Diskussion im Vorfeld der Tarifrunde bei VW in Zwickau

Diskussion im Vorfeld der Tarifrunde bei VW in Zwickau

„Arbeitszeit runter statt Befristete raus!“

Normalerweise herrscht vor den Werksferien mit Aussicht auf drei Wochen Urlaub gelöste Stimmung in der Montage. Dieses Jahr nicht und ein Zeitungsartikel gießt zusätzlich Öl ins Feuer. „Im VW-Werk in Zwickau fallen noch einmal 1000 Jobs weg“, titelte die Freie Presse am 1. Juli. Im Artikel geht es um die Zukunft der noch circa 1000 Kolleginnen und Kollegen, die zurzeit einen befristeten Vertrag haben.

Korrespondenz aus Ostdeutschland
„Arbeitszeit runter statt Befristete raus!“
Solidarische Zwickauer Metaller beim Kampf um jeden Arbeitsplatz der Opelaner in Eisenach im jahr 2022 (Screenshot aus einem Solidaritätsvideo)

Seite an Seite mit der über neuntausend-köpfigen sogenannten Stammbelegschaft bauen sie seit Monaten, Tag für Tag im Dreischichtbetrieb Elektroautos von VW, zum Beispiel den ID 4 sowie andere E-Mobile verschiedener Konzernmarken.

 

Aus Unternehmenskreisen und Teilen des Betriebsrats heißt es, die Freie Presse verdrehe die Tatsachen und schüre Panik. Schließlich gehe es „nur“ um befristete Verträge und es habe nie Zusagen zur Weiterbeschäftigung gegeben. Und immerhin habe VW Zwickau schon über 600 Leute entfristet. Mit diesen Argumenten ist der wachsende Unmut in Teilen der Belegschaft allerdings nicht zu beschwichtigen. „Das sind UNSERE Kollegen! Die haben sich hier genau wie wir täglich den A... aufgerissen. Die haben oft mehr rangeklotzt als wir, weil bei Entfristungen ja sogar noch ausgesiebt wurde - nach dem Motto 'keine gute Führung – dann Du bist raus'. Wir brauchen hier jeden und jeder braucht seine Arbeit“. Das ist keine Einzelmeinung. Viele machen ihrem Ärger in Gesprächen oder in den Social Media Luft. Die Hoffnung, dass der Betriebsrat es lösen wird, ist geschrumpft.

 

Umweltpolitisch irrsinnig sind Standpunkte, wie sie von AfD-Faschisten und deren Freunden reingetragen werden: „Weg mit der E-Mobilität, zurück zum Verbrenner!“. Spalterisch vertreten sie auch „deutsche, noch besser, sächsische Arbeitsplätze zuerst'. Einen überzeugenden Plan, wie die Weiterbeschäftigung der Befristeten durchgesetzt werden kann, gibt es aber bisher auch noch nicht. „Die Arbeitszeit muss weiter runter, statt die Befristeten raus!“, ist noch eine Minderheitsposition. Dabei ist die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich jetzt ein echter Ansatz und es ist gar nicht einzusehen, dass Arbeitszeitverkürzung in der kommenden Tarifrunde keine Rolle spielen soll. Nach den Ferien muss das im Betrieb, unter den Vertrauensleuten und in der Tarifkommission diskutiert werden. Die MLPD stellt ihr Know-how zur Verfügung. Denn klar ist, dass dazu auch selbständig gekämpft werden muss. Noch sind die Befristeten da - und Trümpfe auf der Hand.