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Verschärfte Ausbeutung: Zur Lage der türkischen Arbeiterklasse

Vor paar Tage veröffentlichte ISO (İnternational Organisatzion for Standardization) Daten der 500 größten Unternehmen der Türkei. Laut dem Bericht erwirtschafteten sie einen Betriebsgewinn von 937,338 Milliarden Türkischer Lira (TL), also etwa 28 Milliarden Euro.

Korrespondenz
Verschärfte Ausbeutung: Zur Lage der türkischen Arbeiterklasse
Die Karikatur "Hüter unserer Industrie" von 1883 (Mayer Merkel & Ottmann) zeigt unverändert die wahren Verhältnisse.

Der Unternehmer verdiente durch Ausbeutung pro Arbeiter im Jahr 2023 einen Gewinn von 1.166.000 TL, etwa 34.000 Euro. Der durchschnittliche Nettomonatslohn eines Arbeiters betrug in der Zeit bei großen Unternehmen etwa 28.000 TL (etwa 800 €). Demnach lag die Ausbeutungsquote bei 347 Prozent.

 

Diese Löhne liegen unter der von Türk-İş im Mai angekündigten Armutsgrenze von 61.778 TL. (etwa 1750 €). Während der Lohn eines neu eingestellten Arbeitnehmers 45 Prozent der Armutsgrenze beträgt, liegt der Lohn Arbeitnehmers nach 19 Jahren bei 74 Prozent der Armutsgrenze. Der offizielle Mindestlohn beträgt etwa 445 €.

 

Die Höhe des Eigenkapitals und der Vermögenswerte, bestehend aus Investitionen und Gewinnen der Unternehmen, ist regelrecht explodiert. Das gesamte Eigenkapital der Unternehmen stieg innerhalb eines Jahres um 244 Prozent. Die Unternehmen erzielten im Jahr 2021 einen Betriebsgewinn von 341,9 Milliarden TL, im Jahr 2022 von 671,1 Milliarden TL und im Jahr 2023 von 937,3 Milliarden TL. Die Betriebsgewinne der Unternehmen stiegen in drei Jahren um 2,7 Prozent.

 

Der Beschäftigungszuwachs dagegen hat sich halbiert: Die Arbeitnehmer werden stärker ausgebeutet. Alle untersuchten Unternehmen beschäftigen neben Festangestellten auch viele Zeitarbeitnehmer. Also verschärfte Ausbeutung, Mobbing, Verhinderung gewerkschaftlicher Organisation und die bestehenden Gewerkschaften führen eine Politik der Klassenzusammenarbeit während sie die kämpferische Richtung unterdrücken. Selbstmord und tödliche Unfälle sind tägliche Themen.

 

Die Arbeiter nehmen diese Verhältnisse nicht so einfach hin. Es gab sehr viel Widerstand im kleineren Rahmen. Solcher Widerstand kommt sehr oft unter Führung kämpferischer Arbeiter zustande, die meisten Kämpfe werden in kleineren Unternehmen geführt. Der Grund ist, dass hier meistens die Löhne später oder monatelang nicht bezahlt werden. Außerdem sind die Gewerkschaften nicht überall organisiert. Derzeit sind nur 15 Prozent der Arbeiter in der Türkei organisiert.

 

Gleichzeitig nehmen die Proteste insgesamt zu, die AKP ist nicht mehr in der Lage wie früher zu regieren, verliert ihre Massenbasis. Anders als in Europa scheint hier der Linkstrend vorzuherrschen: Die Massen haben genug Erfahrung mit Faschisten gehabt.