Frankfurter Buchmesse

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Italien Gastland: Offizelle Delegation ohne antifaschistische Schriftsteller?

Italien ist Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse im Oktober. Augenscheinliches Ziel der Meloni-Regierung: Den großen Einfluss fortschrittlicher, linker und antifaschistischer Kultur zu brechen.

Von hi

Als  bekannt wurde, dass der bedeutende italienische Schriftsteller Roberto Saviano - entschiedener Gegner der Mafia und der Meloni-Regierung - nicht zur offiziellen italienischen Delegation gehört, stieß das auf große Empörung. Er wurde auch zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt. Er hatte Meloni wegen ihrer menschenfeindlichen Flüchtlingspolitik treffend als „Bastard“ bezeichnet.

 

Aufgrund der großen Empörung sollte er dann doch noch in die Delegation. Das lehnte er ab. Vier Mitglieder der Delegation traten aus ihr aus. Antonio Scurati, erst kürzlich aus einer Sendung des staatlichen Fernsehsenders Rai ausgeladen, hatte demonstrativ im Vorfeld auf die Delegationsteilnahme verzichtet. Schriftsteller fahren unabhängig von der Regierungsmannschaft nach Frankfurt. Mehr als 40 forderten, auf den Bühnen frei mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern diskutieren zu können. Im Plan waren nur Gespräche innerhalb der Delegation vorgesehen.

 

Italien hat eine große literarische und kulturelle Tradition. Friedrich Engels bemerkte im Vorwort zum 3. Band des Kapitals: „Italien ist das Land der Klassizität. Seit der großen Zeit, als bei ihm die Morgenröte der modernen Welt aufging, brachte es großartige Charaktere hervor in unerreichter klassischer Vollendung, von Dante bis Garibaldi." (Seite 28). Als die Bourgeoisie im Kampf gegen den Feudalismus in der Aufklärung noch eine fortschrittliche Rolle spielte, stand Italien an vorderster Front des kulturellen Fortschritts.

 

Im offiziellen italienischen Werbevideo taucht verblüffenderweise der Amerikaner Ezra Pound auf. Des Rätsels Lösung: Er war Mussolini-Verehrer, Propagandadichter für den faschistischen Rundfunk und bewunderte Ernst Jünger und seine Kriegshetze. Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung zum Ehrengastauftritt, ist bekannt für seine Hetze gegen Minderheiten. Als Rai-Programmchef hat er 2011 eine Folge der ARD-Serie „Um Himmels willen“ zensiert, weil zwei Männer am Altar einer katholischen Kirche im Beisein einer Nonne die Ehe schlossen. Er kandidierte auf der Liste der faschistischen Fratelli d'Italia.