Metall- und Elektroindustrie

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Tarifrunde eingeläutet – Es gibt viel zu diskutieren und zu tun!

Am gestrigen 9. Juli beschloss der IG-Metall-Vorstand die Forderung für die kommende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Mit 7 Prozent mehr Geld und 170 Euro Erhöhung der Ausbildungsvergütung, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, geht die IG Metall an den Start.

Von Arbeiterkorrespondenz
Tarifrunde eingeläutet – Es gibt viel zu diskutieren und zu tun!
Aktivisten der IG Metall in München (rf-foto)

In den vergangenen Monaten fanden unter über 300.000 Metallerinnen und Metallern dazu Befragungen statt. In verschiedenen Diskussionen erfuhren wir, dass es besonders um die Höhe der notwendigen tariflichen Lohnerhöhung kontroverse Diskussionen und Auseinandersetzungen in den verschiedenen Tarifbezirken gab.

 

Die an unsere Tarifkommissionen BBS (Berlin-Brandenburg-Sachsen) herangetragenen Forderungen aus verschiedenen Betrieben lag hier mit „mehr als 7 Prozent“ im Vergleich zu anderen Bezirken am höchsten. Und auch diese Höhe war stark umstritten – angesichts des Reallohnraubs durch die höchste Inflation seit dem Zweiten Weltkrieg und ihrer Folgen in den Geldbeuteln aller Beschäftigten, die sich bis heute bemerkbar machen.

 

Unter dem Motto „Solidarität gewinnt“ startete die IG Metall in die Tarifrunde 3,9 Millionen Beschäftigte in der Branche. Vor ca. 14 Tagen schloss die Gewerkschaft IGBCE für ca. 600.000 Beschäftigte ihre Tarifrunde mit 6,85 Prozent (2 Prozent ab 1. September 2024, 4,85 Prozent ab 1. April 2025) ab. Zusätzlich gibt es einen Urlaubstag mehr für Gewerkschaftsmitglieder als Mitgliederbonus und bei einem Gewerkschaftsjubiläum einen zusätzlichen freien Tag. Dieser Abschluss erfolgte ohne Vollmobilisierung der organisierten Mitglieder. Besonders nach dem Bekanntwerden des Abschlusses der IGBCE in der Chemiebranche wurden die kritischen Diskussionen unter den Kollegen um die aktuellen Forderungsdiskussionen unserer IG Metall mehr und lauter. „Die haben ohne große Warnstreikwellen fast 7 Prozent und mehr durchgesetzt. Wir gehen mit 7 Prozent an den Start – bei über 20 Prozent höheren Preisen für Sprit und Lebensmittel“, sagten einige Kollegen. Und das ist beileibe keine Einzelmeinung. Weiter sagten sie: „Was kommt dann auf dem Verhandlungswege raus? 5 Prozent? Da bleibt nur die volle Durchsetzung der gesamten Forderung, sonst sind wir doch nur die Ge…ten.“.

 

Von Kollegen bei Infineon Dresden hörten wir, dass auf ihren Betriebsversammlungen im Juni Betriebsräte aufgedeckt hätten, wie sich der Konzernvorstand Ende 2022 seine „Lohnerhöhung auf Dauer“ durch ein neues „Vergütungssystem“ gesichert hat. Kurzerhand haben sie „marktgerecht“ den „Spielraum für die Vergütung“ der ordentlichen Vorstandsmitglieder „erweitert“ und die maximale Vergütung von 4,2 Millionen Euro auf 5,3 Millionen Euro pro Jahr erhöht. Satte 25 Prozent und mehr! Dem Vorstandsvorsitzenden wurde die Vergütung von 7,2 auf heute 9,2 Millionen Euro erhöht.

 

Zu Recht forderten die Kollegen in einer ihrer Veröffentlichungen: „Wer sollte es uns Beschäftigten daher verübeln, wenn wir angesichts der auf hohem Niveau etablierten Preise bei Lebensmitteln, Energie und Spritpreisen auch 25 bis 30 Prozent Lohnsteigerungen einfordern und diese über gewerkschaftliche Tarifrunden oder in selbständigen Kämpfen erstreiten.“.

 

Einerseits werden Milliarden an Steuergeldern als Subventionen für die Chipindustrie umverteilt. Andererseits kämpfen die meisten dieser Belegschaften, wie aktuell bei Bosch oder seit vielen Jahren bei Infineon Dresden, überhaupt um eine Tarifbindung. Bei Infineon geht es aktuell auch gegen die Kündigung der Leiharbeiter.

 

Mit dem Vorstandsbeschluss der IG Metall beginnt eine neue Runde in der Auseinandersetzung in der Tarifrunde. In den Auseinandersetzungen geht es gegen sozialchauvinistische Positionen wie „unsere deutsche Industrie stärken“ und für die proletarische Position „unsere Interessen und Forderungen als Arbeiter, Angestellte und Azubis voll durchzusetzen, auf Kosten der Profite“.

 

Auch deshalb sind die weiteren Diskussionen in den Betrieben, am Arbeitsplatz, auf den gewerkschaftlichen Versammlungen zur breiten Mobilisierung zum Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft so wichtig.

 

Der Tarifauftakt im Tarifbezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen in Potsdam am 14. September, auf dem es eine Demonstration und Kundgebung geben wird, ist dafür eine erste Probe!

 

Angesichts der anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland sowie der wichtigen Erfahrungen der Massen in Frankreich sind die klare Positionierung unserer IG Metall gegen die AfD und für ein Verbot dieser faschistischen Partei das Gebot der Zeit. Das Gleiche gilt für das höchste Engagement der Vertrauensleute, Betriebsräte und der aktiven Kollegen in den Betrieben, auf gewerkschaftlichen Versammlungen für die aktive Mitarbeit in antifaschistischen Aktionen und Bündnissen.