, den antifaschistishen Widerstand aus den damaligen Widersprüchen im faschistischen Lager zu konstruieren. Im Bundestag forderte sie am 4. Juli die Einrichtung einer Gedenkstätte für die Männer des 20. Juli 1944: „In besonderem Maße müssten die Motive und die weltanschauliche Verortung transparent gemacht werden, ,die für den politisch verantwortungsbewussten Teil des Adels als Träger des militärisch-nationalkonservativen Widerstands und die mit ihm kooperierenden bürgerlich-zivilen Widerstandskreise' bestimmend waren.“ 7

 

Der Hauptfeind des Faschismus waren zum ewigen Verdruss der AfD jedoch die proletarisch-revolutionären Kräfte. Man kann versuchen, darüber hinwegzutäuschen, allein die geschichtliche Wahrheit ist eine andere!